ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
- Date: Sat, 4 Oct 2014 15:55:49 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 04.10.2014 um 12:31 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:
> Hi Patrik,
>
>> Deiner Ansicht nach müsste es immer noch "irgendwie" existieren, weil ja
>> nur der "Nachweis" weg ist... nur ist das ohne jegliche praktische
>> Bedeutung und Lebenserfahrung. Fakt ist: Wenn der Schein weg ist, ist der
>> Geld - und das wird dir wahrscheinlich auch die Zentralbank bestätigen -
>> Pech gehabt.
>
> Du meintest wohl, "wenn der Schein weg is, is auch das Geld weg". Das Geld
> ist für Dich dann weg, ja. Aber die dahinterstehenden abstrakten
> Rechtsbeziehungen existieren weiter und haben Folgen, sind also mit dem
> Schein nicht einfach verschwunden.
>
> Eine ganz praktische Beispielgeschichte dazu hatte ich mal ins gelbe Forum
> gestellt (In dem anschließenden Diskussionsfaden ging es dann um dieselben
> Fragen, die Du hier jetzt aufwirfst):
>
> http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=172964
Sehe den Zusammenhang nicht, aber hierzu nur soviel: Die bist Eigentümer
deiner Geldscheine und kannst damit nach Belieben verfahren, du darfst sie
bspw. auch in den Ofen werfen. Siehe hierzu:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Quellen/Fragen_an_die_Bundesbank#Eigent.C3.BCmer_von_Banknoten
> Wenn Du 10 1000-Euro-Noten verbrennst, ist das Geld FÜR DICH "weg" und Du
> kannst keene Äpfel mehr dafür kaufen. Insoweit hast Du erstmal recht.
>
> Aber Du hast damit der Zentralbank - ohne diese zu besuchen oder zu
> berühren - 10 000 Euro zusätzlichen Eigenkapitals "geschaffen". Und das
> besteht nicht aus dem Qualm Deines Schein-Feuerchens ;-)
Auch das bestreitet keiner, nur was genau hat das mit der Tatsache zu tun,
dass eine "abstrakte Forderung" realiter gar keine ist?
> Und: sofern die ZB Deine 10 000 Euro per Pensionsgeschäft herausgegeben
> hat, rennt nun irgendwo ein Schuldner umher, der die von Dir verbrannten 10
> 000 Euro zur Tilgung seines Kredits benötigt und nun nirgends mehr finden
> kann ... die Wirkung gleicht, wie Du ja weißt, der Situation, in der Du
> Deine 10 000 Euro dauersparen würdest ... die rechtlichen Folgen solcher
> Geldverbrennungen können, wie Du weißt, bis hin zu massenhafter
> Zwangsvollstreckung gehen ...
Auch das stelle ich nicht in Abrede, zu beantworten bleibt die Frage: WORAUF
habe ich mit einer Banknote Anspruch? Und um die Geschäftsbanken mit
einzubeziehen: Stellen wir uns vor, eine Geschäftsbank hätte zu einem
beliebigen Zeitpunkt grade keine Papiere in Pension und lässt nun einen
Geldtransporter anrollen? Was wird nun passieren? Im Zweifelsfall nimmt die
Zentralbank die Noten an und schreibt den Betrag auf das ZB-Konto der GB gut;
aus Banknoten ist nun Giralgeld geworden.
Wenn die GB darauf besteht, etwas anderes haben zu wollen, bspw. Papiere die
von anderen in Pension gegeben wurden, oder im von OMG von der ZB angekauft
wurden, wird sie wohl Erfahrung mit dem Sicherheitsdienst Bekanntschaft
machen, mehr nicht. Natürlich kann man, wie an der Garderobe, sein eigenes
Eigentum, das man in Verwahrung gegeben hat, durch Rückgabe der "Marke"
wieder heraus verlangen, aber dieses ist kein abstrakter, sondern ein ganz
konkreter - also echter - Anspruch (wobei man bei der Bundesbank nicht
notwendigerweise seinen "Mantel" zurückbekommt, sondern nur einen
gleichwertigen, oder auch zwei, aber das nur am Rande).
> Machst Du das mit englischen Pfund-Noten, hast Du zusätzlich eine
> Sachbeschädigung begangen und den Eigentümer der Banknoten, das britische
> Königshaus, geschädigt ...
>
> Die abstrakten Rechtsbeziehungen sind also mit dem Dokument nicht alle
> "einfach weg".
Ich denke, hier geht einiges durcheinander.
"Geld" ist nach allgemeiner Anschauung das, was außerhalb des Bankensektors
zirkuliert. Das können im engeren Sinne Zahlungsmittel sein, in einem
weiteren (den ich bevorzuge) jegliche monetäre Forderung die a), b) und c)
erfüllt. Wenn also der Geldumlauf sinkt, weil Scheine verbrannt werden, ist
das Geld tatsächlich weg. Das "Eigenkapital" der Zentralbank ist nicht mit
dem Eigenkapital eines "normalen" Betriebes gleichzusetzen, sprich eine
nachrangige Forderung auf die Aktiva (zzgl. einer Mitgliedschaftsrechte) ,
sondern es ist ein weitgehend bedeutungsloser Residualposten - in jedem Fall
kein "Geld".
Aber wenn man die Idee aber unbedingt weiterspinnen will, dann wäre diese
Eigenkapitalerhöhung ein Gewinn und dieser wird an den Staat ausgeschüttet,
somit landen also letztlich die 10.000, die im Ofen verbrannt wurden auf
mysteriöse Weise in Staatssäckl, erst dann sind sie wieder "Geld", und man
kann argumentieren, dass der "abstrakte Anspruch" also erhalten geblieben
ist, und nur die Erscheinungsform (Giralgeld anstatt Banknote) und den
Eigentümer (Staat statt Bürger) gewechselt hat. Voraussetzung ist aber
natürlich, dass die Zentralbank den Gewinn ausschüttet, bildet sie
stattdessen aber damit eine Rücklage, ist das Geld einfach weg.
> Das sind auch aus meiner Sicht wichtige Fragen, und ich stimme Dir auch zu,
> wenn Du in meiner und Arnes Argumentation zunächst eine gewisse
> Zirkularität zu entdecken meinst (weil wir ja zunächst mal vom heute
> existierenden Zivilrecht - speziell vom Schuldrecht des deutschen BGB - aus
> argumentieren bzw. dessen Begriffe verwenden).
>
> Du hast da ein fiktives Gegenbeispiel angeführt.
>
> Ich würde diese nicht nur berechtigten, sondern wie ich finde sehr
> wichtigen und essentiellen Fragen eher anhand von möglichst konkreten
> historischen und kulturellen Vergleichen angehen, wobei man dabei jeweils
> Recht-, Geld- und Kreditsystem anschauen müßte.
>
> Z.B.:
>
> - antikes Mesopotamien
> - antike griechische Polis (Athen) - Stadtstaaten
> - römisches Reich (Ursprung unseres BGB und des "abstrakten" Rechtsdenkens)
> - Hanse (13.-15. Jhdt.) und lübisches Recht (Stadtrecht, das die
> Hansestädte übernahmen und sich so als Städtebund formierten - ohne
> übergeordneten Nationalstaat)
>
> Das wäre aber Stoff für eine (m.E. sehr wichtige) eigene (wohl längere)
> Diskussion in einem eigenen Faden. Gute Anregung deinerseits, das würde ich
> dann mal auf die Agenda setzen.
Das kann man machen, und ist sicher auch sinnvoll, aber alle diese
Ausprägungen helfen nur dabei, die "Essenz" des Geldes einzugrenzen, indem
man die vorhandene Schnittmenge sucht. Wenn man diese identifiziert hat, muss
man aber noch einmal mit den feinen Skalpell ran und da muss man fiktive
Beispiele heranziehen, um herauszufinden, was wirklich "im Kern" notwendig
ist, damit etwas als "Geld" fungieren kann.
Warum ist das ganze aber von höchster praktischer Relevanz? Weil man erst
dann das System optimieren kann, ohne die notwenigen Bedingungen zu
verletzen; das gibt der Kreativität einen gewissen Rahmen und Orientierung.
Solange man aber hinsichtlich des Geldes zu viele Vorfestlegungen macht
(basierend auf den bisher real existierenden Geldern), wird man immer wieder
in der ein oder anderen Form bei diesen Systemen landen - die entscheidende
Frage ist also: Was kann alles weg, was muss unbedingt bleiben?
Man muss dieses verstehen, wenn man eine Geldordnung entwerfen will, die die
aktuellen Vorteile beibehält (bspw. hohe Effizienz, und flexible Anpassung
der Geldmenge an den Bedarf), aber ihre Nachteile vermeidet (bspw.
Machtkonzentration und -missbrauch, Instabilität). Was sind die essentiellen
Bausteine und wie kann man sie kombinieren?
> Ebenso die Fragen zu Menschenbild, Motivation und dem Zusammenhang von
> "Fortschritt" und Geld-/Kreditwirtschaft (auch enorm wichtig, das zu
> klären, wobei ich da meine, eine (mir) plausible Erklärung liefern zu
> können).
Ein Klos nach dem anderen.
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Thomas Weiß, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 03.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Thomas Weiß, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Rudi, 05.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 05.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, moneymind, 04.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Arne Pfeilsticker, 05.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB, Patrik Pekrul, 05.10.2014
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.