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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen
  • Date: Tue, 16 Sep 2014 15:51:41 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Die Wahl des Betrachtungsstandpunktes zur Unterscheidung von Schuldschein oder Gutschein wird von Mehrling so angedeutet, jedoch nicht in dem von mir angesprochenen Zusammenhang. Mehrling sieht eben nicht nur die Funktion eines Schuldschein der Bank sondern erweitert den Schuldschein gleich zu einem "Versprechen, Bargeld zu zahlen".

/"Similarly, the debate about whether the bank deposit is a particular form of money or only a/
/promise to pay money is a debate that cannot be resolved definitively because the answer/
/depends on the problem at hand. To a household, a deposit is payment. To a bank, a deposit is a/
/promise to pay reserves, since net clearing must be settled in cash.3"/


Mehrling ging es dabei um das Phänomen der "Hierarchy of Money". Für die Nichtbanken erfüllen Sichtguthaben Zahlungsmittelfunktionen, für die Geschäftsbanken nach Verrechnung (Netting) ihrer Forderungen gegeneinander dagegen nur Zentralbankguthaben (oder -Noten, natürlich werden aber Guthaben verwendet).

Für die Zentralbanken untereinander wiederum ist ihr "Zentralbankgeld" eben kein Zahlungsmittel. Sie begleichen ihre Forderungen gegeneinander nach dem "Netting" / Clearing in "Weltgeld" - was auch immer das ist, ob es nun wie im Goldstandard Gold ist oder wie heute de facto der Dollar, oder wie in Keynes' Bancor-Plan eben eine internationale Verrechnungseinheit wie der bancor.

Es geht Mehrling darum, die verschiedenen Ebenen des System zu unterscheiden und zu sagen: was vom Standpunkt einer niedrigeren Ebene als Zahlungsmittel erscheint, ist für die höhere Ebene eben ggf. nicht im vollen Sinn ein solches, weil eben nach dem Netting der Saldo zwischen den Teilnehmern der nächsthöheren Ebene im Zahlungsmittel der wiederum nächsthöheren Hierarchieebene ausgeglichen werden muß.

Um das Geldsystem zu verstehen, muß man die Interaktion zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen verstehen - sowohl die relative Automie der jeweils niedrigeren Ebene, als auch die Restriktionen, die die jeweils höhere Ebene den darunterliegenden Ebenen auferlegen kann (z.B. nationale geldpolitische Instrumente der Zentralbanken wie Zins-, Refinanzierungs-, und Mindestreservepolitik).

Ein wesentlicher Widerspruch des Weltwährungssystems bestand im Goldstandard darin, daß letztinstanzliches Zahlungsmittel der ZBen Gold war - ein Geld-"Ding", eigentlich Sachvermögen (mit Zwangskurs); heute besteht ein wichtiger Widerspruch darin, daß eine (Partialinteressen repräsentierende) nationale (rein auf Kreditgeld und nicht mehr auf Sach-Zahlungsmitteln basierende) Währung als Weltgeld fungiert (war Ergebnis der Verhandlungen von Bretton Woods, wo sich Harry Dexter White gegen Keynes' Bancor Plan durchsetzen und so auch die US-Machtinteressen durchdrücken konnte).

Will nur sagen: Mehrling betrachtet nicht nur das 3-stufige System Nichtbanken - Geschäftsbanken - Zentralbank, sondern auch noch die darüberliegende Ebene des "Weltgelds", das die ZBen untereinander als Zahlungsmittel nutzen. Er unterscheidet also 4 Ebenen.

Nur auf der 3. Ebene, der der nationalen Zentralbanken, kann das Geldsystem anhand gesamtwirtschaftlicher Kriterien geldpolitisch (und fiskalpolitisch) "gesteuert" werden.

Das verweist z.B. auch auf Fragen nach Möglichkeiten und Grenzen internationaler Koordination von Geldpolitik - dafür existieren keine Institutionen.

Gruß
moneymind




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