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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Vollgeld


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld
  • Date: Mon, 14 Apr 2014 13:00:03 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 14.04.2014 11:41, schrieb Monika Herz:
/- Ich orientiere mich an einer operativen Systemtheorie sozialer
Systeme. Dort werden die "Menschen" nicht als Teil des Systems. Das
System besteht aus dem Operationszusammenhang des Systems selbst. Im
Fall der Wirtschaft (Geldsystem) sind diese Operationen die Zahlungen.
Das "Geldsystem" Besteht also aus Zahlungen, die sich wiederum auf
Zahlungen beziehen./

Ok. Danke. Verständlich.//Vereinfacht: Das Geldsystem dreht sich um
Zahlungen. Der Mensch ist nicht Teil des Systems sondern Operator./

- Die Auffassung, dass Menschen nicht Teil des Systems sind, sondern
"nur" an der Produktion der Operationen, aus denen das System besteht,
beteiligt sind, erleichtert es u.a. zu erklären, dass Menschen ja nicht
nur an einem, sondern an sehr vielen Systemen (z.B. auch Familien,
Organisationen)beteiligt sein können. Aber das ist für den Anfang schon
sehr speziell./

Ok. Passt. Der Mensch ist einfach ein hochkomplexes Wesen, das
hochkomplexe Systeme geschaffen hat, die der Einzelne nicht mehr

Ich würde sagen, der Mensch ist wesentlich an der (Re)produktion hochkomplexer sozialer Systeme beteiligt.

durchschaut, und ob überhaupt noch jemand durchblickt, ist fraglich. Die
"Selbstorganisation" ist ein Modell. Dabei geht es weniger um Verstehen
in allen Details, sondern um Beobachten und ggf. "irritierende" Impulse
setzen? Gefällt mir.

Ich würde Selbstorganisation eher als Prinzip bezeichnen. Unter Modell versteht man ja konventionell eher ein Abbild von etwas.

/ - Geld kann man als das Medium betrachten, in dem Zahlungen "geformt"
werden können. Unterschiedliche Währungen könnte man als
Spezialisierungen des Universalmediums Geld sehen. Geld als Medium ist
systemintern. "Alternative Gelder" unter dem Aspekt der Irritation zu
betrachten, halte ich ich auf den ersten Blick für nicht sehr hilfreich./

"Gefühlt" ist es für mich hilfreich, alternative Gelder als "Irritation"
zu verstehen, mit der das System quasi von innen angestossen wird, seine

Das ist ein interessanter Gedanke. In der Diskussion über Systemtheorie verweist die Irritation meist auf externe Sachverhalte.

momentane Richtung zu "überdenken" ggf. zu korrigieren. Wirf doch mal
einen zweiten Blick drauf. Gefühlt ist es - für mich - deshalb
hilfreich, damit all die Energie, die bisher von den Operateuren und
Schöpfern alternativer Gelder geflossen ist, nicht vergeblich war.

Wieso soll das vergeblich gewesen sein? Das gehört alles mit dazu.

Inwiefern Gefühle in der Systemtheorie eine Rolle spielen, weiß ich
nicht. Ich fürchte eher nicht ;-) Man könnte es auch Intuition nennen.

Selbstverständlich spielen Gefühle eine Rolle. Nur nicht in allen Systemen, aber sehr wohl bei "psychischen Systemen".

Intuitiv gesehen sind alternative Gelder Irritationen im System. Den
Beweis bleibe ich schuldig. Intuition bedarf keines Beweises. Lt.
wikipedia ist Intuition Teil des kreativen Prozesses. Immerhin.

