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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin


Chronologisch Thread 
  • From: DRMPG <DRMPG AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin
  • Date: Sat, 14 Jul 2012 16:49:07 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo,

niemand will Studien generell abschaffen, wie gesagt, es geht um einen kritischen Umgang damit. Der Ansatz Erfahrungen mit Studien zu kombinieren ist wünschenswert, aber leider im jetzigen System nur graue Theorie, denn leider wird dir keine Krankenkasse etwas bezahlen, was du aufgrund deiner "klinischen Expertise" verordnest. Bestenfalls schicken sie dir den MDK ins Haus, im schlimmsten Fall gehst du als Arzt in den Regress, da deine "klinische Expertise" nach Meinung der Krankenkasse nicht genug evidenzbasiert ist.
Und um die Frage zu beantworten, woher das Wissen stammen soll : Auch vor dem Zeitalter der EbM gab es schon medizinische Erfolge, z.B. die Impfungen gegen Pocken, Kinderlähmung, usw.,um bei den angesprochenen Impfungen zu bleiben.
Und um die Frage des Erfahrungsgewinns zu beantworten : Ärzte gehen zu Kongressen, lesen Fachliteratur, hospitieren bei Kollegen und besprechen sich in lokalen und regionalen Zirkeln. Dieser Erfahrungsaustausch ist es, der Anwendungen auch außerhalb von Studien verbreitet und sicher macht. Auch hier wieder ein Beispiel aus meinem Fachgebiet : Fentanyl ist ein hochpotentes Schmerzmittel, das für folgende Indikationen zugelssen ist :

Fentanyl 0,1 mg ist ein kurzwirksames
Opioid zur Verwendung
– zur Neuroleptanalgesie und Neuroleptanästhesie,
– als analgetische Komponente bei Anästhesien mit endotrachealer Intubation und Beatmung
– zur Schmerzbehandlung in der Intensivmedizin
bei Patienten mit Beatmung

Zunehmend wird es auch in der Notfallmedizin zur Schmerztherapie ohne Intubation und Beatmung eingesetzt, da es sehr schnell wirkt und gut steuerbar ist. Wenn man das nicht macht, nimmt man in Kauf, das Notfallpatienten unnötig lange Schmerzen haben, aber zugelassen ist es dafür nicht. Jede derartige Gabe ist also ein "off label use", den der anwendende Arzt zu verantworten hat, im Rahmen seiner Therapiefreiheit unter Beachtung des entsprechenden Risikoprofils.

VG

Matthias Gast




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