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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation
- Date: Thu, 29 Jun 2017 21:59:09 +0200
Hallo Arne,
Deinen Kommentar zu meiner Aussage: Kein einziger Euro kommt heute ohne Verschuldung einer Geschäftsbank zu den Nichtbanken. habe ich gelesen aber nicht verstanden. Wenn Du sagst: "Euro-Banknoten und Münzen in den Händen von Nichtbanken sind ein Beispiel für Euros, die nicht durch Verschuldung einer Geschäftsbank zu den Nichtbanken kommen."erschließt sich mir nicht, wie die zu dieser Aussage kommst. Vom Kopfgeld der Währungsreform abgesehen kommt kein einziger Euro ohne Verschuldung einer Geschäftsbank zu den Nichtbanken. Du verkaufst der Geschäftsbank einen Computer für 5.000 € und erhältst eine Aufstockung deines Bankguthabens um diese 5.000 €. Diese lässt Du Dir bar auszahlen. Jetzt bist Du im Besitz von 5.000 € und die Bank hat eine um 5.000 € erhöhte Schuld gegenüber der Zentralbank. In Einzelschritten: Mit der Erhöhung Deines Bankguthabens um 5.000 € hat die Bank sich Dir gegenüber um 5.000 € höher verschuldet. Dein Bankguthaben ist eine Schuld der Bank. Möchtest Du nun Bargeld sehen muss die Bank einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen, sich bei dieser verschulden und sich diesen Kredit mit Bargeld auszahlen lassen. Buchungstechnisch hat die Bank im Endeffekt ihre Schuld Dir gegenüber in eine Schuld gegenüber der Zentralbank getauscht. Ein Passivtausch. ME gelangt kein Zahlungsmittel zu den Nichtbanken, ohne dass sich eine Geschäftsbank verschuldet. Die Zentralbank schenkt ihr weder Münzen noch Geldscheine. Beste Grüße Rudi Am 28.06.2017 um 22:24 schrieb Arne Pfeilsticker:
"Geld", das in eine Bank hinein fließt ist immer "Zentralbankgeld"? Wenn Banken sich untereinander Kredite geben sind die dabei entstehenden Forderungen kein "Geld"? Die Kredite der Banken an andere Banken betragen in Deutschland etwas über 2 Billionen €. Vergleicht man dazu die Verbindlichkeiten gegenüber der Bundesbank liegen diese im Bereich von einem Zehntel. Weil die Verbindlichkeiten der Banken untereinander in der Verrechungseinheit € notiert werden, sind sie damit noch lange kein Zentralbankgeld. Du hast völlig recht mit dem Einwand, dass im Zahlungsverkehr der Banken untereinander in der Praxis die gegenseitigen Verbindlichkeiten und Forderungen eine wesentliche Rolle spielen. Allerdings sind damit doch auch immer Zahlungstermine verbunden, also irgendwann muss auch das Geld fließen. Die Summe der Verbindlichkeiten von 2 Billionen € sagt ja nichts darüber aus, wann und in welcher Höhe Verbindlichkeiten - meist doch ziemlich kurzfristig - erfüllt werden. Und das geschieht meines Wissens doch mit Zentralbankgeld, d.h. durch Buchungen auf Konten bei der Zentralbank oder bei Clearinghäusern.
Wenn eine Überweisung von einem Girokonto bei der Bank A auf ein Girokonto bei der Bank B erfolgt. dann erhält entweder die Bank B von der Bank A entsprechende Reserven durch Buchung auf Zentralbankkonten oder Konten bei Clearinghäusern, oder die Bank B bucht auf die Aktivseite ihrer Bilanz eine entsprechende Forderung an die Bank A. Durch die Buchung einer solchen Forderung ist aber nach meiner Auffassung noch kein Zentralbankgeld aus der Bank A raus und in die Bank B rein geflossen, dies geschieht erst dann, wenn die Forderung durch Buchungen auf Zentralbankkonten oder Konten bei Clearinghäusern erfüllt wird - oder siehst Du das anders? , und die Bank hat erst dann ein Problem, wenn dieser Kredit aus der Bank raus fließt, daher muss sie für diesen Fall vorsorgen und hat dazu zwei Möglichkeiten:
Hier stimme ich Dir voll zu. In diesen Einzelheiten kenne ich mich nicht aus. Das Gleichheitszeichen ist wohl fehl am Platz. Dann erhöht sich in der Tat nicht das Bankvermögen auf der Aktivseite. Aber der Zufluss ist vorher erfolgt, nämlich beim Aufbau des Giroguthabens, der ja in der Regel durch Überweisungen von außen erfolgt (z.B. durch Gehaltszahlungen). Arne nennt die Ansammlung möglichst vieler Aktiva durch möglichst viele Kunden "Verteidigung des Geldterritoriums", wenn ich ihn richtig verstehe. Wenn nun die Bank Computer kauft, kann sie natürlich dem Händler den Kaufpreis auf dessen Girokonto einerseits bereitstellen - gleichzeitig bucht sie die Computer als Sachvermögen auf die Aktivseite - , wenn sie andererseits den Kaufpreis als Aktivum für den Fall einer Überweisung vom Konto des Händlers auf Konten einer anderen Bank aufbringen kann. Durch die Notwendigkeit, über genügend Reserven für den Geldstrom aus der Bank raus zu verfügen, gibt es sowohl für die Kreditvergabe der Bank als auch für die dem Konsum der Bank dienende Geldschöpfung eine gewisse obere Grenze. Es geht nicht nur um "Reserven" = Zentralbankgeld sondern auch um sämtliche sonstigen kurzfristigen Forderungen. Die Schaffung von neuen Zahlungsmitteln ohne entsprechende Refinanzierung hat eine Grenze, die sich zwischen den Hauptzielen einer Bank, Profit, Zahlungsfähigkeit und Vertrauenswürdigkeit einpendelt. Hier