/- Aber aus der Perspektive einer Systemtheorie der Selbstorganisation,
könnte man behaupten (und müsste das dann weiter untersuchen), dass die
beabsichtigt direkte Beeinflussung des für das System grundlegenden
Mediums Geld durch eine systemexterne Instanz (Staat) eher
kontraproduktiv sein müsste. Was aber nicht bedeutet, dass der Staat
sich heraushalten muss. Es scheint nur zielführender, wenn er seine
originären Kompetenzen nutzt. Diese könnte man dann auch wieder
differenzieren in aus Sicht des Geldsystems eher extern (Gesetzgebung)
oder eher intern (Steuern) einzuordnende Maßnahmen.//Man kann mit
modernen Systemtheorien sehr pragmatisch arbeiten, ohne sich
überkommenen Interpretationsmustern unterordnen zu müssen./

Ok. Jetzt gehst Du also mit Deiner Beobachtung ins System hinein und
betrachtest evtl. zu treffende Maßnahmen als extern (Gesetzgebung) oder
intern (Steuern). Steuern sind ja Zahlungen. Gesetze sind keine
Zahlungen. Nach der Idee der "Selbstorganistion" muss man also das
System nicht abschaffen und durch ein gänzlich anderes ersetzen (wie es

Das kann man gar nicht!

wohl die Monetative will?) sondern gibt Impulse von außen durch Gesetze
und von innen durch Steuern. Dann schaut man, was passiert. Bzw. gibt es
bestimmt Mathematiker, die vorher schon recht gut ausrechnen können, was
passiert. Obs dann wirklich so passiert, muss man halt wieder schauen ;-)


Mathematiker können Prognosen erstellen, die, wenn sie vom System registriert werden, strukturell relevant werden können.

Die Idee, ein Gesetz zu machen, das alternative Gelder zum gesetzlichen
Zahlungsmittel legitimiert, könnte also deiner Meinung nach aus
wissenschaftlicher Sicht von der Systemtheorie der Selbstorganisation
untermauert werden. Oder sagen wir mal versuchsweise eine bestimmte

Ich weiß jetzt nicht genau, was untermauern bedeuten soll, aber es kann z.B. als Maßnahme mit Strukturwirkung auf das System erklärt werden.

Anzahl von alternativen Geldern. Gefällt mir. Weil ich mit dem Begriff
„Selbstorganisation“ spontan was anfangen kann. Und den Begriff spontan
auf das Geldsystem übertragen kann. Gefällt mir auch, weil die Ebene
gewechselt wird. Weg von BWL und Volkswirtschaft – wahrscheinlich nicht
nur für mich ein Folterinstrument ;-). Mögen sich die BWLer und VWLer
weiterhin die Köpfe heiß reden. Ich möchte einfach ein Gesetz, das

BWL und VWL können als Subsysteme des Wissenschaftssystems betrachtet werden mit entsprechenden Irritationen für das Wirtschaftssystem ("Geldsystem").

regelt, dass mein eigenes selbstgeschöpftes Geld als Zahlungsmittel
gesetzlich anerkannt ist. Und Steuern, die verhindern, dass „reich“
immer noch reicher wird. Während arm immer ärmer wird.

/Wenn man dem Grundverständnis der Selbstorganisation folgt muss man die
"Selbstorganisation des Geldsystems" nicht erreichen. Sie ist ein
Grundprinzip, das entweder gilt oder nicht gilt. Es wäre doch ein
Widerspruch, Selbstorganisation von außen, also ohne das "Selbst"
erreichen zu wollen bzw. zu müssen./

//

Ok. Entweder es gilt oder nicht. Wir gehen jetzt davon aus, dass es
gilt. Was meinst Du jetzt mit „Selbst“. Das „Selbst“ des Geldsystems?
Interessant. Das Geldsystem hat auch ein – natürlich letztlich ebenfalls
illusionäres – „Selbst“? Gefällt mir.


Das Selbst ist nicht illusionär, sondern so etwas wie ein emergentes Charakteristikum, dass man mit dem Begriff Selbst am besten "greifen" kann.

