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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Sat, 6 Dec 2014 15:24:11 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 06.12.2014 um 13:36 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:

> Jetzt klarer? Oder sehe ich da immer noch was falsch?

Ich denke, dass es einen Unterschied macht, ob man das einzelne Unternehmen
betrachtet, oder den Unternehmenssektor.

Wie die Quellen, die ich von destatis zitiert hatte, zeigen, gibt es einen
auffälligen Widerspruch: Bei individueller Betrachtung liegt der Anteil des
Eigenkapitals zwischen 15 und 30% (in der Vergangenheit bei den KMU sogar
deutlich niedriger). Man darf getroßt annehmen, dass das Sachkapital auf der
Aktivseite deutlich über dieser Marke liegen dürfte. Demnach wären die
Unternehmen also Nettoschuldner.

Bei konsolidierter Betrachtung ist das Geldvermögen an der Bilanzsumme aber
größer als die Fremdfinanzierung, demnach sind die also Nettosparer. Wie
können nun die Unternehmen beides gleichzeitig sein?

Da tut sich eben eine Schwäche der VGR auf, die Konsolidierung. Die VGR fusst
eben auch auf dem Mythos, dass der "Geldsektor" volkswirtschaftlich
irrelevant wäre und kürzt ihn systematisch raus. Warum wohl? Na ganz einfach,
etwas das nicht auftaucht, kann ja keinen Effekt haben - ein großer Vorteil
für diejenigen, die wissen, dass es einen ganz erheblichen Effekt hat ;-) Ist
halt wieder so ein "Fehler", wie er in der etablierten VWL ständig vorkommt.

Was bewirkt dieser Effekt aber nun?

Nun, wenn man der konsolidierten Betrachtung folgt, teilt sich der Sektor wie
folgt auf (ganz Grob)

Aktiva: 6 SV + 4 GV
Passiva: 7 EK + 3 FK

Was bedeutet es aber nun, wenn bei individueller Betrachtung die 7 EK nur 20%
der Bilanzsumme ausmachen? Nun, die Bilanz muss um 25 wachsen, also

Aktiva: 6 SV + 4 GV + 25 F
Passiva: 7 EK + 3 FK + 25 V

Und man erkennt, dass auch bei den Unternehmen der Realwirtschaft wie bei den
MFI die Musik im Wesentlichen im eigenen Sektor spielt, den Großteil der
Bilanzen machen die Forderungen und Verbindlichkeiten untereinander aus.
Insofern kann man schon sagen, dass sich die Bilanzen annähern, denn auch bei
den Banken machen die Verbindlichkeiten unteinander einen großen Teil der
Bilanz aus.

Ist das aber nun Ausweis des "Finanzkapitalismus" oder einfach nur Teil der
normalen Lieferantenbeziehungen? Hängt davon ab, wie man es sieht, für mich
ist es Geldschöpfung durch Nichtbanken, siehe:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Geldschöpfung_durch_Nichtbanken

Die interessante Frage ist nun, ob der überwiegende Teil dieser
intersektoralen Verpflichtungen, die einen maßgeblichen Anteil an den
Bilanzen haben (müssen), einfache kurzfristige Forderungen und
Verbindlichkeiten aus Lieferleistungen sind oder "Finanzanlagen" (bspw.
Unternehmensanleihen). Im letzten Fall, müsste man tatsächlich von
"Finanzkapitalismus" sprechen, da in dann die Verzinsung der Finanztitel,
sowohl auf der Aktiv- wie auch der Passivseite einen wesentlich größeren
Einfluss auf das Ergebnis haben dürfte als das Realgeschäft, oder anders
gesagt: Bei entsprechender Anlagestrategie dürfte das finanzielle Ergebnis
auch so auskömmlich sein, dass das Realgeschäft unwesentlich wird.

Bei vielen Konzernen ist das tatsächlich der Fall (bspw. Siemens, GE), bei
den KMU gehe ich allerdings davon aus, dass es sich überwiegend um
kurzfristige Verbindlichkeiten/Forderungen aus Lieferbeziehungen handeln
dürfte.





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