existiert sicher keine Formel zur Berechnung sondern es handelt sich um praktische Erfahrungswerte, die in die Liquiditätsplanung einfließen. So fließt die Fristentransformation, als Vorgabe der Geschäftsleitung, bereits als Strukturbeitrag in die Bankkalkulation mit ein. Ein Vorgang, der weit vor der eigentlichen Krediterteilung liegt. Dem stimme ich zu. Wenn z.B. die GLS Bank immer davon redet, dass sie das Geld ihrer Kunden für die Kreditvergabe benötigt, meint sie genau diesen Vorgang der Vorsorge von Aktiva für den Geldstrom aus der Bank raus. Natürlich stellt auch die GLS Bank Kredite im ersten Schritt durch Bilanzverlängerung bereit und schöpft so zunächst Giralgeld aus dem Nichts, dazu benötigt sie keine Kunden. Aber wenn dieses bereitgestellte, neu geschöpfte Geld im zweiten Schritt die Bank verlässt, - und irgendwann ist das in der Regel der Fall, umso eher, je kleiner die Bank ist - werden Aktiva (Reserven) benötigt, und das sind im Geschäftsmodell der GLS Bank eben nicht Kredite bei anderen Banken sondern Kundengelder, die in der Bankbilanz nicht nur als Verbindlichkeit auf der Passivseite sondern auch im Bankvermögen auf der Aktivseite gebucht sind. S. o. Nicht nur Reserven, auch andere Liquiditätsquellen fließen hier ein. Wo sind die Reserven wenn der Kunde sein Giroguthaben für längere Zeit festlegt? Hier scheitert die Ding-Geld-Ebene bei der Erklärung. Liquidität heißt doch: momentane Verfügbarkeit über Zahlungsmittel bzw. die Fähigkeit, Verbindlichkeiten fristgerecht begleichen zu können. Das geschieht im Zahlungsverkehr zwischen den Geschäftsbanken doch letztlich durch Buchungen auf Zentralbankkonten oder Konten bei Clearingstellen, also mit Reserven. Da das Management dieser beiden Geldströme, welches zum Kerngeschäft einer Geschäftsbank gehört, lauter Fristen für die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden berücksichtigen muss, und da auch die Tilgungsgelder für ausgefertigte Kredite mit Tilgungsfristen verbunden sind, kann man dieses Management grob mit Fristentransformation oder Liquiditätsplanung bezeichnen. Dabei kommt es nicht auf die Wortwahl an sondern darauf, was sich in Wirklichkeit abspielt. Die beiden Begriffe in dieser Weise gleichzusetzen wird der Bedeutung im realen Bankenbetrieb keineswegs gerecht. Auf der anderen Seite kann es ja auch sein, dass Dein Informationsbedarf mit Deiner vereinfachten Erklärung bereits gedeckt ist, auch wenn einige Fragen offen bleiben. Tiefergehende Untersuchungen und umfangreiche Diskussionen um das Bankgeschehen möglichst detailliert darzustellen kannst Du als überflüssig ansehen. Dies sei Dir unbenommen. Du erlaubst aber sicher, dass nicht alle Listenmitglieder das so sehen müssen? Das hast Du sehr nett formuliert. Tiefer gehende Untersuchungen finde ich wichtig, und sie sollten dann natürlich auch im Detail stimmig sein - und zum Betreff passen. Nach meinem Eindruck war jedoch die Diskussion unter dem Betreff " Geldschöpfung vs Fristentransformation" sehr ausufernd und teilweise mehr verwirrend als aufklärend, wobei Deine geduldigen Beiträge eher zur Klärung beigetragen haben. Mein Versuch einer vereinfachten Darstellung der Bankvorgänge als Folge einer Kreditvergabe durch das Bild der beiden Geldströme (rein und raus) ist notwendigerweise im Detail ungenau, im Übrigen aber doch wohl zutreffend. Beste Grüße Peter Baum -- ag-geldordnung-und-finanzpolitik mailinglist ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de The list homepage: https://lists.piratenpartei.de/sympa/info/ag-geldordnung-und-finanzpolitik -- ag-geldordnung-und-finanzpolitik mailinglist ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de The list homepage: https://lists.piratenpartei.de/sympa/info/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
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- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Exile (O.Herzig), 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Peter Baum, 19.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 20.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Rudolf Müller, 26.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Peter Baum, 26.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Alexander Raiola, 26.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Rudolf Müller, 27.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 28.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Rudolf Müller, 29.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Amos Comenius, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Stephan Schwarz, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Stephan Schwarz, 19.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 19.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 19.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Sebastian Alscher, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 25.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 25.06.2017
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