ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>
- Cc: AG AG-Geld <AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt
- Date: Sun, 18 Jan 2015 13:37:35 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 17.01.2015 um 13:12 schrieb "Amos comenius" <comenius2000 AT gmail.com>:
> Du schreibst weiter unten: *"Vielleicht wäre der erste Ansatz
> einzusehen, dass man GELD braucht, wenn man die Allokation von riesigen
> Investitionen kontrollieren und Politiker,Journalisten und Wissenschaft
> „kaufen“ will."*
>
> Das ist ja nun nicht so schwer einzusehen, es gibt da nur das
> klitzekleine Problem: Wie kommen wir an dieses Geld, BEVOR wir den Staat
> erobert/demokratisiert haben???
>
> Da beißt sich deine "bazooka" in den Schwanz.
Es wird dich wundern, dass ich dir vollkommen recht gebe. Solange unser
zentralistisch organisiertes Geldsystem und -verständnis vorherrscht, haben
wir keine Chance.
Jedes zentralistische System (nicht nur das Geldsystem) wird immer von einer
"Elite" beherrscht und diese verteidigt ihr Privileg, wenn es sein muss bis
zur letzten Patrone - und das ist wörtlich gemeint. Der einzige Weg ein
solches Privileg abzuschaffen, ist es langsam zu erodieren - wenn man nicht
den klassischen Weg der "Guillotine" wählt. Es gibt dabei grundsätzlich zwei
Wege, wie man ein Privileg abschaffen kann:
A) (k)einer darf es
B) Alle dürfen es
A) wollen die "Vollgelder" durchsetzen, sprich: Es gibt nur noch eine
Institution, die Geld schöpfen kann, und diese soll irgendwie gleichzeitig
unabhängig, aber auch demokratisch kontrolliert sein. Nunja... Aber abgesehen
von diesem Widerspruch, ist es wieder ein zentralistisches System, dass
früher oder später von der "Elite" unterwandert wird. Ich halte diesen Ansatz
also erkennbar für nicht zielführend.
B) Dieser Ansatz erfordert etwas mehr Kreativität jenseits der üblichen
Scheißhausparolen wie "dann geht ja keena mehr arbeiten, sondern alle drucken
nur noch Jeld!", "Ditt jibt Inflation vorm Herrn!" und "Willkommen im
Mittelalta!" Tatsache ist, dass nur ein dezentrales System eine wirksame
Abwehr vor Vereinnahmung und damit (üblicherweise) Missbrauch gewährleisten
kann. Wie soll das nun gehen?
Nun, als erstes muss die Erkenntnis reifen, dass eine Währung so gut wie jede
andere ist, weil jegliche Währung im Kern NICHTS wert ist, das gilt auch für
die aktuellen Währungen.
Im nächsten Schritt muss das Verständnis erzeugt werden, dass Geld
konsequenterweise auch nicht dazu dienen kann Wert aufzubewahren, sondern,
dass die Hauptfunktion die Ermöglichung und erleichterte Abwicklung von
Transaktionen ist - das Geldsystem also nur genau dieses leisten muss. Wer
Werte aufbewahren will, soll sich was kaufen. Darüber hinaus soll es dienlich
sein, Angebot und Nachfrage dezentral zusammenzubringen.
Man kann das vielleicht mit Musik vergleichen. Es gibt einen Musikproduzenten
und einen Musikkonsumenten. Irgendwie muss die Musik vom einen zu dem anderen
kommen. Üblicherweise geschieht dies, indem die Musik digital aufgezeichnet
wird oder direkt digital übertragen wird. Dabei käme niemand auf die Idee,
dass es sich bei den Nullen und Einsen selbst um Musik handelt, oder dass der
Musiker, Musiker gegen Daten "eintauscht". Dennoch ermöglicht es das System,
dass Güter vom Produzenten zum Konsumenten gelangen, sprich: Es ermöglicht
die Transaktion. Aber es geht ja sogar noch mehr. Konsumenten können ihre
Wünsche äußern und Angebote bewerten und Produzenten können darauf reagieren.
