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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
  • Date: Sat, 04 Oct 2014 20:59:39 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Patrik,

Das ist möglich. Das gegenwärtige schlechte Management des Systems in Europa ist geprägt von mangelndem Systemverständnis, ersetzt durch ideologische Leitvorstellungen und Unkenntnis der relevanten geschichtlichen Parallelen, also durch eine Kombination von Dummheit und Einfluß von machtvollen Partialinteressen, die nur deshalb unerkannt bleiben, weil eben ein zureichendes Systemverständnis in den Köpfen der Bürger fehlt (weswegen sie keine "mündigen", d.h. sachangemessenen Entscheidungen treffen können).

Wir hatten uns damals auf die Fahne geschrieben, genau dieses zu tun. Piratos hatte ein Gruppe "Interne Bildung" ins Leben gerufen, um zunächst einmal innerhalb der Piratenpartei für ein besseres Verständnis zu sorgen, bevor wir mit unseren Thesen an die Öffentlichkeit gehen. Ich denke, diese Arbeit ist wohlwollend (von einigen) aufgenommen worden, aber insgesamt entblödete sich die Partei nicht, offiziell dem Eurosystem und der Schuldenbremse zu huldigen. Wenigstens zum ESM gab es eine kritische Stellungnahme, immerhin...

Finde ich ja auch super, daß ihr diese Ziele verfolgt, deswegen bin ich ja hier. Nur denke ich halt, daß das ein längerer Prozess sein dürfte, und die "kritische Masse" und der Problemdruck für einen Paradigmenwechsel in den Köpfen halt noch lange nicht erreicht ist.

In der Piratenpartei m.E. sowieso nicht. Eine Partei, die sich als "Computer-Partei" positionieren will, hat aus meiner Sicht gar nicht begriffen, worum es bei politischer Gestaltung eigentlich geht, nämlich um Ideen und nicht um Kommunikationsmedien.

Ist etwa so, als wenn sich im Gutenberg-Zeitalter "Papier-Parteien" gegründet hätten.

Bei den Werten, die die Partei vertritt, sehe ich nicht auch nur ansatzweise irgendeine Analyse der Grundideen, die vertreten werden. Ohne jegliches Bewußtsein ihrer historischen Herkunft und bar jedes Kulturvergleichs werden die alten aufklärerischen Ideale oberflächlich und substanzlos, ohne jede Analyse der durch sie gesetzten Handlungsprämissen und Folgen (Kreditwirtschaft mit der ihr eigenen Dynamik eben), einfach gewohnheitsmäßig weitergedudelt.

Das ist bei anderen Parteien ja auch nicht anders, aber bei den Piraten halt nicht einfach alte unhinterfragte Gewohnheit, sondern oberflächliches aufklärerisches Rumgedudel, vermischt mit einer völlig deplatzierten Ersatz-Ideologie ("Computer", "Internet"), plus ideologischen Buzzwords der 80er Jahre, teilweise radikal links, teilweise marktfundi-anarcholiberal, teilweise mit kybernetischen oder systemtheoretischen Buzzwords, Öko-Apokalyptik usw.

Sorry für solche deutlichen Worte, aber ich will da mal kein Blatt vor den Mund nehmen.

Was ich aber für sehr positiv halte, ist, daß trotz der marktfundamentalistischen anti-politischen Ideologisierung der letzten 40 Jahre /überhaupt /politisches Engagement und politische Gestaltungsversuche da sind - und daß es ein Bewußtsein gibt, daß gegenwärtig alle Standardparteien inclusive des wachsenden Rands rechtsaußen mit ihren Analysen und darauf basierenden politischen Kursen danebenliegen, weswegen man was grundlegend neues anfangen muß.

Das finde ich uneingeschränkt positiv, und irgendwie muß man ja mal anfangen. Jede Partei hat ihre Kinderkrankheiten und muß wachsen und lernen, das dauert. Umso wichtiger ist es, daß die AG hier ihre Grundlagenarbeit unbeirrt fortsetzt und versucht, an die Partei zu kommunizieren (auch wenn das sehr schwer ist). Wenn die Piraten als kleine Partei nur die Macht entwickeln würde, den anderen Parteien z.B. die Hinterfragung der Mainstream-VWL aufzuzwingen und den gesellschaftlichen Diskurs in diese Richtung weiter zu intensivieren, wäre das ein enormer Erfolg.

Ich bin nicht wegen der Piratenpartei hier, sondern wegen der Leute, die hier in der AG GOFP kompetent, engagiert und relativ "unideologisch", rational und locker daran arbeiten, überhaupt erstmal ein klares, differenziertes und schlüssiges Verständnis der Kernzusammenhänge der westlichen Zivilisation zu erarbeiten, indem man nicht wahllos rumtheoretisiert oder alte VWL-und Gesellschaftstheorien "rekombiniert" (was an Unis Mode ist), sondern indem man einfach nur korrekt und präzise beschreibt, was tatsächlich gemacht wird (wie z.B. Piratos das in seinem Geldsystem-Vortragsvideo versucht) - eine Grundlage, ohne die man politische Gestaltungsarbeit sowieso nicht wirklich sinnvoll und halbwegs rational betreiben kann.

Und bei dem Ziel, so ein Verständnis nicht nur zu erarbeiten, sondern ins allgemeine Bewußtsein reinzukriegen, muß man wohl ziemlich langfristig denken, und seine Arbeit auch so anlegen.

Heißt aber ja auch, daß man sich sozusagen Zeit lassen bzw. nehmen kann, um Grundlagenfragen wirklich umfassend zu durchleuchten - also (aus meiner Sicht) z.B. nicht nur systematisch/theoretisch, sondern auch historisch/kulturvergleichend (als Mittel solider Begriffsbildung und um falsche Verallgemeinerungen zu vermeiden, nicht als Selbstzweck).

In einer alternden Zivilisation (und das ist die westliche jedenfalls in ihren Kern- und Ursprungsländern) stehen ja die Chancen auf solche Einsichten ggf. auch besser als in ihrer Jugendphase - sofern sie es schafft, Altersweisheit zu "erarbeiten" und damit ggf. auch bessere Grundlagen für zukünftige Zivilisationen zu legen (die moderne bürgerliche Gesellschaft ist bekanntlich eine Neuauflage der antiken griechisch/römischen, und es könnte/dürfte ihr längerfristig womöglich ähnlich ergehen wie der antiken). Natürlich ist auch ein anderer Entwicklungspfad möglich - der einer weitgehend weisheits-freien Vergreisung/Verblödung.

Daß man alle Nachteile des Systems beseitigen, alle seine Vorteile aber beibehalten kann, halte ich für eine utopische Illusion. System-Widersprüche und Paradoxien sind einfach Teil der Wirklichkeit und sollten erkannt und bestmöglich gemanaged werden.

Aus diesem Grunde plädiere ich für das "System komplementärer Geldarten"!

Und ich erstmal für 'ne schlüssige Analyse. Welche Probleme sollen denn durch die "komplementären Geldarten" gelöst werden?

Gruß
Wolfgang




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