ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
- Date: Sat, 04 Oct 2014 19:22:45 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hi Patrik,
ich habe das Gefühl, daß wir entweder irgendwie aneinander vorbeireden und nicht richtig verstehen, worauf der andere jeweils hinauswill. Ich glaube, so kommen wir nicht recht weiter. Für mich wird die Diskussion jedenfalls so irgendwie unfruchtbar.
Könntest Du nochmal ganz klar zusammenfassen, worauf Du mit Deiner Kritik hinauswillst?
Zu dem, was Du als Deine Ziele formuliert hast:
Weil man erst dann das System optimieren kann, ohne die notwenigen Bedingungen zu verletzen; das gibt der Kreativität einen gewissen Rahmen und Orientierung. Solange man aber hinsichtlich des Geldes zu viele Vorfestlegungen macht (basierend auf den bisher real existierenden Geldern), wird man immer wieder in der ein oder anderen Form bei diesen Systemen landen - die entscheidende Frage ist also: Was kann alles weg, was muss unbedingt bleiben?
Man muss dieses verstehen, wenn man eine Geldordnung entwerfen will, die die aktuellen Vorteile beibehält (bspw. hohe Effizienz, und flexible Anpassung der Geldmenge an den Bedarf), aber ihre Nachteile vermeidet (bspw. Machtkonzentration und -missbrauch, Instabilität). Was sind die essentiellen Bausteine und wie kann man sie kombinieren?
Da teile ich Deine Ziele nicht.
Ich bin nicht der Meinung, daß wir eine grundlegend neue, optimierte Geldordnung brauchen. Wir brauchen aus meiner Sicht ein korrektes Verständnis der bestehenden in den Köpfen aller Bürger (denn ohne so ein Verständnis können sie keine sachangemessenen Entscheidungen über das Management des Systems treffen) und ein darauf basierendes, im Sinne gesamtwirtschaftlicher Ziele sinnvolles politisches Management des bestehenden Systems. Das ist möglich. Das gegenwärtige schlechte Management des Systems in Europa ist geprägt von mangelndem Systemverständnis, ersetzt durch ideologische Leitvorstellungen und Unkenntnis der relevanten geschichtlichen Parallelen, also durch eine Kombination von Dummheit und Einfluß von machtvollen Partialinteressen, die nur deshalb unerkannt bleiben, weil eben ein zureichendes Systemverständnis in den Köpfen der Bürger fehlt (weswegen sie keine "mündigen", d.h. sachangemessenen Entscheidungen treffen können).
Daß man alle Nachteile des Systems beseitigen, alle seine Vorteile aber beibehalten kann, halte ich für eine utopische Illusion. System-Widersprüche und Paradoxien sind einfach Teil der Wirklichkeit und sollten erkannt und bestmöglich gemanaged werden.
Gruß
Wolfgang
Patrik74 schrieb:
moneymind schrieb:
Hi Patrik,Sehe den Zusammenhang nicht, aber hierzu nur soviel: Die bist Eigentümer deiner Geldscheine und kannst damit nach Belieben verfahren, du darfst sie bspw. auch in den Ofen werfen. Siehe hierzu: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Quellen/Fragen_an_die_Bundesbank#Eigent.C3.BCmer_von_Banknoten
Deiner Ansicht nach müsste es immer noch "irgendwie" existieren, weil ja nur der "Nachweis" weg ist... nur ist das ohne jegliche praktische Bedeutung und Lebenserfahrung. Fakt ist: Wenn der Schein weg ist, ist der Geld - und das wird dir wahrscheinlich auch die Zentralbank bestätigen - Pech gehabt.Du meintest wohl, "wenn der Schein weg is, is auch das Geld weg". Das Geld ist für Dich dann weg, ja. Aber die dahinterstehenden abstrakten Rechtsbeziehungen existieren weiter und haben Folgen, sind also mit dem Schein nicht einfach verschwunden.
