Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich

["Dieter Schlierf" <praxis AT dschlierf.de>]

Den Gedanken finde ich sehr bedenkenswert.

Wir haben es allerdings in Deutschland inzwischen meiner Meinung nach mit 
einem von Gesundheitsökonomen in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsindustrie 
sehr weit fortgeschrittenen System der Ökonomiesierung des Gesundheitssystems 
zu tun. Was vor zwanzig Jahren noch durch kommunale Träger und gemeinnützige 
Träger im Krankenhaussektor und durch zumindest finanziell unabhängige 
freiberuflich tätige Haus- und Fachärzte im ambulanten Bereich erbracht 
wurde, ist inzwischen zu sehr großen Teilen, derzeit vor allem im 
Krankenhaussektor, in den letzten Jahren zunehmend auch im ambulanten Bereich 
durch einige wenige Großkonzerne übernommen worden. 
Das Ärztebashing hat dazu geführt, dass Viele zwar aus eigenen Erfahrung dem 
persönlich bekannten Haus- und Facharzt vertrauen aber im allgemeinen den 
Ärzten eher finanzielle Interessen als Interesse am Wohl der Patienten 
zutrauen. Nicht von ungefähr war unser Gesundheitssystem vor 20 Jahren das 
beste und eines der preisgünstigsten Gesundheitssysteme in der Welt!
Die Frage ist also eher:
Wie können wir es verhindern, dass Gesundheitskonzerne immer noch mehr des 
jährlich dreistelligen Milliardenregens aus den Krankenkassenbeiträgen in 
ihren Schlund saugen und den freiberuflich Tätigen wegnehmen?


Von: porcupine87
Gesendet: Samstag, 10. März 2012 21:59
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich


syna schrieb:
>  --> Wollen wir mehr "Staatssystem"?
> Oder wollen wir mehr "Marktsystem" -
> bezüglich der Erhebung der Einnahmen für das Gesundheitswesen? 

Hallo. Ich finde die Frage, in welche Richtung mal will, nicht zielführend. 
Bei mehr Markt, hat man auch mehr die Schwächen des Marktes. Bei mehr Staat 
hat man hierfür mehr von den Schwächen. Wie wäre es also damit, die Stärken 
zu verbinden.

Staatssystem Stärken: Jeder kann sich eine gute Behandlung leisten.
Marktsysteme: Über Angebot und Nachfrage entscheiden die Kunden, was gut für 
sie ist. Über die Nachfrage geben sie einen Preis an, ob das neue Produkt 
denn nun wirklich der Bringer ist oder einfach nur teuer und relativ dazu 
nutzlos ist.

Synthese:
Ein komplett privatisiertes Gesundheitssystem, in der jeder Bürger einen 
Gesundheitsgutschein bekommt, der in der Höhe ist, dass sich jeder ein 
Basisniveau von heute leisten kann. Dazu noch einen TÜV, der Versicherungen, 
Produkte, Krankenhäuser, Ärzte etc. bewertet. Dies muss möglichst objektiv 
geschehen. Konkurrierende private Bewertungszusammenschlüsse wären mir 
lieber, aber zusätzlich kann es einen staatlichen TÜV geben.

Dass über Werbung jeder manipuliert würde und eine nichtexistierende 
Nachfrage geschaffen würde, lasse ich nicht gelten. Das könnte man ja bei 
allen Werbungen sagen und wer drauf rein fällt, soll eben bezahlen.