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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Geld
- Date: Mon, 22 Dec 2014 10:24:16 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
An der Redewendung "Ich schulde Dir noch eine Antwort" erkennt man auch
schön das Prinzip der Reziprozität.
Das Prinzip des Schenkens ist gesellschaftlich verwurzelt, d.h. man
erfährt das beschenkt werden und übernimmt diese Handlung. Das kann sich
positiv verstärken, aber auch mit der Zeit einschlafen.
Wenn Du nie beschenkt wurdest, wirst Du wahrscheinlich auch nicht
anfangen, Geschenke zu verteilen. Genauso wie Du irgendwann aufhören
wirst mit dem Verschenken, wenn Du selbst nicht mehr beschenkt wirst.
Mehr wollte ich gar nicht sagen. Ja, konkrete Gegenforderungen im Kopf
zu haben ist Blödsinn, widerspricht dem Grundgedanken des Schenkens.
Wie vehement Du hier gegen die materielle Welt anredest, steht im
konkreten Widerspruch des Gedankens an eine Tauschwirtschaft. Die
bedeutet ja gerade, dass jeder egoistisch auf seinen Selbstvorteil
achtet und Überschüsse tauscht. Das passt nicht zusammen, daher lehne
ich es ab, an die Entwicklung unseres Wirtschaftssystems aus einer TW
heraus zu glauben.
Vielleicht ist dir das bislang nicht so deutlich geworden.
Am 20.12.2014 um 19:09 schrieb ukw:
> Am 20.12.2014 um 16:33 schrieb Marco Schmidt:
>> Interessante Vorstellung vom Verschenken ohne Gegenleistung.
>> Wie oft machst Du das persönlich - etwas weggeben ohne Gegenleistung?
> täglich
>> Ich rede nicht von Spenden. Aber sagen wir mal Du verschenkst jedes Jahr
>> etwas an eine bestimmte Person, bekommst aber nie etwas zurück. Oder Du
>> lädst immer wieder zum Essen ein, wirst aber nie im Gegenzug auch mal
>> eingeladen.
>> Wie lange hältst Du an diesem Verhalten fest?
> da ich nicht immer meine Arbeitsleistung verschenke, sondern nur manchmal
> darum kann ich Geld und materielle Dinge zu einem gewissen Grad
> verschenken.
>
> Darum bin ich in der glücklichen Lage und schenke Dir jetzt etwas von
> meiner Lebenszeit. Ich lasse Dich in meine Gedankenwelt schauen:
>
> Ich habe irgendwann erkannt, daß meine Mutter ein Teil ihrer
> Lebenskraft/Zeit gab/schenkte und mich geboren hat.
> Darum darf ich auch in dieser Welt sein und kann hier schöpferisch
> tätig werden.
> Weil meine Eltern mich manchmal/in manchen Situationen als ihr
> Eigentum betrachteten,
> gab es Jahre später - während ich heranwuchs und größer wurde - auch
> mal Konflikte.
> Irgendwann gaben meine Eltern ihren Besitzanspruch auf und sie waren
> erwachsen. Ich war schon ein paar Jahre vorher erwachsen, denn ich
> mache meine Eltern nicht für Dinge verantwortlich, für die ich
> verantwortlich bin (Lebensgestaltung, Schule, AusBildung). Trotzdem
> bin ich meinen Eltern dankbar für alles Gute, was sie mir gaben, aber
> ich bin ihnen nicht böse, für die negativen Dinge- also dafür, das sie
> mir auch einen Teil ihrer Fehler mitgaben.
>
> Ich habe irgendwann erkannt, daß die Sonne jeden Tag scheint und
> dadurch, daß die Sonne uns Ihre Energie
> kostenlos und ohne jede Bedingung zur Verfügung stellt, dadurch ist
> Leben auf der Erde möglich.
> Ohne diesen tägliche kostenlose Geschenk der Sonne wäre auf diesem
> Planeten physisch kein Leben möglich.
> Das habe ich erkannt.