/Ich bin der Ansicht, dass Begriffe wie "zum Wohle" und schon gar "des
Ganzen" immer an einer Stelle eingesetzt werden, an der man nicht mehr
weiter weiß und einfach ohne weitere Diskussion allgemeine
Unterstützung, z.B. durch den Appell an Moral, einfordern will. Die
Systemtheorie kann auch hier helfen, weil man in diesem Zusammenhang oft
auf eine wertfreie abstrakte Begrifflichkeit zurückgreifen kann, die
dann die Möglichkeit für ein Weiterdenken in die unterschiedlichsten
Richtungen anbietet./

//

OK. Vielleicht hast Du recht. Andrerseits spielt der Begriff „Zum Wohle
des Ganzen“ auf etwas an, das man mit „höheren menschlichen Werten“
assoziiert und das sich angeblich weltweit großer Übereinstimmung
erfreut. Zumindest theoretisch. Diese allgemeine Unterstützung ist ja
schon von Bedeutung. Schließlich möchte ich eine doch recht
weitgreifende Gesetzeserweiterung.

Schwierig wird es z.B. dann wenn das wohl des Einen als der Schaden des Anderen angesehen werden kann.

/Aus der Sicht einer Systemtheorie der Selbstorganisation beobachten die
Systeme. Alles was unter diesem Aspekt System sein kann, beobachtet.
Dazu gehören nicht nur psychische Systeme, was ich jetzt mal mit Geist
identifiziere, sondern z.B. auch biologische Organismen, Familien,
Organisationen bis hin zur (Welt)gesellschaft. /

//

/Das mit dem "Begriff" geht schon in eine produktive Richtung, es wäre
aber wahrscheinlich nicht nur für diese ML zu speziell, zum jetztigen
Zeitpunkt darüber zu diskutieren./

//

Cool! Gefällt mir! Alles was System sein kann, beobachtet. Das System
beobachtet. Wenn wir dem Faden folgen, beobachtet also auch das
„Geldsystem“. Was beobachtet es? Sich selbst? Andere Systeme? Aus dieser

Genau alles das: Es beobachtet sich selbst im Unterschied zu seiner Umwelt. Und in dieser Umwelt identifiziert es u.a. Systeme, die wiederum sich selbst im Unterschied zu ihrer eigenen Umwelt beobachten, zu der auch das ursprüngliche System (bei entsprechender "Aufmerksamkeit") gehören kann.

Beobachtung heraus organisiert es sich dann selbst? Wohin? Gibt es ein
Ziel? Gibt es „über“ den einzelnen Systemen noch ein „größeres“ System,

Man kann das Prinzip der Systemdifferenzierung anwenden. Aus z.B. funktionaler Perspektive sieht man die (Welt)Gesellschaft als umfassendes System, innerhalb dessen sich Subsysteme wie Wirtschaftssystem, Rechtssystem, Wissenschaftssystem, Politisches System, Erziehungssystem ... mit ihren jeweils eigenen charakteristischen Operationen herausdifferenzieren.

von dem die einzelnen Systeme Glieder sind? So wie HP Dürr sagte: „Alles
Lebendige folgt zwei einander scheinbar widersprechenden Richtungen:

1. Es strebt danach, sich so vollständig wie möglich zu
individualisieren, so „eigenartig“ wie nur möglich zu sein.
2. Es strebt nach Kooperation und damit nach dem Zusammenschluss zu
einem größeren Ganzen.“

Sind Systeme aber etwas „Lebendiges“? Bei Familien oder Weltgemeinschaft
stimmt man leicht zu. Aber beim Geldsystem? Vielleicht ist das
Bewusstseins- Erweiterung. Wenn ein System beobachten kann, wenn sogar
ein Geldsystem beobachten kann, dann sprengt das womöglich auch noch die
herkömmliche Definition von „Leben“, das sich auf „Lebewesen“ im
Gegensatz zu nicht-lebendigen Dingen bezieht. Hm. Hat ganz schön
Sprengkraft. Gefällt mir. Und deckt sich mit meinen Ahnungen.

Die für mich plausibelste Systemtheorie sieht Kommunikation als Grundoperation aller sozialen Systeme. Eine Zahlung ist dann eine spezielle Form von Kommunikation. Jetzt wird es aber schon sehr speziell für den Anfang, besonders wenn man mit der systemischen Denkweise noch nicht vertraut ist.


