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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen
- Date: Wed, 03 Sep 2014 08:59:28 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Patrik,
Solange etwas im Geschäftsverkehr allgemein als schuldbefreiend akzeptiert wird, IST es faktisch Geld.
Dann wären Sichtguthaben bei Geschäftsbanken für die Geschäftsbanken im Verkehr untereinander selbst kein Geld.
Besser als "Geld" wäre vielleicht der Begriff, "schulbefreiendes Zahlungsmittel".
Daher finde ich Perry Mehrlings Ansatz http://economics.barnard.edu/sites/default/files/inline/what_is_monetary_economics_about.pdf sinnvoll: statt zu fragen, "was ist Geld, was nicht?" fragt man: "was ist Geld für wen (und was nicht)?"
- Für Nichtbanken erscheint Sichtguthaben bei Geschäftsbanken als endgültig schuldbefreiendes Zahlungsmittel. Sie saldieren ihre Forderungen untereinander (Nichtbank gegen Nichtbank) und begleichen den Saldo in Geschäftsbankengeld.
- Für die Geschäftsbanken sind Sichtguthaben bei Geschäftsbanken nicht endgültig schulbefreiendes Zahlungsmittel. Für sie sind Verbindlichkeiten der ZB schuldbefreiendes Zahlungsmittel. Sie saldieren ihre Forderungen untereinander und begleichen sie dann in Verbindlichkeiten der ZB.
- Für die Zentralbanken sind ihre Nostroverbindlichkeiten kein Geld. Sie begleichen ihre Verbindlichkeiten untereinander in "Weltgeld" (heute: Dollar, früher: Gold).
Es existiert also eine Hierarchie von Kreditbeziehungen, in der das, was für die jeweils untere Ebene als Geld erscheint, für die nächsthöhere Ebene "nur Kredit" darstellt. Auf diese Weise vermeidet man die Fehlschlüsse von der "Allmacht der Zentralbank" (zu der currency-Theoretiker neigen) und von der "Allmacht der Geschäftsbanken", zu der die Bankingtheoretiker neigen. Man hat Begriffe, mit denen man die Restriktionen beschreiben kann, die die jeweils nächsthöhere Ebene der Zahlungsmittelpyramide für die darunterliegende Ebene darstellt (ZB für GBen, GBen f. Nichtbanken).
Auf dem "Top Level" der Hierarchie (intern. Zahlungsmittel) kann prinzipiell auch "Warengeld" verwendet werden (Goldstandard).
Ende vom Lied: Giralgeld IST (richtiges, echtes, vollwertiges) Geld (und nicht "nur" eine Forderung auf Geld i.S.v. Banknoten), ebenso wie es eine wie auch immer geartete übertragbare allgemein akzeptierte Forderung auf Giralgeld wäre oder eine Forderung auf dieselbe.
Das meinte ich mit den Fehlschlüssen, die aus der verkürzten Frage, "was ist Geld"? oft folgen. Mit dieser Perspektive bist Du nicht mehr in der Lage, zu verstehen, welche Restriktion es für die GBen bedeutet, ihre Saldi untereinander in ZBG ausgleichen zu müssen. Die aber sind Grundbedingung der geldpolitischen Instrumente der ZB.
Vollwertiges Geld ist Giralgeld für die Nichtbanken, nicht für die Geschäftsbanken.
Besser fragt man daher präziser: "Was ist Geld und für wen?" Antwort: "what appears as money at one level often looks like credit from another", daher ist Mehrlings "Hierarchy of Money http://economics.barnard.edu/sites/default/files/inline/what_is_monetary_economics_about.pdf" eine sinnvolle Beschreibung des mehrstufigen Systems, bei der sowohl die Fehlverallgemeinerungen der bankingtheoretiker als auch die der currency-Theoretiker (incl. der Vollgeldler) durch ausreichend präzise Beschreibung des real existierenden Systems vermieden werden.
Deiner Behauptung, große Güteranhäufungen seien Kapital, werde ich bei Gelegenheit auch nochmal nachdrücklich widersprechen. Kapital wird aus ihnen erst, wenn sie in ein System von Eigentums- und Vertragsrechten und darauf basierender Vermögensbuchhaltung in einer abstrakten Geldeinheit eingebunden sind.
Aber dazu später.
Gruß!
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Axel Grimm, 16.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Rudolf Müller, 16.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Axel Grimm, 17.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Axel Grimm, 16.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Rudolf Müller, 03.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Axel Grimm, 03.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, Patrik Pekrul, 03.09.2014
- Re: [AG-GOuFP] bargeldlose Zahlungen, moneymind, 03.09.2014
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