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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Clearing

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Clearing


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Clearing
  • Date: Thu, 6 Aug 2015 08:35:04 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Marco,

zu der Übertragung von privaten Kreditbeziehungen auf Banken weiter unten im Text.

Am 05.08.2015 um 18:37 schrieb Marco Schmidt:
Hallo Arne,

ich halte es für nicht zweckmäßig, die Geldsystem-Pyramide ausgehend vom Schlussstein erklärbar machen zu wollen. Dann kommt man zu Schlussfolgerungen wie Geldfälschung der Banken usw., obwohl es im Kern um Vertrauen bei der Transferabwicklung geht [der eigentliche Schlussstein wäre natürlich erst eine Institution wie die ICU mit 'bancor' für den Austausch der ZBen untereinander]
Ja, die brauchen strikte Regeln und eine funktionierende Aufsicht, aber die Wirkrichtung bzw. der Aufbau der Geldsystem-Hierarchie geht von der Basis / von unten aus. Da gibt es einen der bezahlt, und einen der die Zahlung entgegen nimmt. Als übergeordneter "Treuhänder" ist die Bank zur Abwicklung beteiligt. Sie transformiert ein Leistungsversprechen in Liquidität (abgesichert durch Zugriffsmöglichkeiten auf Sicherheiten) und händigt das dem Empfänger aus. Ohne dieses Grundprinzip gäbe es gar keinen Anlass eine ZB zu gründen. Die wird ja erst notwendig, wenn bankenübergreifend Zahlungen nach demselben 'Treuhänder'-Prinzip abgewickelt werden sollen.
Zur Erklärung von Buchgeld hatte ich im Artikel "Wicksellsche Idealbank" im ersten Abschnitt die Einschaltung einer Bank in eine vorher rein private Kreditbeziehung beschrieben und auch mit einer kleinen Grafik erklärt. Der nächste Schritt wären dann zwei oder auch mehrere Banken in einem Land. Die Anfänge des Clearingssystems in London hat auch ohne eine Zentralbank funktioniert. Die Salden wurden mit echtem Geld = werthaltige Gold- oder Silbermünzen ausgeglichen. Dieser Ausgleich könnte jedoch auch mit einer X-beliebigen Verrechnungseinheit vorgenommen werden. Das Beispiel der Banken kann auch auf Zentralbanken übertragen werden. Wenn sie sich gegenseitig vertrauen können die Salden auch durch Kredite untereinander gleichgestellt werden. Die Beteiligung der Bank von England in das ursprüngliche Clearingsystem  geschah offensichtlich nur aufgrund der besonderen Vertrauenswürdigkeit der damaligen Banknoten der Bank von England. Diese hatte durch Einflussnahme auf die Gesetzgebung sich einmalige Privilegien verschafft und auch bleibende Restriktionen für die anderen Banken durchgesetzt. Das eine Zentralbank den Zahlungsverkehr stark vereinfachte ist unbestritten, jedoch in der heutigen Computerzeit ein kaum noch ernstzunehmendes Argument. Die Geldsystem-Pyramide ist heute zweifellos vorhanden, auch wenn sie für den Zahlungsverkehr mE nicht zwingend erforderlich wäre. Die geldpolitischen Funktionen einer Zentralbank heute sind ein ganz anderer Fall.
Zur Gelddefinition eine interessante Seite von Luk Korbmacher Was ist Geld

Beste Grüße
Mumken

In Freundschaftsverhältnissen oder im familiären Umkreis braucht es i.d.R. keinen Treuhänder bei ähnlichen Abmachungen, die funktionieren auch so. Das liegt am gegenseitigen Vertrauen der Teilnehmer oder eben der Sicherheit, auf kurzem Wege seiner Forderung auch Nachdruck verleihen zu können.

Geld ist als soziales Konstrukt zu verstehen, deswegen gibt es auch so viele Ausprägungen davon, die alle eine Daseinsberechtigung haben. In "The Social Life of Money" beschreibt Nigel Dodd Geld in so vielen Facetten, dass eigentlich jede/r noch etwas dazulernen kann. Er nimmt vor allem nicht in Anspruch, DIE Definition von Geld gefunden zu haben, sondern beschreibt Herkunft und Wandlungen bis hin zu Utopien.
Hier gibt es eine Vorstellung des Buches: https://www.youtube.com/watch?v=fLRG9FKv_Gw

Grüße,
Marco

Am 05.08.2015 um 15:34 schrieb Arne Pfeilsticker:

Vollgeld ist keine Forderung oder Folge meiner Geld-Definition. 

Der Grund warum ich für Vollgeld plädiere liegt hierin begründet: Wenn es sinnvoll und richtig ist, dass das Nachmachen und in Verkehr bringen von Banknoten und Münzen verboten ist, dann sollte erst recht, das Nachmachen von Geld selbst verboten sein. 

Geldfälscher fälschen den Nachweis für ZB-Geld, Banken fälschen ZB-Geld.

Retorische Frage: Warum akzeptieren Geschäftsbanken untereinander i.a. nur Zentralbankgeld als Zahlungsmittel?
Antwort: Weil ein Geldfälscher nur ungern das Falschgeld eines anderen Geldfälschers annimmt. :=)

Gruß
Arne



    
    



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