Vielleicht hab ich mich aber auch in Spekulationen verirrt.


Würde ich jetzt ganz spontan nicht zustimmen.

Die möglichst präzise Wortwahl ist schon eine hohe Kunst. Wer kann die
schon? Worte und Begriffe rufen schließlich Reaktionen hervor.


Es geht wohl eher um eine dem speziellen Kontext angemessene Wortwahl. Für mich sind jedenfalls viele deiner Formulierungen gut nachvollziehbar.

Wurden denn in der Wissenschaft bisher nur lebendige Systeme nach den
Kriterien der Selbstorganisation erforscht – oder auch eher
nicht-lebendige, wie eben das Geldsystem?

Selbstverständlich, wir reden doch gerade durch sie und über sie.

Für das "Geldsystem" welches in der Systemtheorie wohl dem zentralen Aspekt des Wirtschaftssystems entspricht, gibt es schon einiges.

Für einen knappen Anfang könnte vielleicht das Buch von Fritz. B. Simon : "Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie" hilfreich sein, das aus meiner Sicht auch sehr gut von Nicht-Wissenschaftlern gelesen und verstanden werden kann. Dort werden die gängigen Begriffe der Wirtschaft mit dem Wirtschaftskonzept der Systemtheorie in Beziehung gesetzt, bei welchen die Grundoperation, wie schon gesagt, die Zahlung sein soll.




Am 14. April 2014 08:49 schrieb Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de
<mailto:systempirat AT live.de>>:



Am 14.04.2014 07:48, schrieb Monika Herz:

Wenn ich dich recht verstehe, dann ist dein Impuls, das
"Geldsystem" als
etwas zu sehen, das durch "Selbstorganisation die Gestaltung der
Lebensverhältnisse nach flexiblen, selbstbestimmten Vereinbarungen"
entwickeln kann.
Der Ist-Zustand ist wie er ist, der Soll-Zustand kann erreciht
werden,
durch "Irritation" des bestehenden Systems durch neue gesetzliche
Bestimmungen.
Das Geldsystem hat nur so lange Bestand, so lange Menschen es (noch)
nutzen. Der Mensch ist also Teil des (Geld-) Systems?

Das kommt jetzt darauf an, welche Schwerpunkte man setzt.

Ich orientiere mich an einer operativen Systemtheorie sozialer
Systeme. Dort werden die "Menschen" nicht als Teil des Systems. Das
System besteht aus dem Operationszusammenhang des Systems selbst. Im
Fall der Wirtschaft (Geldsystem) sind diese Operationen die
Zahlungen. Das "Geldsystem" Besteht also aus Zahlungen, die sich
wiederum auf Zahlungen beziehen.

Die Auffassung, dass Menschen nicht Teil des Systems sind, sondern
"nur" an der Produktion der Operationen, aus denen das System
besteht, beteiligt sind, erleichtert es u.a. zu erklären, dass
Menschen ja nicht nur an einem, sondern an sehr vielen Systemen
(z.B. auch Familien, Organisationen)beteiligt sein können. Aber das
ist für den Anfang schon sehr speziell.


Demnach findet (oder fand) eine Irritation bereits statt, indem
wenige
Menschen alternative Gelder benutzt haben, z.B. Regiogeld,
Tauschkreis-"Geld" oder auch die neue "ohne-Geld-leben"-Methode. Ich
fand übrigens interessant, dass einer der Pioniere des "Leben
ohne Geld"
bei uns in Weilheim im voll besetzten Stadttheater vor ca. 300
Personen
sprach. So viel Interesse hat in letzter Zeit kaum jemand anderer zu
wecken vermocht.

Geld kann man als das Medium betrachten, in dem Zahlungen "geformt"
werden können. Unterschiedliche Währungen könnte man als
Spezialisierungen des Universalmediums Geld sehen.

