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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Clearing

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Clearing


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Clearing
  • Date: Tue, 11 Aug 2015 22:48:55 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Arne,

Arne Pfeilsticker schrieb:
Am 08.08.2015 um 19:44 schrieb moneymind <moneymind[at]gmx.de>:
Hallo Arne,
Du schreibst:

Der Begriff Vollgeld kommt von vollwertiges Geld und gemeint ist dabei Zentralbankgeld.
Für Dich (das ist DEIN Verständnis des Begriffs). Und für Axel?
Wenn ich Dir für 100 Geldeinheiten etwas abkaufe, und du mir 10 Tage später etwas für 100 GE abkaufst, und wir anschließend unsere Forderungen verrechnen und damit erfüllen (wodurch sie verschwinden), hat für Dich ja Deiner Definition zufolge sowohl Geldschöpfung als auch Zahlung als auch Geldvernichtung stattgefunden.
Richtig.
Was war an dem "Geld", das wir verwendet haben, für Dich nicht "vollwertig“?
Deine und meine Forderung sind kein gesetzliches Zahlungsmittel. Das ist der kleine Unterschied.

Sie waren nicht nur kein "gesetzliches Zahlungsmittel". Sie waren ganz generell nicht das Zahlungsmittel, worauf sie eigentlich lauteten. Bevor es Zentralbanken gab, gab es Gerstengeld- oder Goldgeldstandards, in denen diese als Zahlungsmittel, Wertstandard und Tauschmittel definiert waren.

Sie wurden in dem Beispiel ebenfalls nicht benötigt. Wir haben damit aber trotzdem bezahlt. FÜR UNS (nicht unbedingt auch für alle anderen) waren unsere Forderungen also "vollwertig". Warum hätten wir auch sonst auf das eigentlich als Zahlungsmittel definierte - was auch immer es konkret war, Gold, Gerste, Zentralbankgeld oder was auch immer - verzichten sollen?

Du kannst auf ein Stück Toilettenpapier 10 € schreiben und so lange dieses Stück Papier als Zahlungsmittel akzeptiert wird, funktioniert es wie normales Geld. Der Stresstest kommt, wenn jemand sagt, damit kannst du dir den Hintern abwischen, ich will gesetzliches Geld. - Und wenn das Viele machen, dann nennt man das Bankenrun.

Ja, natürlich. Aber wiederum: nicht "gesetzliches Geld", sondern "das, was als letztendliches Zahlungsmittel definiert ist". Bank runs bzw. runs auf das letztendliche Zahlungsmittel gab es lang, bevor es Zentralbanken und "gesetzliche Zahlungsmittel" gab.

Nur: warum sollten wir deswegen auf die Möglichkeit der Verrechnung verzichten?

ich habe den Begriff Vollgeld nicht erfunden und versuchte dir lediglich mitzuteilen, dass das Wort „Voll“ in Vollgeld nicht das Gegenteil von Leer bedeuten soll, sonder schlicht und einfach eine andere Bezeichnung für Zentralbankgeld ist.

Dann halte ich mal fest: Vollgeld ist für Dich ausschließlich Zentralbankgeld und nicht "das, worauf Geldforderungen lauten, also das, was jeweils als letztendliches Zahlungsmittel definiert ist und als solches akzeptiert wird" (das ist eine generellere Definition als Deine).

In einem auf Gold basierenden Kredit- und Zahlungssystem beispielsweise, in dem Gold als letztendliches Zahlungsmittel definiert ist (wie während der free banking era vor der Existenz der FED zwischen Geschäftsbanken, oder im Goldstandard als internationales Zahlungsmittel), wäre dieses für Dich KEIN "Vollgeld", richtig?

Dann frage ich Dich, was eigentlich für Zahlungen zwischen Zentralbanken (z.B. zwischen der EZB und der russischen Nationalbank) "Vollgeld" bzw. das letztendliche Zahlungsmittel zur Begleichung von Restsalden darstellt, und warum. Im Goldstandard zahlte ja z.B. die FED and die BoE in Gold.

Zwischen Geschäftsbankengeld und Zentralbankgeld besteht schon ein Unterschied. Auf eine Zentralbank kann es kein Bankenrun geben auf Geschäftsbanken schon.

Auf eine nationale (oder europäische) Zentralbank kann es natürlich auch einen run der nationalen (oder europäischen) Geschäftsbanken geben. Was ist denn eine Finanzkrise anderes? Nur kann die Zentralbank in der von ihr selbst per Bilanzverlängerung "schöpfbaren" Währung nicht illiquide werden.

Es sei denn, sie hat eine Einlösepflicht, die sie im Fall eines Run dann lösen wird - wenn sie sich das leisten kann. 1971 gab es bekanntlich einen "Run" auf die FED: die Franzosen forderten für ihre Dollars Gold zum vereinbarten Fixkurs ein. Woraufhin Nixon sagte: sorry, guys, we promised - but we are not going to deliver!

Eine Zentralbank ist ein erheblich besserer Schuldner als eine Geschäftsbank.

Woran liegt das Deines Erachtens?

Geschäftsbankengiralgeld ist nachgemachtes Zentralbankgeld und in diesem Sinne ist es nicht vollwertig.

Nach derselben Logik müßtest Du für diejenigen Kreditgeldsysteme, in denen Gold als letztendliches Zahlungsmittel definiert war, sagen: Lieferantenkredit ist Goldfälschung.

Nein, Geschäftsbankengiralgeld fungiert als letztendliches Zahlungsmittel nur aus der Perspektive von Nichtbanken. Nicht aber aus der Perspektive von Geschäftsbanken, die nach einem Clearing ihrer gegenseitigen Forderungen den Restsaldo in einem Geld begleichen müssen, das sie eben NICHT selber schaffen können, woraus ihr Liquiditätsproblem resultiert. Dieses gibt der darüberliegenden Ebene des Kreditsystems die Möglichkeit, über die Veränderung dieses Liquiditätsproblems der darunterliegenden Ebene deren Verhalten bei der Kreditvergabe zu beeinflussen (Geldpolitik), entweder expansiv oder restriktiv.

So wie nachgemachte Banknoten (= Falschgeld) keine original Banknoten sind.

Völlig andere Baustelle. Selbstgedrucktes Papier-Falschgeld ist "falsch", weil es keine Verbindlichkeit repräsentiert.

Zu deinem anderen Posting später.

Gruß
Wolfgang




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