Eine ganz praktische Beispielgeschichte dazu hatte ich mal ins gelbe Forum gestellt (In dem anschließenden Diskussionsfaden ging es dann um dieselben Fragen, die Du hier jetzt aufwirfst):
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=172964
Wenn Du 10 1000-Euro-Noten verbrennst, ist das Geld FÜR DICH "weg" und Du kannst keene Äpfel mehr dafür kaufen. Insoweit hast Du erstmal recht.Auch das bestreitet keiner, nur was genau hat das mit der Tatsache zu tun, dass eine "abstrakte Forderung" realiter gar keine ist?
Aber Du hast damit der Zentralbank - ohne diese zu besuchen oder zu berühren - 10 000 Euro zusätzlichen Eigenkapitals "geschaffen". Und das besteht nicht aus dem Qualm Deines Schein-Feuerchens ;-)
Und: sofern die ZB Deine 10 000 Euro per Pensionsgeschäft herausgegeben hat, rennt nun irgendwo ein Schuldner umher, der die von Dir verbrannten 10 000 Euro zur Tilgung seines Kredits benötigt und nun nirgends mehr finden kann ... die Wirkung gleicht, wie Du ja weißt, der Situation, in der Du Deine 10 000 Euro dauersparen würdest ... die rechtlichen Folgen solcher Geldverbrennungen können, wie Du weißt, bis hin zu massenhafter Zwangsvollstreckung gehen ...Auch das stelle ich nicht in Abrede, zu beantworten bleibt die Frage: WORAUF habe ich mit einer Banknote Anspruch? Und um die Geschäftsbanken mit einzubeziehen: Stellen wir uns vor, eine Geschäftsbank hätte zu einem beliebigen Zeitpunkt grade keine Papiere in Pension und lässt nun einen Geldtransporter anrollen? Was wird nun passieren? Im Zweifelsfall nimmt die Zentralbank die Noten an und schreibt den Betrag auf das ZB-Konto der GB gut; aus Banknoten ist nun Giralgeld geworden.
Wenn die GB darauf besteht, etwas anderes haben zu wollen, bspw. Papiere die von anderen in Pension gegeben wurden, oder im von OMG von der ZB angekauft wurden, wird sie wohl Erfahrung mit dem Sicherheitsdienst Bekanntschaft machen, mehr nicht. Natürlich kann man, wie an der Garderobe, sein eigenes Eigentum, das man in Verwahrung gegeben hat, durch Rückgabe der "Marke" wieder heraus verlangen, aber dieses ist kein abstrakter, sondern ein ganz konkreter - also echter - Anspruch (wobei man bei der Bundesbank nicht notwendigerweise seinen "Mantel" zurückbekommt, sondern nur einen gleichwertigen, oder auch zwei, aber das nur am Rande).
Machst Du das mit englischen Pfund-Noten, hast Du zusätzlich eine Sachbeschädigung begangen und den Eigentümer der Banknoten, das britische Königshaus, geschädigt ...Ich denke, hier geht einiges durcheinander.
Die abstrakten Rechtsbeziehungen sind also mit dem Dokument nicht alle "einfach weg".
"Geld" ist nach allgemeiner Anschauung das, was außerhalb des Bankensektors zirkuliert. Das können im engeren Sinne Zahlungsmittel sein, in einem weiteren (den ich bevorzuge) jegliche monetäre Forderung die a), b) und c) erfüllt. Wenn also der Geldumlauf sinkt, weil Scheine verbrannt werden, ist das Geld tatsächlich weg. Das "Eigenkapital" der Zentralbank ist nicht mit dem Eigenkapital eines "normalen" Betriebes gleichzusetzen, sprich eine nachrangige Forderung auf die Aktiva (zzgl. einer Mitgliedschaftsrechte) , sondern es ist ein weitgehend bedeutungsloser Residualposten - in jedem Fall kein "Geld".