Geld als Medium ist systemintern. "Alternative Gelder" unter dem
Aspekt der Irritation zu betrachten, halte ich ich auf den ersten
Blick für nicht sehr hilfreich.

Aber aus der Perspektive einer Systemtheorie der Selbstorganisation,
könnte man behaupten (und müsste das dann weiter untersuchen), dass
die beabsichtigt direkte Beeinflussung des für das System
grundlegenden Mediums Geld durch eine systemexterne Instanz (Staat)
eher kontraproduktiv sein müsste. Was aber nicht bedeutet, dass der
Staat sich heraushalten muss. Es scheint nur zielführender, wenn er
seine originären Kompetenzen nutzt. Diese könnte man dann auch
wieder differenzieren in aus Sicht des Geldsystems eher extern
(Gesetzgebung) oder eher intern (Steuern) einzuordnende Maßnahmen.

Man kann mit modernen Systemtheorien sehr pragmatisch arbeiten, ohne
sich überkommenen Interpretationsmustern unterordnen zu müssen.



Wenn ich den Faden weiter verfolge, dann könnte es ausreichen,
gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es erlauben, alle
möglichen Geldarten zu nutzen, auch selbst geschöpfte, wie etwa das
Rheingold http://www.rheingoldregio.de
und andere, die noch erfunden werden. Das geschieht ja bereits.
Es wird
vom Gesetzgeber geduldet, zumindest solange die Umsätze sich in
Bereichen bewegen, die vernachlässigbar sind. Die massenhafte
Anwendung
scheiterte bisher bei den meisten Initiativen. Warum? Ich glaube, es
liegt an den fehlenden gesetzlichen Grundlagen - und natürlich noch
weil: fehlende Aufklärung, fehlendes Vertrauen etc.

Das wäre ein Ansatz, der aus systemischer Perspektive, d.h.
(konkret, nicht nur mit dem Begriff "systemisch" gelabert, wie das
so viele tun, ohne zu wissen, was sie damit meinen) aus der
Perspektive einer Systemtheorie der Selbstorganisation, sicher
inspirierende Argumente bekommen könnte.


Eine Partei, die sich des Geldthemas annimmt, kriegt fast 5% -
auch wenn
es so fantasielos ist wie bei der AfD.

Wenn ich dich recht verstehe, dann wäre die "Selbstorganisation des
Geldsystems" einerseits einfacher zu erreichen, weil sich nicht "das
Beste" gegen andere durchsetzen muss (archetypisch männlich) und
weil
man aufhören kann, sich darüber zu streiten. Andrerseits ist es
komplizierter, weil es eben so viel zulässt und umfasst
(archetypisch
weiblich).


Wenn man dem Grundverständnis der Selbstorganisation folgt muss man
die "Selbstorganisation des Geldsystems" nicht erreichen. Sie ist
ein Grundprinzip, dass entweder gilt oder nicht gilt. Es wäre doch
ein Widerspruch, Selbstorganisation von außen, also ohne das
"Selbst" erreichen zu wollen bzw. zu müssen.


Vision: Und dann beobachtet "man", was geschieht. Und vertraut
darauf,
dass der einzelne Mensch als Teil des Systems sich so verhält,
dass er
mit dem Geldsystems, das er benutzt, zum Wohle des Ganzen beiträgt.
Gegebenenfalls wird mit Gesetzen weiter irritiert. Hm.


Ich bin der Ansicht, dass Begriffe wie "zum Wohle" und schon gar
"des Ganzen" immer an einer Stelle eingesetzt werden, an der man
nicht mehr weiter weiß und einfach ohne weitere Diskussion
allgemeine Unterstützung, z.B. durch den Appell an Moral, einfordern
will. Die Systemtheorie kann auch hier helfen, weil man in diesem
Zusammenhang oft auf eine wertfreie abstrakte Begrifflichkeit
zurückgreifen kann, die dann die Möglichkeit für eine Weiterdenken
in die unterschiedlichsten Richtungen anbietet.


Hab ich dich recht verstanden?

Noch eine Frage. Was meinst du mit:

/Beobachtung ist nicht nur eine Funktion des Geistes. Es kann
hilfreich

sein, alles, was man selbst wahrnimmt, immer auch als Produkt eines
anderen Beobachters zu interpretieren./


Aus der Sicht einer Systemtheorie der Selbstorganisation beobachten
die Systeme. Alles was unter diesem Aspekt System sein kann,
beobachtet. Dazu gehören nicht nur psychische Systeme, was ich jetzt
mal mit Geist identifiziere, sondern z.B. auch biologische
Organismen, Familien, Organisationen bis hin zur (Welt)gesellschaft.


Versteh ich nicht. Wenn ich den Sonnenaufgang wahrnehme - wie
könnte der
Sonnenaufgang das Produkt eines anderen Beobachters sein? Meinst du
damit, die grundlegende Täuschung der Wahrnehmung wegen kollektiver
Begriffsbildung? Wenn es das Wort "Sonnenaufgang" nicht gäbe,
gäbe es
dann den Sonnenaufgang nicht? Anderes Beispiel: Umweltschutz ist ein
Begriff, der erst vor etwa 50 oder 100 Jahren gebildet wurde.
Vorher gab
es kein (kollektives) Bewußtsein über Umweltschutz. Die
Wahrnehmung war
wohl, dass man sich als Mensch vor einer feindlichen Welt
schützen muss,
sie beherrschen will, um nicht ausgeliefert zu sein. Dass die
Welt nun
etwas geworden ist, das selbst schutzbedürftig ist, ist relativ neu.

Das mit dem "Begriff" geht schon in eine produktive Richtung, es
wäre aber wahrscheinlich nicht nur für diese ML zu speziell, zum
jetztigen Zeitpunkt darüber zu diskutieren.

Gruß Monika









Am 13. April 2014 14:54 schrieb Ex-SystemPirat
<systempirat AT live.de <mailto:systempirat AT live.de>
<mailto:systempirat AT live.de <mailto:systempirat AT live.de>>>:




Am 13.04.2014 09:08, schrieb Monika Herz:

danke für den link. hatte mich beim suchen wohl vertippt...
Der Begriff Selbstorganisation erinnert mich an einen
Satz von
HP Dürr,
den ich mir gemerkt hab:

„Alles Lebendige folgt zwei einander scheinbar
widersprechenden
Richtungen:

1. Es strebt danach, sich so vollständig wie möglich zu

individualisieren, so „eigenartig“ wie nur möglich
zu sein.
2. Es strebt nach Kooperation und damit nach dem
Zusammenschluss zu
einem größeren Ganzen.“


Ja, irgendwie ist es schon verrückt, dass die Physiker mit
zu den
ersten zählen, die die Allgemeingültigkeit des mechanistisch
kausalen Prinzips in Frage gestellt haben, wo man sie doch
eigentlich für dessen Verfechter halten müsste.

Allgemein sind die Naturwissenschaften schon sehr viel
weiter, wenn
es um die Erforschung der Komplexität geht, als
beispielsweise die
Sozialwissenschaften. Vielleicht weil in den
Naturwissenschaften
alles viel "anschaulicher" zu sein scheint. Schade, dass
sich die
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften immer ausschließlich
an dem
überkommenen Teil des naturwissenschaftlichen Denkens
orientieren.
Dieses ist zwar nach wie vor unbestritten gültig, aber eben
nur auf
einen Ausschnitt der Realität zu beziehen.

Ich halte es deswegen für kontraproduktiv, gesellschaftliche
Probleme mit dem alten, kausalen Ursache-Wirkungs-Denken
lösen zu
wollen. Das "Vollgeld" sehe ich aus der Perspektive der
Selbstorganisation als generellen Rückschritt in jene
Richtung, auch
wenn es vielleicht kurzfristig kosmetische Verbesserungen
bringen mag.