In unserem derzeitigen Geldsystem, geht das nur, wenn man über Geld verfügt.
Kriegt man kein Geld, gibt es keine andere Möglichkeit die eigenen
Bedürfnisse am Markt zu kommunizieren, und entsprechend werden sie auch
schlicht nicht bedient - selbst wenn es dabei um Leben oder Tot geht.
Und wenn man erst einmal soweit ist, dann kann man sich vielleicht vom
gängigen Geldkonzept - nämlich dem "Münzdenken" = Geld ist eine (abstrakte)
Einheit - lösen, und darüber nachdenken, wie man Transaktionen auch anders,
nämlich barrierefrei, transparent und demokratisch organisieren kann. Da gibt
es dankt unserer heutigen technischen Möglichkeiten durchaus andere Mittel
und Wege.
Ich hatte vor Jahren mal das Konzept einer Bedarfsdatenbank zur Diskussion
gestellt, in der JEDER einfach Mal seine Bedarfe, ebenso wie
Leistungsangebote einstellen kann. Die Teilnehmer werden soz. "Prosumenten",
und treten in gegenseitigem Leistungsaustausch. Die damit verbundene
Komplexität kann heutzutage ohne weiteres beherrscht werden - wie man an den
bereits existierenden "Datenkraken" leicht erkennen kann - und in Zukunft
werden die Systeme sicher noch leistungsfähiger. Ich kann mit gut vorstellen,
dass so ein System grade in einer Dienstleistungsgesellschaft gut
funktionieren kann, ohne den Anspruch auf Exklusivität zu beanspruchen. Wer
sich anders organisieren will, kann das tun.
Die Diskussion scheiterte damals an den o.g. Scheisshausparolen und dem
zwanghaften Versuch, solch ein System in die Begrifflichkeiten der
herkömmlichen Geldsysteme zu pressen (Währung, Inflation, Sicherheiten,
etc.), so dass die Sache irgendwann unfruchtbar wurde und ich das Thema
eingestellt habe. Ebenso könnte man probieren, einen Wal mit den Begriffen
des Maschinenbaus zu beschreiben, um nachzuweisen, dass er nicht
"funktionieren" kann.
Solch ein System ist angesichts der heutigen Möglichkeiten auch keine
"Utopie", sondern kann parallel zum existierenden System aufgebaut und
entwickelt werden. Wenn es gut funktioniert, kann es dazu beitragen, die
"Bazooka der Elite" langsam zu erodieren.
Es geht also im Kern um die Frage, was Geld ist bzw. was ein Geldsystem
leisten muss.
Ich glaube, dass, neben dem Zentralismus, die Wertaufbewahrungsfunktion der
entscheidende Webfehler unseres aktuellen Geldsystems ist, der zu allen
möglichen Dysfunktionalitäten führt. Leider fällt es aber vielen Menschen
schwer, aus gewohnten Denkmustern auszubrechen, und deshalb landet man bei
langwierigen Diskussionen früher oder später immer wieder beim Ausgangspunkt.
- Re: [AG-GOuFP] Re AG im Kreislauf, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Re AG im Kreislauf, Patrik Pekrul, 13.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Re AG im Kreislauf, Exile (O.Herzig), 14.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Re AG im Kreislauf, ukw, 14.01.2015
- [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Christoph Mayer, 15.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 15.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, ukw, 16.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, ukw, 16.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] AG im Kreislauf, Axel Grimm, 16.01.2015
- Nachricht nicht verfügbar
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 17.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Amos comenius, 17.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 18.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Christoph Mayer, 19.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 19.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Christoph Mayer, 19.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Thomas Irmer / ID Concept, 20.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Comenius, 20.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 18.01.2015
- Nachricht nicht verfügbar
- [AG-GOuFP] FW: Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 20.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] FW: Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, ukw, 20.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 20.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, MikeTM, 21.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Amos comenius, 21.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Amos comenius, 17.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 17.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, ukw, 16.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Schwarze Null, wohin sie wirklich führt, Patrik Pekrul, 15.01.2015
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