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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin


Chronologisch Thread 
  • From: swagi 666 <swagi AT richertigers.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] LQFB: evidenzbasierte Medizin
  • Date: Sat, 14 Jul 2012 09:33:14 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Am 12.07.12 22:52, schrieb DRMPG:

Hallo zusammen,

es lässt sich sicherlich viel Geld sparen, wenn man nur noch evidenzbasierte Therapien bezahlt, schlussendlich bleibt dann nämlich nicht mehr viel übrig.
Stimmt so nicht...
Angeführt wurden schon die ethischen Gründe, deshalb gibt es namentlich bei Kindern so gut wie keine Studien.
Das Schattenargument vom "wirkt bei Kindern anders" ist doch völlig albern. Hier liegt das Problem doch viel mehr in der "Verdummung" der Teilnehmer aus dem Gesundheitswesen. Ich als Tierarzt rechne täglich patientenbezogene Dosierungen in mg/kg aus. Alternativ gibt es einige Dosierungsvorschriften in mg/qm Körperoberfläche. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass im Gegensatz zu den meisten Medizinern Anästhesisten z.B. auch individuelle Dosen berechnen. ;-)
Z.T werden Medikamente nicht mehr für gewisse Indikationen zugelassen, nicht weil sie nicht wirken, sondern weil die Verlängerung der Zulassung zu teuer ist gegenüber dem Gewinn der Pharmafirma (z.B. ist Alupent nicht mehr für bradycarde Herzrhythmusstörungen zugelassen).
Bin kein Kardiologe, sage dazu aber, dass im Zweifel sowieso bei einer schwerwiegenden bradykarden Rhythmusstörung ein Schrittmacher indiziert ist. Bei Google-Books ist auffindbar, dass Ipatropiumbromid Mittel der Wahl sei. Generell stellt sich mir die Frage, warum Du einem Beta-Sympathomimetikum hinterhertrauerst, welches keinerlei Indikation ausser als Notfallmedikament hat und mMn gegenüber Dopamin deutliche Nachteile hat.
Zudem kommt es ja auch immer auf das Fragestellung der Studie an : Wird z.B. als Endpunkt die Verlängerung der Überlebenszeit durch eine Therapie untersucht und ergibt sich hierfür keine signifikante Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe, heisst das ja noch nicht, das die Lebensqualität in der Therapiegruppe nicht signifikant besser war, aber das ist halt nicht Gegenstand der Untersuchung. Und wenn eine Therapie nach Studienlage statistisch gesehen nicht hilft, bedeutet das noch lange nicht, das sie im Einzelfall nicht wirksam ist.
Hier sind wir ganz nah an einer Diskussion über Placebo. Nur so...
Zudem gilt nach wie vor der Satz : "Traue nur der Studie, die du selber gefälscht hast". Somit bleibt das Fazit, das die meisten Therapien aufgrund von Erfahrungen entstanden sind. Hierzu empfehle ich auch das Studium des folgenden Artikels : http://www.neonatology.org/pdf/ParachuteUseRPCT.pdf .Schlussendlich bleibt jede Therapie die Einzelfallentscheidung des erfahrenen Arztes, diese lässt sich auch nicht durch das gesunde Halbwissen des über Flyer, Internet oder Gesundheitsportale aufgeklärten Patienten ersetzten, es hat seine Gründe, warum ein Medizinstudium incl. Facharzt länger als 1 Jahrzehnt dauert.
Du weisst schon, dass gerade dies das Grundprinzip der evidenzbasierten Medizin ist? Zitat aus WIkipedia:
"In der klinischen Praxis der EbM bedeutet dies die Integration individueller klinischerExpertise <http://de.wikipedia.org/wiki/Expertise>mit der besten, verfügbaren, externen Evidenz aus systematischer Forschung; sie schließt auch die*Patientenpräferenz*mit ein.

EbM kann auch den Verzicht auf Therapie beinhalten, d. h. zu wissen, wann keine Therapie (anzubieten / vorzuschlagen) besser ist für den Patienten als das Anbieten / Vorschlagen einer bestimmten Therapie.^[2] <http://de.wikipedia.org/wiki/Evidenzbasierte_Medizin#cite_note-Jama-1> .

Ein bekanntes Beispiel istProstatakrebs <http://de.wikipedia.org/wiki/Prostatakrebs>bei alten Männern: je nach ihrem Alter, ihrer Lebenserwartung und dem Entwicklungsstadium des Prostatakrebses ist oft das Nicht-Therapieren die beste Entscheidung."




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