>
> Das Schenken und der Tod sind das Grundprinzip jedes Lebens.
> Dir wurde Dein Leben genau so geschenkt, wie mir mein Leben geschenkt
> wurde.
> Du wirst genau so irgendwann einmal sterben, wie ich irgendwann einmal
> sterben werde.
>
> Spätestens wenn man gestorben ist, verliert man die Angst vor dem Tod
> und auch den zwangsläufig damit einhergehende (möglicherweise auch
> zwanghafte) Kontrolle über materiellen Besitz. Es steht mir und auch
> Dir frei, schon zu Lebzeiten sowohl Angst als auch materiellen Besitz
> aufzugeben und nur immaterielles Eigentum zu erwerben und anzusammeln,
> denn es ist zumindest theoretisch möglich immateriellen Besitz auch
> nach dem physischen Tod zu besitzen. Weiter wäre es dann theoretisch
> möglich auch "negativen" immateriellen Besitz zu erwerben/sammeln. Was
> dann nach dem Tod damit geschieht, mag vielleicht Ursache/Grundlage
> für kirchliche Druckmittel / Höllenbilder gewesen sein. Aber diese Art
> "Kirche" und deren Machtinstrumentarium erreicht mich nicht, prägte
> aber wohl das heutiges Bild bzw. unsere emotionale Grundlage für
> Zahlungsverpflichtungen und Geld-Schuld. Jedenfalls sind bei der
> infantilen Kirchenvorstellungswelt Himmel (Paradies) und Hölle im
> Jenseits verortet und haben erstmal keinen Bezug zum gegenwärtigen
> Leben im "hier und jetzt". Aber man kann im "hier und jetzt" schenken
> und immaterielle Güter ansammeln. Kommt dadurch das Paradies aus dem
> Jenseits ins Diesseits? Möglicherweise - die im Real Life zu
> beobachtende "Hölle" rückt jedenfalls ein Stück weiter ins Jenseits.
>
> Warum also nicht schon zu Lebzeiten von dem Teil der Materiellen Dinge
> lösen, den man nicht unbedingt braucht? Den Ballast und unnötigen
> materiellen Kram jedenfalls sind Du und ich dann los.
> Was spricht denn dagegen? Angst? Das Gefühl dann "nichts" (mehr) zu sein?
> Erklär Du es mir, denn ich lese aus Deinem letzten Text heraus, das es
> Dir schwer fallen mag, sich von materiellen Dingen
> bedingungslos
> zu trennen.
> Nur wenn man sich bedingungslos von Dingen trennen kann, kann man die
> Dinge loswerden und dann erst sind diese Dinge Geschenke.
> Oma, die sich mit Ihrem Geschenk - vielleicht nur unbewußt-
> Aufmerksamkeit erkaufen will, schenkt ja nicht wirklich.
> Schlummern unbewusste Wünsche Forderungen an den "geschenkten" Dingen,
> so sind es keine Geschenke.
> Sind unbewußt offen Wünsche oder Forderungen mit einer Gabe/Geschenk
> verknüpft, so sind es Verträge.
> Verträge müssen erfüllt werden oder es kommt zu Ent-Täuschungen.
>
> Ich lasse Dich z.B. völlig frei darin, wie Du mit meinen Gedanken
> umgehst, die hier zu Text geworden sind.
>
> mfg
> ukw
>
>
>
>
>>
>> Beim Verschenken geht es (vielleicht nicht unmittelbar und deutlich
>> sichtbar) um Reziprozität. Die Erwartungshaltung der Oma ist nunmal so,
>> dass der Enkel wenigstens ein bisschen Zeit mit ihr verbringt. Das ist
>> nichts materielles, hat aber für die Oma in dem Moment einen "Wert", der
>> eigentlich nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Aber da sie nunmal Geld
>> hat...
>> Darf ich dir nochmal Graeber ans Herz legen? Wenn schon nicht das ganze
>> Buch, dann wenigstens eine Zusammenfassung?
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