Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich


Chronologisch Thread 
  • From: Marco Cappell <me AT marcocappell.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich
  • Date: Sun, 11 Mar 2012 23:29:53 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoi zusammen,

ich kann hier teilweise nur mit dem Kopf schütteln. Es ließt sich ja sehr schön, dass alles Murks ist. Viel Sinnvolles zur Verbesserung ist aber hier auch nicht rumgekommen.

Ich sehe auch ein, dass wir eine dringende Reform brauchen. Welches Land wir dafür als Vorbild nehmen ist erst mal zweitrangig.

Wir sollten uns erst mal Gedanken machen, warum das heutige System sich nicht mehr trägt. Sobald das Ergebnis vorliegt kann man sich dann überlegen, wie man es Tragbarer gestaltet.

Ich möchte hier einige Themen aufgreifen. "In England kann man sich medizinisch kostenfrei behandeln lassen, wenn man drankommt". Es ist unglaublich wofür Menschen zum Arzt rennen. Ins Krankenhaus gehen oder sich gerne mal einen Kranken- oder Rettungswagen bestellen, damit sie ins Krankenhaus kommen und schneller Behandelt werden. Der Staat hat ja schließlich für mich zu sorgen, so die Auffassung vieler. Hier ergibt sich ein Ansatzpunkt.

Warum möchte man keine medizinische Grundversorgung einführen? Warum soll die Allgemeinheit für die Verpfuschte Brust OP aus Schönheitsgründen aufkommen?

Der Bürger wird nicht angehalten sich präventiv zu verhalten. Er pflegt sein Auto besser, als sein Leben. Die Prävention muss hier schon in der Schule gelehrt werden.

Warum kann es keine Einheitskrankenkasse in staatlicher Hand geben in der z.B der Arzt seine Rechnung für die Behandlung eines Patienten einreicht. Der Patient hat die Rechnung vorher gesehen und unterschrieben.

Warum kann der Patient nicht seine komplette Krankenakte auf der Versicherungskarte speichern? Somit hat er alle Daten zusammen und lästigen Doppeluntersuchungen werden reduziert.

Warum sind Medikamente in Deutschland so teuer? Ach ja, ich habe die Entwicklungskosten vergessen..... Bei Milliardengewinnen fallen die sicher richtig ins Gewicht......

"Keine Dialyse im Folgemonat" Dialysen sind wichtig und auch lebenserhaltend. Warum Zahlt die Allgemeinheit Dialysekosten für Jemanden der Jahrelang ungesund gelebt hat? Hier stellt sich nicht die Frage wenn es aus Erkrankungsgründen gekommen ist.

Warum Zahlen Unternehmen, die Gesundheitsgefährdende Produkte auf den Markt bringen nicht in einen Fond ein, der dem Gesundheitswesen zugute geführt wird?

Warum haben Strafgefangene eine bessere medizinische Versorgung auf Staatskosten wie Menschen in einem Altenheim.

Warum kostet eine Pflegeplatz in einem Altenheim in der Stufe 2 2800 Euro und warum sitzen die Menschen dann vegetierend auf den Fluren. Jeder normale Mensch, der für 2800 Euro in ein Hotel geht hat wohl höhere Ansprüche an die Belegschaft......

Wie man sieht krankt das ganze System. Wir brauchen nicht nur eine Reform eines einzigen Systemteils sondern einen Grundlegende Reform aller zuarbeitenden Teile

Schöne Grüße
Marcocap


Am 11.03.2012 21:26, schrieb Tim Chrispeels:
Liebe AGler,

wer einen Systemvergleich durchführen möchte, kann das schon tun. In Europa existieren viele unterschiedliche Krankenversicherungsmodelle. Einige toll, andere .......
Beispiel Groß Britanien:
Wenn wir eine Bürgerversicherung in Deutschland nach Dr. Lauterbach einführen, sieht es bei uns in 10Jahren aus, wie in England zur Zeit. Wer dort krank wird, geht zu einem Medizinischen Zentrum und kann sich kostenlos behandeln lassen. Sofern er dran kommt und sofern er im arbeitsfähigen Alter ist.
Wer in England an die Dialyse muss und pensioniert wird, bekommt ab dem Folgemonat kein Geld mehr für seine Dialyse. Im Supermarkt kann man Zahnsets kaufen. Die enthalten eine Narkosespritze und Besteck für die eigene Zahnbehandlung. zahn ziehen und schon ist alles gut. Bei aller Liebe, aber so etwas kann niemand in Deutschland wollen. Außer vielleicht Herr Dr. Lauterbach und alle, die ihm nachlaufen wie dem Rattenfänger von Hameln.

Frankreich hat ein System, bei dem ich den Arzt, Apotheker etc. selbst bezahlen muss. Die Rechnung reiche ich dann bei meiner Versicherung ein und bekomme das Geld zurück, das mir zusteht. Lasse ich also Leistungen erbringen, die über das normale/medizinisch Notwendige Maß hinaus geht, bleibe ich auf Zusatzkosten sitzen. (Funktioniert ebenso bei der Deutschen Privaten Krankenversicherung)

Die Schweiz ist mein Lieblingsland, wenn es um Beispiele geht, wie wir es machen sollten:
- Versicherungspflicht
- Ausschließlich Private Krankenversicherer
- Das Leistungspaket ist flexibel wählbar (nein, keine Flatrates) z.B. Wahleistungen im Krankenhaus, Freie Arztwahl, uvm.

Wie es ein Parteifreund aus Schleswig treffend formulierte: "Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir entscheiden müssen, wie wollen wir in Zukunft leben?"
Wer sich das jüngste Kind der Sozialgesetze anschaut, sieht, wo wir derzeit hinsteuern: Die Pflegeversicherung wurde 1995 gegründet und war schon fast zwei Mal pleite. Die Beiträge sind regelmäßig nach oben korrigiert worden, die Leistungen lediglich nach unten. Wer einen Bekannten oder Verwandten in der Pflege hat, weiß, wovon ich rede. Wer nicht, dem sei es kurz erklärt:
Eine Vollstationäre Pflege in der Pflegestufe 2 kostet derzeit ab 2800 Euro aufwärts. Erstattung der Pflegekasse bei anerkannter Pflegestufe 2: 1100 Euro. Rest geht auf Kosten des Vermögens, dann auf Kosten der Angehörigen und wenn das auch nicht mehr zieht (weil keine Angehörigen mehr da sind oder diese auch schon pleite sind) zahlen wir die Zeche.
Auch hier kann ich nur sagen: Das System Bismarks war schon damals zu kurz gedacht. Das wusste Bismark allerdings auch schon. Es sollte lediglich die Arbeiter von ihren Protesten abhalten. Gewirkt hat es ja, aber das System funktioniert eben nur so lange gut, solange die Menschen ein Rentenalter von 65 Jahren hatten und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 59,6 Jahren. Heute potenzieren wir die Anzahl der Leistungsempfänger, die durchschnittlich 86,5 Jahre alt werden. Und die Leistungszahler? Zählt einmal in den Kindergärten und Schulen nach........
Schönen Abend
McNabb




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang