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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vollgeld


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld
  • Date: Sun, 13 Apr 2014 14:54:17 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 13.04.2014 09:08, schrieb Monika Herz:
danke für den link. hatte mich beim suchen wohl vertippt...
Der Begriff Selbstorganisation erinnert mich an einen Satz von HP Dürr,
den ich mir gemerkt hab:

„Alles Lebendige folgt zwei einander scheinbar widersprechenden Richtungen:

1. Es strebt danach, sich so vollständig wie möglich zu
individualisieren, so „eigenartig“ wie nur möglich zu sein.
2. Es strebt nach Kooperation und damit nach dem Zusammenschluss zu
einem größeren Ganzen.“


Ja, irgendwie ist es schon verrückt, dass die Physiker mit zu den ersten zählen, die die Allgemeingültigkeit des mechanistisch kausalen Prinzips in Frage gestellt haben, wo man sie doch eigentlich für dessen Verfechter halten müsste.

Allgemein sind die Naturwissenschaften schon sehr viel weiter, wenn es um die Erforschung der Komplexität geht, als beispielsweise die Sozialwissenschaften. Vielleicht weil in den Naturwissenschaften alles viel "anschaulicher" zu sein scheint. Schade, dass sich die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften immer ausschließlich an dem überkommenen Teil des naturwissenschaftlichen Denkens orientieren. Dieses ist zwar nach wie vor unbestritten gültig, aber eben nur auf einen Ausschnitt der Realität zu beziehen.

Ich halte es deswegen für kontraproduktiv, gesellschaftliche Probleme mit dem alten, kausalen Ursache-Wirkungs-Denken lösen zu wollen. Das "Vollgeld" sehe ich aus der Perspektive der Selbstorganisation als generellen Rückschritt in jene Richtung, auch wenn es vielleicht kurzfristig kosmetische Verbesserungen bringen mag.

Außerdem erinnert mich der Begriff an die Aussage von einem Mann, der im
Katastrophenschutz arbeitete, die ich mir auch gemerkt hab: "Im
Ernstfall, wenns chaotisch wird, klappt es erstaunlich gut mit der
Organisation..."

Beide Aussagen fand ich so tröstlich im Hinblick auf mögliche kommende
schwierige Zeiten, dass sie mir im Gedächtnis blieben.

Jenseits der Komplexität allein der Begriffsdefinition für
"Selbstorganisation" find ich es beruhigend, dass die Fähigkeit zur
Selbstorganisation offenbar ein Merkmal der Natur selbst ist. Wenn
selbst Pflanzen in der Lage sind, sich selbst zu einem hochkomplexen
größeren Ganzen (Baum - Wald) zu organisieren, womöglich schafft es dann
die Spezies Mensch auch - und nimmt die Selbstorganisation des Geldes

Die Spezies Mensch scheint sich mit den psychischen Eigenschaften, die sie anderen lebenden Systemen voraus hat, im Moment noch selbst im Weg zu stehen. Das kann man in dieser AG beispielhaft sehr gut beobachten. Man ahnt, dass sich etwas verändern muss, beurteilt mögliche Lösungen aber immer noch bezüglich der Strukturen, die zu den wahrgenommenen Problemen geführt haben. Eine paradigmatisch wirklich neue Betrachtungsweise, die sich eklatant von der des hier so gerne zitierten Mainstream unterscheiden würde, habe ich bisher noch nicht erkennen können.

bei diesem Streben nach dem Zusammsnchluss zu einem größeren Ganzen mit.
Ansätze dazu gibt es ja jede Menge vom Vollgeld bis zur
Geschenkökonomie... allein die Beochtung dieser Prozesse kann ja
womöglich den Verlauf des Prozesses beeinflussen. Deshalb ist
Beobachtung schon aktives Tun. Während Ignoranz den Prozess vermutlich
hemmt. Viele Menschen beobachten relativ wach, was denn nun geschieht in
dieser sog. Finanzkrise ... auch wenn der Einzelne keine umfassende
Lösung des Problems auf der Hand hat....

Insofern find ich den Einwurf des Begriffes Selbstorganisation
hilfreich, aufbauend, motivierend, zumindest weiter zu beobachten, was
geschieht... also danke. Beobachtung ist eine Funktion des Geistes und

Beobachtung ist nicht nur eine Funktion des Geistes. Es kann hilfreich sein, alles, was man selbst wahrnimmt, immer auch als Produkt eines anderen Beobachters zu interpretieren.

wer weiß schon genau, welche Wirkungen der Geist noch so hervorbringen
kann... reine, urteilsfreie Beobachtung soll sogar eine komplette
Veränderung der Wahrnehmung der Wirklichkeit hervorrufen können... ich
glaub, auf diese Weise sind sogar die Erkenntnisse der Quantenphysik
entstanden. HP Dürr sagte dazu mal provokativ: "Wir (eine Gruppe von
internationalen Wissenschaflern) haben miteinander die Materie abgeschafft."