Außerdem erinnert mich der Begriff an die Aussage von einem
Mann, der im
Katastrophenschutz arbeitete, die ich mir auch gemerkt
hab: "Im
Ernstfall, wenns chaotisch wird, klappt es erstaunlich
gut mit der
Organisation..."

Beide Aussagen fand ich so tröstlich im Hinblick auf
mögliche
kommende
schwierige Zeiten, dass sie mir im Gedächtnis blieben.

Jenseits der Komplexität allein der Begriffsdefinition für
"Selbstorganisation" find ich es beruhigend, dass die
Fähigkeit zur
Selbstorganisation offenbar ein Merkmal der Natur
selbst ist. Wenn
selbst Pflanzen in der Lage sind, sich selbst zu einem
hochkomplexen
größeren Ganzen (Baum - Wald) zu organisieren,
womöglich schafft
es dann
die Spezies Mensch auch - und nimmt die
Selbstorganisation des
Geldes


Die Spezies Mensch scheint sich mit den psychischen
Eigenschaften,
die sie anderen lebenden Systemen voraus hat, im Moment
noch selbst
im Weg zu stehen. Das kann man in dieser AG beispielhaft
sehr gut
beobachten. Man ahnt, dass sich etwas verändern muss, beurteilt
mögliche Lösungen aber immer noch bezüglich der Strukturen,
die zu
den wahrgenommenen Problemen geführt haben. Eine paradigmatisch
wirklich neue Betrachtungsweise, die sich eklatant von der
des hier
so gerne zitierten Mainstream unterscheiden würde, habe ich
bisher
noch nicht erkennen können.


bei diesem Streben nach dem Zusammsnchluss zu einem
größeren
Ganzen mit.
Ansätze dazu gibt es ja jede Menge vom Vollgeld bis zur
Geschenkökonomie... allein die Beochtung dieser
Prozesse kann ja
womöglich den Verlauf des Prozesses beeinflussen.
Deshalb ist
Beobachtung schon aktives Tun. Während Ignoranz den Prozess
vermutlich
hemmt. Viele Menschen beobachten relativ wach, was denn nun
geschieht in
dieser sog. Finanzkrise ... auch wenn der Einzelne
keine umfassende
Lösung des Problems auf der Hand hat....

Insofern find ich den Einwurf des Begriffes
Selbstorganisation
hilfreich, aufbauend, motivierend, zumindest weiter zu
beobachten, was
geschieht... also danke. Beobachtung ist eine Funktion des
Geistes und


Beobachtung ist nicht nur eine Funktion des Geistes. Es kann
hilfreich sein, alles, was man selbst wahrnimmt, immer auch als
Produkt eines anderen Beobachters zu interpretieren.


wer weiß schon genau, welche Wirkungen der Geist noch so
hervorbringen
kann... reine, urteilsfreie Beobachtung soll sogar eine
komplette
Veränderung der Wahrnehmung der Wirklichkeit hervorrufen
können... ich
glaub, auf diese Weise sind sogar die Erkenntnisse der
Quantenphysik
entstanden. HP Dürr sagte dazu mal provokativ: "Wir
(eine Gruppe von
internationalen Wissenschaflern) haben miteinander die
Materie
abgeschafft."


Die Quantenmechanik ist mir persönlich ein sehr wertvoller
Wegweiser.



Wenn es der Spezies Mensch gelungen ist, die Materie
"abzuschaffen",
obwohl sie natürlich immer noch da ist - dann müsste
eigentlich
alles
andere, einschließlich der Gestaltung eines "größeren
gemeinsamen
Geldsystems" ein Kinderspiel sein ;-)


Nach dem Prinzip der Selbstorganisation kann sich das
"Geldsystem"
nur selbst gestalten. Man kann es jedoch von außen
irritieren (z.B.
durch Gesetze) und somit in seiner selbstorganisierten
Entwicklung
beeinflussen. Man kann es aber nicht instruktiv steuern.
Man kann
sozusagen niemanden zwingen, zu zahlen oder Zahlungen
anzunehmen.
Solange Zahlungen stattfinden, gibt es das Geldsystem, wenn
nicht,
dann nicht.