Aber wenn man die Idee aber unbedingt weiterspinnen will, dann wäre diese Eigenkapitalerhöhung ein Gewinn und dieser wird an den Staat ausgeschüttet, somit landen also letztlich die 10.000, die im Ofen verbrannt wurden auf mysteriöse Weise in Staatssäckl, erst dann sind sie wieder "Geld", und man kann argumentieren, dass der "abstrakte Anspruch" also erhalten geblieben ist, und nur die Erscheinungsform (Giralgeld anstatt Banknote) und den Eigentümer (Staat statt Bürger) gewechselt hat. Voraussetzung ist aber natürlich, dass die Zentralbank den Gewinn ausschüttet, bildet sie stattdessen aber damit eine Rücklage, ist das Geld einfach weg.
Das sind auch aus meiner Sicht wichtige Fragen, und ich stimme Dir auch zu, wenn Du in meiner und Arnes Argumentation zunächst eine gewisse Zirkularität zu entdecken meinst (weil wir ja zunächst mal vom heute existierenden Zivilrecht - speziell vom Schuldrecht des deutschen BGB - aus argumentieren bzw. dessen Begriffe verwenden).Das kann man machen, und ist sicher auch sinnvoll, aber alle diese Ausprägungen helfen nur dabei, die "Essenz" des Geldes einzugrenzen, indem man die vorhandene Schnittmenge sucht. Wenn man diese identifiziert hat, muss man aber noch einmal mit den feinen Skalpell ran und da muss man fiktive Beispiele heranziehen, um herauszufinden, was wirklich "im Kern" notwendig ist, damit etwas als "Geld" fungieren kann.
Du hast da ein fiktives Gegenbeispiel angeführt.
Ich würde diese nicht nur berechtigten, sondern wie ich finde sehr wichtigen und essentiellen Fragen eher anhand von möglichst konkreten historischen und kulturellen Vergleichen angehen, wobei man dabei jeweils Recht-, Geld- und Kreditsystem anschauen müßte.
Z.B.:
- antikes Mesopotamien
- antike griechische Polis (Athen) - Stadtstaaten
- römisches Reich (Ursprung unseres BGB und des "abstrakten" Rechtsdenkens)
- Hanse (13.-15. Jhdt.) und lübisches Recht (Stadtrecht, das die Hansestädte übernahmen und sich so als Städtebund formierten - ohne übergeordneten Nationalstaat)
Das wäre aber Stoff für eine (m.E. sehr wichtige) eigene (wohl längere) Diskussion in einem eigenen Faden. Gute Anregung deinerseits, das würde ich dann mal auf die Agenda setzen.
Warum ist das ganze aber von höchster praktischer Relevanz? Weil man erst dann das System optimieren kann, ohne die notwenigen Bedingungen zu verletzen; das gibt der Kreativität einen gewissen Rahmen und Orientierung. Solange man aber hinsichtlich des Geldes zu viele Vorfestlegungen macht (basierend auf den bisher real existierenden Geldern), wird man immer wieder in der ein oder anderen Form bei diesen Systemen landen - die entscheidende Frage ist also: Was kann alles weg, was muss unbedingt bleiben?
Man muss dieses verstehen, wenn man eine Geldordnung entwerfen will, die die aktuellen Vorteile beibehält (bspw. hohe Effizienz, und flexible Anpassung der Geldmenge an den Bedarf), aber ihre Nachteile vermeidet (bspw. Machtkonzentration und -missbrauch, Instabilität). Was sind die essentiellen Bausteine und wie kann man sie kombinieren?
Ebenso die Fragen zu Menschenbild, Motivation und dem Zusammenhang von "Fortschritt" und Geld-/Kreditwirtschaft (auch enorm wichtig, das zu klären, wobei ich da meine, eine (mir) plausible Erklärung liefern zu können).Ein Klos nach dem anderen.
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Thomas Weiß, 03.10.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
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