ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
- To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
- Date: Sun, 5 Oct 2014 15:27:14 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 04.10.2014 um 10:35 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
Ich finde es bedauerlich, dass auch du nicht auf die von mir aufgeworfenen Fragen antwortest:
Probiert doch mal zu beschreiben, wie eine Wirtschaft funktionieren könnte, in der es eine Vielzahl "abstrakter subjektiver Rechte" gibt (der Theorie nach also "Geld"), aber diese nicht nachweisbar sind; DAS würde mich echt mal interessieren, "Geld" ist ja vorhanden….
Die Bedeutung der Nachweise wurde doch nie bestritten. Darum geht der Streit nicht. Der Streit geht darüber, dass ein Nachweis ganz andere Eigenschaften hat, als die nachgewiesene Sache und dass man anhand des Nachweises nur einen sehr begrenzen Einblick in die nachgewiesene Sache bekommt.
1. Was ist der minimal notwendige Umfang an Regeln/Abmachungen/Verpflichtungen/Konsens um eine "Rechtssystem" zu konstituieren?
Das Ziel eines Rechtssystem besteht darin Rechtssubjekte (= natürliche und juristische Personen) in bestimmen Situationen zu einem bestimmten Tun, Unterlassen oder Dulden zu bringen oder zwingen.
Die Mittel wie dieses Ziel umgesetzt wird sind vielfältig und hängt u.a. von der Größe, Einstellung und Bildungsstand der Personen und der Entwicklung der Gesellschaft ab.
In kleinen und einfachen Gesellschaften wird das gewünschte Verhalten einfach durch Beispiel von Generation zu Generation weitergegeben und für die Durchsetzung genügt u.U. dass die betreffende Person für eine bestimmte Zeit vom gemeinsamen Essen ausgeschlossen wird.
In größeren Gesellschaften wird als Mittel Himmel und Hölle, Ruhm und Ehre und das ganze Arsenal an Folter bis hin zum qualvollen Tod bemüht.
Die aktuelle Entwicklung besteht aus codiertem Recht, Vertragsfreiheit und einer Institutionalisierung des Rechtssystems.
Bei der sog. Vertragsfreiheit geht es allerdings nicht in erster Linie um Freiheit, sondern um die Einschränkung der Freiheit.
Der minimal notwendige Umfang an Regeln/Abmachungen/Verpflichtungen/Konsens hängt davon ab, was und in welchem Umfang die betreffende Gesellschaft ihre Lebensbereich geregelt haben möchte.
Reicht schon ein ehrlich gemeinter Handschlag aus? Ist der Grundsatz "Verträge sind zu bedienen" bereits ein "Rechtssystem“?
Ja, wenn das der gewünschte Umfang ist und dir Rechtssubjekte daran halten.
Siehe Antwort oben.
2. Was ist der minimal notwendige Umfang, um eine "Staatsordnung" zu konstituieren?
Liegt bereits eine "Staatsordnung" vor, wenn innerhalb einer Gruppe eine Gruppennorm durchgesetzt wird (wie auch immer)? Liegt ein Staat bereits vor, wenn sich eine Gruppe von Leuten von anderen abgrenzt?Das hängt von deiner Begriffsdefinition „Staatsordnung“ ab.
3. Sind die so definierten minimalen Umfänge tatsächlich notwendig, um "Geld" entstehen zu lassen, oder kann "Geld" auch schon unter weitaus geringeren Voraussetzungen existieren?
Das hängt von der Art des Geldes ab. Für Sachengeld braucht man im engeren Sinne gar keine Rechtsordnung, weil gleichwertige Sachen getauscht werden und somit keine offenen Forderungen/Verbindlichkeiten entstehen.
Für ein minimales Kreditgeldsystem würde es beispielsweise genügen, wenn
- Die Personen sich eine Zahl (= Kontostand) merken können.
- Die Addition und Subtraktion beherrschen.
- Folgende Regeln beachten:
- Wenn sie etwas kaufen, dann ziehen Sie den Kaufpreis von ihrem Kontostand ab und wenn sie etwas verkaufen addieren sie den Kaufpreis.
- Kreditvergabe: Sie dürfen maximal bis zu einem Betrag x ins Minus gehen und müssen dieses Minus in maximal y Tagen wieder ausgleiche.
Für dieses System ist weder ein Bank, noch sind Nachweise für das Kreditgeld erforderlich und dennoch handelt es sich um ein vollwertiges Kreditgeldsystem. Die Regeln für die Kreditvergabe kann vielfältig variiert werden.
In der Praxis dürfte ein solches System relativ schnell scheitern, weil Mitglieder dieser Kreditgeldgesellschaft sehr schnell darauf kämen, dass es sehr vorteilhaft ist, sich nicht an die Regel zu halten.
Ein rudimentäres System dieser Art gibt es im Verwandten- und Bekanntenkreis, wo darauf geachtet wird, dass Geschenke und Gegengeschenke sich ausbalancieren.
Durch Nachweise (= Münzen, Banknoten, Datensätze) und Nachweis-Treuhänder (= Banken) wird die Betrugsmöglichkeit für Nichtbanken eingeschränkt aber für Banken selbst werden ganz neue Betrugsmöglichkeiten geöffnet.
Für eine Gesellschaft deren Mitglieder sich an die Regeln dieses minimalen und völlig immateriellen Kreditgeldsystems halten, „existiert" Geld im heutigen Sinne, wie z.B. dem Euro.
Für Mitglieder, die in einen Laden gehen, sich den Einkaufskorb voll packen, beim Verlassen des Ladens denken, „Kann man so blöd sein?“, für die „existiert“ Kredit-Geld(= Forderung und Verbindlichkeit) nicht.
Der Unterschied zum heutigen Finanzsektor besteht ungefähr darin, dass der Finanzsektor gegenüber der Realwirtschaft so tut, als ob auch für ihn Kreditgeld existiert, aber in Wirklichkeit begnügt er sich nicht mehr mit einem vollen Einkaufskorb, sondern der Finanzsektor räumt fast den ganzen Landen aus und denkt dabei: Wenn die so blöd sind, haben sie es nicht anders verdient.
Viele Grüße
Arne
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