Am 12. April 2014 11:59 schrieb moneymind
<moneymind AT gmx.de <mailto:moneymind AT gmx.de>
<mailto:moneymind AT gmx.de <mailto:moneymind AT gmx.de>>
<mailto:moneymind AT gmx.de <mailto:moneymind AT gmx.de>
<mailto:moneymind AT gmx.de <mailto:moneymind AT gmx.de>>>>:



Hi Axel,

Du schreibst:


Die Bereiche Einkommen und Vermögensanhäufung
können meiner
Ansicht nach nur durch eine „steuernde“
Steuer- und
Abgabengestaltung und durch
Versicherungssyteme nach einem
Umlageverfahren dauerhaft stabil gestaltet werden.


Seh ich auch so.

Entscheidend finde ich hier zusätzlich aber auch die
Schließung der
Casinos: eine eine strikte Finanzmarktregulierung
(Trennbankensystem, Finanztransaktionssteuer,
Schließung des
Devisenmarkts durch eine Neuordnung des
internationalen
Währungssystems, Regulierung der wichtigsten
Rohstoffpreise
etc. -
als konkrete Ausarbeitung solcher Vorschläge siehe
Schulmeisters
"New Deal"-Programm).

Denn die Finanzmärkte spielen ein Nullsummenspiel
auf der
Basis von
Herdenverhalten, in dem die großen "Investoren" =
Zocker
Bubbles
aufblasen und platzen lassen und damit die
Kleinanleger
ausnehmen
können und die Ressourcenallokation in der
Realwirtschaft
systematisch verzerren (mit ineffizienten
Ergebnissen, da
Preise
dann nicht Infos über Fundamentaldaten ausdrücken,
sondern
blindes
Herdenverhalten).

Daß die wirklichkeitsfremde neoklassische Ökonomie
und die
daraus
abgeleiteten wirtschaftspolitischen Forderungen
(bedingungslose
Konsolidierung des Staatshaushalts, womit die
Regierungen die
geldpolitische Verantwortung allein auf die
Zentralbanken
abschieben
und diese zu Niedrigzinspolitik zwingen;
Deregulierung der
Arbeitsmärkte; Steuersenkungen für Unternehmen,
Privatisierung von
Staatsvermögen etc.) den Interessen des
Finanzkapitals (und nur
teilweise den Interessen des Realkapitals) dient
und den
Interessen
der Lohnabhängigen widerspricht, hat Schulmeister m.E.
deutlich gezeigt.

Dieser Lobbyismus wird dadurch betrieben, daß eine
systematisch
falsche Theorie nur deshalb gepushed wird, weil
sie sich dazu
eignet, die Wahrnehmung im Sinne bestimmter
Interessen zu
verzerren.


Die aktuellen Regelwerken (Gesetze,
Verordnungen) sind
natürlich
von Interessensgruppen beeinflusst, die ihren
Einfluss
nicht
schmälern wollen. Hier kann nur eine starke
Regierung
entgegenwirken, wie es ein H.Roosevelt schon mal
gezeigt hat.
Roosevelt hat das nicht aus eigener Kraft
durchsetzen
können, es
wird gemunkelt, dass ein gewisser
H.Rockefeller seine
Stütze war).


Den FDR im Gegenzug mit 75% besteuert hat? Könntest Du
bitte den
Einfluß von Rockefeller jenseits angeblichen
"Gemunkels"
belegen? Danke.

Eine solide Grundlegung einer realistischen
Wirtschaftstheorie würde
den Einfluß von Interessengruppen auf die
Wahrnehmung und das
Handeln der Politiker einschränken und diese
unabhängiger
machen.
Denn die Interessengruppen machen Lobbyismus heute
v.a.
über das
Pushen ökonomischer Ideologien.

Danke auch für Deine Beantwortung meiner Fragen -
meine Antwort
kommt später nach.

Gruß, mm


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