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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Sat, 06 Dec 2014 18:21:50 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Um mal zurück zum Ausgangspunkt zu kommen, hatte ich gefragt:

Verschuldet sich der Unternehmenssektor (Realwirtschaft) also noch, um Sachkapital zu schaffen, wie es die typische Annahme der Postkeynesianer und ihrer „monetären Theorie der Produktion“ ist?

Beispiel für eine solche Aussage:

„Denn der Unternehmenssektor Deutschlands erhöht seine Schulden Jahr um Jahr (von wenigen Ausnahmejahren abgesehen); wie im letzten Artikel beschrieben tut er das, um zu investieren und Sachkapital zu schaffen.“ (Quelle http://oekonomiefuereinsteiger.wordpress.com/2014/11/17/wie-wirtschaftet-der-staat/)

Ich würde eher sagen, diese Theorie beschreibt einen Sonderfall, den sie dann fälschlicherweise generalisiert – schlicht, weil nicht auf die realen Bilanzen geschaut wird.

Um das auf Deinen ursprünglichen Post rückzubeziehen: Du hattest geschrieben:

Du vergisst, das in unserem System der Erwerb von "Produktionskapital" immer noch über Geld erfolgt. Und Produktionskapital kann nur erwerben, wer VORHER Geld (bekommen) hat. Dieses nennt man "Investition", *und (nennenswerte) Investitionen können ausschließlich durch Hinzuziehung von Fremdkapital erfolgen*. Wer also kann investieren, und IN DER FOLGE sein Einkommen erhöhen, und nicht umgekehrt.

Die Reihenfolge ist:

1. Fremdkapital aufnehmen
2. Investieren
3. Einkommen erzielen
4. Fremdkapitaldienst leisten

Wie man sieht, können nicht nur einzelne Unternehmen, sondern der gesamte Unternehmenssektkor Fremdkapital eben auch aufnehmen, um in Finanzkapital zu investieren, während das Realkapital längst aus Eigenmitteln finanziert ist.

Du hattest also in Deiner Aussage zwei Fehler:

1) die Gleichsetzung von "Investition" mit "Investition in Realkapital" - wie man sieht, investieren in der gegenwärtigen Konstellation mittlerweile eben nicht nur Banken, sondern auch die Realwirtschaft in Finanzkapital und nicht in Realkapital, welches aus Eigenmitteln finanziert wird.

2) die Aussage, "Investitionen können ausschließlich über Fremdkapital erfolgen". Wie man sieht, stammen in der gegenwärtigen Konstellation Realinvestitionen ausschließlich aus Eigenkapital.

Das ist immer dann der Fall, wenn ein Unternehmen (oder der gesamte Sektor) ein Netto-Finanzvermögen von Null oder größer hat, also Nettosparer ist. Diesem positiven Netto-Finanzvermögen (Eigenkapitalanteil) stehen die Schulden eines Defizitsektors gegenüber - also Schulden von Staat oder Ausland.

Frage:

Was bedeutet das für die Risikokonstellation der so "nettosparenden" Unternehmen und die damit gesetzten Handlungsanreize im Vergleich zu einer Situation, in der sie netto verschuldet waren? Wie unterscheiden sich die Motivationslagen eines Unternehmens bzw. des Unternehmenssektors im Fall des "Nettoschuldner-Daseins" (mit fremdfinanziertem Realkapital) und des "Nettogläubigerdaseins" (ohne fremdfinanziertes Realkapital, mit fremdfinanziertem Finanzkapital)?




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