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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht - Fazit

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht - Fazit


Chronologisch Thread 
  • From: Comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht - Fazit
  • Date: Tue, 23 Dec 2014 11:31:41 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 22.12.2014 um 21:01 schrieb Patrik Pekrul:
Am 22.12.2014 um 13:43 schrieb Comenius <comenius2000 AT gmail.com>:

Am 20.12.2014 um 17:14 schrieb Patrik Pekrul:
Ich brauche kein "konsistentes oder plausibles volkswirtschaftliches Modell"
bevor ich überhaupt überzeugt bin, dass eine Modellierung überhaupt sinnvoll oder
möglich ist. Diese a priori-Annahme machen die meisten, obwohl die etablierte Ökonomie
genau an dieser übermathematisierung/überformalisierung krankt.
Ein konsistentes und plausibles Modell muss keineswegs mathematisiert
sein. Aber ohne gut begründete Annahmen über die Funktionsweise des
Wirtschaftssystems irgendwelche Änderungsvorschläge zu machen, ist
Blindflug ohne Instrumente.
Definiere "Modell".
http://de.wikipedia.org/wiki/Modell ; also wieder mal bloß Begriffsunschärfe.
Dass "gut begründete Annahmen" ausreichen, um zielgerichtet zu handeln, habe
ich nicht in Abrede gestellt, im Gegenteil. Wenn empirische Daten gewisse Zusammenhänge
nahelegen und diese plausibel begründbar sind, kann man hieraus Heuristiken ableiten.
Du benutzt dann - mindestens implizit - ein Modell(,welches möglicherweise, nicht besonders gut validiert ist).
Auf hierfür bedarf es keines kompletten Modells.
...
Im weiteren würde mich interessieren, warum dann die Prognosekraft aller
bisherigen Modelle, freundlich gesagt, übersichtlich ist. Sind alle
Wissenschaftler einfach zu doof, noch nicht so weit, oder - Ketzerei -
vielleicht einfach auf dem Holzweg?
Nun für ihre Auftraggeber bringen die WiWis schon ein paar brauchbare Dinge
zustande. Und es gibt ja durchaus WiWis, die bessere Prognosen anbieten
könnten. Aber die wollen diese Auftraggeber nicht bezahlen, weil sie zu so
unbequemen Konsequenzen wie Lohnerhöhungen führen würden..
Wissenschaftliche Erkenntnis ist halt immer interessegeleitet und
sozialwissenschaftliche ganz besonders.
Du bist also der Ansicht, dass Wirtschaft grundsätzlich modellierbar ist
(mithin vorhersehbar)
Alles ist prinzipell modellierbar. Die Vorhersehbarkeit hängt von der jeweiligen Validität des Modells ab. Siehe z.B. Wettervorhersagemodelle: kurzfristig erstaunlich gut, mittelfristig Schrott.
und die gängigen Modelle nur manipuliert sind?
Ich sagte nicht manipuliert, sondern nach bestimmten Interessen zu bestimmten Zwecken entwickelt, so dass sie zu anderen Zwecken weniger tauglich sind.
Interessant.

Auch hier eine ganz konkrete Frage: Ist es sinnvoll, sich mit der Regelung
eines Systems zu befassen, bevor ich überhaupt nachgewiesen habe, dass es
regelbar ist?
Ich (Man) kann diese Frage nicht beantworten, bevor ich (man) nicht ein
funktionierendes Modell habe, das die Regelbarkeit nachweist.
Es reicht die Erkenntnis, dass die wirtschaftliche Entwicklung von X
Parametern abhängt, von denen ein Großteil Zufallscharakter hat bzw. nicht
bestimmbar ist. Ich denke, es wäre absurd anzunehmen, dass es nicht so ist.
Wenn du beweisen willst, dass ein System, prinzipiell nicht regelbar ist, dann viel Spaß.
Aber wahrscheinlich meintest du nur, nicht so präzise wie ein Heizungskreislauf regelbar.
,,,

Ohne diese Verpflichtung hätten wir sicher ein anders Geldsystem - allerdings
eins mit sehr begrenzter Lebensdauer.
Diese Aussage kannst du sicher begründen?