Die Quantenmechanik ist mir persönlich ein sehr wertvoller Wegweiser.


Wenn es der Spezies Mensch gelungen ist, die Materie "abzuschaffen",
obwohl sie natürlich immer noch da ist - dann müsste eigentlich alles
andere, einschließlich der Gestaltung eines "größeren gemeinsamen
Geldsystems" ein Kinderspiel sein ;-)

Nach dem Prinzip der Selbstorganisation kann sich das "Geldsystem" nur selbst gestalten. Man kann es jedoch von außen irritieren (z.B. durch Gesetze) und somit in seiner selbstorganisierten Entwicklung beeinflussen. Man kann es aber nicht instruktiv steuern. Man kann sozusagen niemanden zwingen, zu zahlen oder Zahlungen anzunehmen. Solange Zahlungen stattfinden, gibt es das Geldsystem, wenn nicht, dann nicht.










Am 12. April 2014 11:59 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de
<mailto:moneymind AT gmx.de>>:

Hi Axel,

Du schreibst:


Die Bereiche Einkommen und Vermögensanhäufung können meiner
Ansicht nach nur durch eine „steuernde“ Steuer- und
Abgabengestaltung und durch Versicherungssyteme nach einem
Umlageverfahren dauerhaft stabil gestaltet werden.


Seh ich auch so.

Entscheidend finde ich hier zusätzlich aber auch die Schließung der
Casinos: eine eine strikte Finanzmarktregulierung
(Trennbankensystem, Finanztransaktionssteuer, Schließung des
Devisenmarkts durch eine Neuordnung des internationalen
Währungssystems, Regulierung der wichtigsten Rohstoffpreise etc. -
als konkrete Ausarbeitung solcher Vorschläge siehe Schulmeisters
"New Deal"-Programm).

Denn die Finanzmärkte spielen ein Nullsummenspiel auf der Basis von
Herdenverhalten, in dem die großen "Investoren" = Zocker Bubbles
aufblasen und platzen lassen und damit die Kleinanleger ausnehmen
können und die Ressourcenallokation in der Realwirtschaft
systematisch verzerren (mit ineffizienten Ergebnissen, da Preise
dann nicht Infos über Fundamentaldaten ausdrücken, sondern blindes
Herdenverhalten).

Daß die wirklichkeitsfremde neoklassische Ökonomie und die daraus
abgeleiteten wirtschaftspolitischen Forderungen (bedingungslose
Konsolidierung des Staatshaushalts, womit die Regierungen die
geldpolitische Verantwortung allein auf die Zentralbanken abschieben
und diese zu Niedrigzinspolitik zwingen; Deregulierung der
Arbeitsmärkte; Steuersenkungen für Unternehmen, Privatisierung von
Staatsvermögen etc.) den Interessen des Finanzkapitals (und nur
teilweise den Interessen des Realkapitals) dient und den Interessen
der Lohnabhängigen widerspricht, hat Schulmeister m.E. deutlich gezeigt.

Dieser Lobbyismus wird dadurch betrieben, daß eine systematisch
falsche Theorie nur deshalb gepushed wird, weil sie sich dazu
eignet, die Wahrnehmung im Sinne bestimmter Interessen zu verzerren.


Die aktuellen Regelwerken (Gesetze, Verordnungen) sind natürlich
von Interessensgruppen beeinflusst, die ihren Einfluss nicht
schmälern wollen. Hier kann nur eine starke Regierung
entgegenwirken, wie es ein H.Roosevelt schon mal gezeigt hat.
Roosevelt hat das nicht aus eigener Kraft durchsetzen können, es
wird gemunkelt, dass ein gewisser H.Rockefeller seine Stütze war).


Den FDR im Gegenzug mit 75% besteuert hat? Könntest Du bitte den
Einfluß von Rockefeller jenseits angeblichen "Gemunkels" belegen? Danke.

Eine solide Grundlegung einer realistischen Wirtschaftstheorie würde
den Einfluß von Interessengruppen auf die Wahrnehmung und das
Handeln der Politiker einschränken und diese unabhängiger machen.
Denn die Interessengruppen machen Lobbyismus heute v.a. über das
Pushen ökonomischer Ideologien.

Danke auch für Deine Beantwortung meiner Fragen - meine Antwort
kommt später nach.

Gruß, mm


--
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