Also wenn du eigentlich keine Vorstellung davon hast, wie dieses
Wirtschaftssystem eigentlich so reagiert, aber dann den Staat "ohne
systematische Begrenzung" und ohne Dokumentation dort Geld einbringen
lässt und damit auch nicht aufhörst, wenn es zu Inflation kommt, (das
war meine Aussage oben), dann kannst du doch nicht ernsthaft glauben,
dass das dauerhaft funktioniert.
Wer spricht denn von keine "keine Vorstellung", diese Superlative,
Schwarz/Weiß-Betrachtungen und widersprüchliche Argumentationsmuster, machen es echt
schwer, eine sachliche Diskussion zu führen.

1. Die unterschiedlichen Ursachen von Inflation sind hinlänglich bekannt:
http://www.juergen-paetzold.de/stabpol/BG+Infl/Inflation.html
2. ebenso, was OFFENSICHTLICH hierfür Maßgeblich ist (Einkommen):
http://www.flassbeck-economics.de/wp-content/uploads/2013/03/2013_03_19-Lohnpolitik-1-FS-LStK-und-Inflation-in-Deutschland.gif
3. Und was nícht (Geldmenge):
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaHyperinflationsgespenst

Es gibt aber keinen Grund in Inflationsparanoia zu verfallen.
Steile These: Du willst an einem System, von dem du behauptest, es reagiere nicht vorhersehbar eine bedeutsame Änderung vornehmen, bist aber ganz sicher, dass kein Grund zur Sorge besteht.
Wie du schon richtig sagst, ist Inflation eine folgende steigender Einkommen, insofern also nichts schlechtes.
In den meisten reichen Ländern (mit hohem Einkommen) ist auch das Preisniveau hoch; dieses war es aber nicht
"schon immer", sondern es ist mit den steigenden Einkommen gestiegen, sprich: Es gab Inflation.
Dennoch wird sich keiner daran stören, solange die Einkommen stärker gestiegen sind als die Preise. Dass die
im Allgemeinen so sein wird, ist wieder ein "trivialarithmetischer" Zusammenhang: Wenn die
Arbeitskosten x% der Gesamtkosten ausmachen, dann werden bei einer Lohnsteigerung von y% die Preise nur um
x%y% < y% zunehmen - funktionierender Wettbewerb vorausgesetzt. Der "demokratische Entscheider"
hat also durchaus einen Ermessensspielraum.

Die Kenntnis der obigen Zusammenhänge reicht völlig aus, um angemessen zu reagieren.
Dazu braucht man kein "konsistentes oder plausibles volkswirtschaftliches
Modell".
Es würde aber helfen, die vielfältigen Zusammenhänge besser im Blick zu behalten und Risiken für unerwünschte Nebenwirkungen zu erkennen.
Ich will hierzu mal wieder ein Bild bemühen: Seit Jahrtausenden segeln
Seelaute erfolgreich über die Meere, dabei hatten die Jahrtausende lang
keinen blassen Schimmer von Aerodynamik, Meteorologie oder Strömungsmechanik.
Natürlich hatten sie das. Ihre Modelle waren nur noch nicht so gut.
Ihnen fehlte also das "konsistente Modell" um überhaupt zu erfassen, was
sie da tun. Das war ihnen aber auch völlig Latte, solange sie verstanden, was in
bestimmten Situationen zu tun ist.
Selbstverständlich orientierten sie ihr Tun an den ihnen zur Verfügung stehenden Modellen.
Unzweifelhaft ist es besser, diese Kenntnisse zu haben, um die Schiffe zu
optimieren, aber das Wesentliche Erfolgskriterium ist ein anderes; nämlich zu
lernen, wie man Schiffe in bestimmten Situationen sicher manövriert, und dazu
bedarf es Erfahrung,
=Modellbildung
Augenmaß
=Bewußtsein über die Grenzen eines Modells,
und eine hohe Aufmerksamkeit für die Umgebung.
=Wahrnehmung der Realität (Empirie) und ggf. weitere Anpassung des Modells an diese.
Das ist vielleicht etwas "uninspiriert", aber zielführend - und das wussten
schon die Phönizier ;-)
Nun, der "Erfolg" der Seefahrer hat mit der Verbesserung ihrer Modelle durchaus zugenommen.

Ahoi,
Comenius





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