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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vollgeld


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld
  • Date: Fri, 25 Apr 2014 11:44:11 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 25.04.2014 09:00, schrieb Monika Herz:
Am 24. April 2014 09:51 schrieb Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de
<mailto:systempirat AT live.de>>:


Spätestens seit der Quantenmechanik sollte klar sein, dass man für
alles einen Beobachter braucht, dass jede Wirklichkeit von einem
Beobachter abhängig ist.


Jede Wirklichkeit - das ist ein sehr umfassender Begriff. Man kann damit
wohl am besten umgehen indem man vergisst, dass es - außer der eigenen
Wirklichkeit - noch Milliarden anderer Wirklichkeiten gibt ;-)



Man braucht ja eine Meta-Ebene im eigenen Geist, um
Selbstbezogenheit überhaupt erstmal zu erkennen. Erst danach
kann man
darangehen, traditionell unterschiedliche Bereiche miteinander zu
vergleichen. Oder gar zu verknüpfen? Vor ein paar Tagen sagtest
Du, dass
ausgerechnet die Naturwissenschaften in der Erforschung "der
Komplexität" schon viel weiter sind als etwa die
Sozialwissenschaften
(oder die Wirtschaftswissenschaft).


Ich meine, das liegt daran, dass man in den Sozialwissenschaften
"weiche" Fakten einfach als Wischiwaschi oder Esoterik oder
sonstiges ohne weitere Argumentation abtun kann. Diese Tendenz ist
ja auch hier in der AG immer wieder zu erkennen.

In den Naturwissenschaften kann man Phänomene wie die, die mit der
Quantenmechanik zu beobachten sind, nicht so leicht in den Bereich
der Phantasie verbannen. Kaum jemandem dürfte bekannt sein, dass in
Versuchen auf den Grundlagen der Quantenmechanik nachgewiesen ist,
dass die Lichtgeschwindigkeit nicht die obere Grenze darstellen muss
bzw. kann. In den Sozialwissenschaften herkömmlicher Provenienz
könnte eine ähnliche Erkenntnis einfach als Unfug bezeichnet werden,
weil die wissenschaftlichen Instrumente für eine nachvollziehbare
Darstellung einfach fehlen.


Dann gehöre ich schon lange zu dieser Minderheit. Erst kürzlich wieder
wurde innerhalb der Familie diskutiert, ob möglicherweise diese
Scalarwellen, die ja auch schneller als Licht sind, die Phänomene des
geistigen Heilens erklären können. Für Nichtwissenschafler genügen
solche Hinweise, um das Staunen zu vergrößern. Wir müssen ja nichts
beweisen. Und für Nichtwissenschaftler ist auch vieles, was als seriös
oder "bewiesen" verkauft wird, nicht glaubwürdig. Dazu gehört z.B. der
Euro. Bei einer Volksabstimmung wäre bei uns wohl das gleiche
rausgekommen wie in der Schweiz... Das soll nicht heißen, dass ich eine
trans-nationale Verrechnung nicht befürworten würde.

Die moderne Systemtheorie kann da auf wissenschaftlicher Ebene
Abhilfe schaffen.


Gut. Schade irgendwie, dass Du hier mit Deinem Ansatz von den
"Wissenschaftlern" in der AG ignoriert wirst.


Mit dieser Haltung vergibt sich die AG auch aus meiner Sicht die Chance, sich grundlegend vom dem dem vielbeschworenen "Mainstream" zu Grunde liegenden (wissenschaftlichen) Paradigma zu unterscheiden und dementsprechend zu wirklich fundamental anderen Beschreibungen, Erklärungen und Bewertungen zu kommen.

Ich frage mich, wie die
Sozialwissenschaften einen solchen Paradigmen-Wechsel vollziehen
könnten. Vielleicht muss den Paradigmenwechsel auch gar nicht
die sog.
wissenschaftliche Elite vollziehen, sondern eine andere Art
Mensch, die
nicht zwingend Wissenschaftler sein muss. Menschen, die mit viel
Vorstellungsgabe gesegnet sind, vielleicht?


Unser Schulsystem prägt die Menschen von Anfang an so, dass es ihnen
schwer fällt, etwas anderes als das Konzept einer objektiven
Wahrheit in Erwägung zu ziehen. Da gehört sehr viel Eigenarbeit
dazu, wie ich an mir selbst feststellen konnte.


Das ist wahr.


Mathias Garscha hat kürzlich
einen link zum GeldMachtSinn-Kongress geschickt, da sprach ein
Referent
über spiral dynamics - und dass es halt viele Menschen gibt, die
stecken, gerade was die Betrachtung des Wirtschaftssystems
angeht - in
einer Evolutionsstufe, wo sie sich halt nichts Besseres vorstellen
können, als das immer gleiche Desaster, das von einer mächtigen
Autorität vorgegeben wird.... - das wäre die "blaue" Stufe.
Kennst du
die spiral dynamics? Mir scheint, du möchtest mit deinen
Beiträgen für
die AG einen Bewegungsimpuls hin zur "gelben" Stufe geben. Die
AG bewegt
sich überwiegend auf der "orangen" der "wissenschaftlichen" Stufe...


Das Konzept kenne ich nicht.


Würd mich freuen, wenn du mal hinschauen magst. Den link hab ich Dir
gestern noch rausgesucht. Ob dieser Vortrag allein das Konzept der
spiral dynamics schon erklärt, glaub ich nicht. Aber man könnte Feuer
fangen, wenn man noch nichts davon gehört hat. Einer meiner
Lieblings-Referenten Charles Eisenstein bezieht sich in seiner Theorie
auch darauf. Falls es Dich interessiert, schick ich Dir eine
Transkription seines Vortrages in München vom letzten Jahr. Oder war es
2012...

Ich werde mich bemühen.

Wie hier aus meiner Sicht richtig erkannt wird, ist mit der alten

BWL bzw. VWL nicht mehr viel anzufangen. Nicht weil sie
falsch wäre,
sondern weil die klassischen Konzepte in der heutigen komplexen
Gesellschaft nur noch wenige Nischenphänomene erklären können.

Was meiner Ansicht nach falsch läuft ist, dass auch hier (fast)
niemand bereit zu sein scheint, einen grundsätzlichen
Paradigmenwechsel, der in der wissenschaftlichen
Grundlagenforschung
schon relativ etabliert ist, auf praktischer Ebene mit zu
vollziehen. So kann das meiste nur Flickschusterei werden,
und das
merken die Leute, sowohl intern, wie extern.


Ein grundsätzlicher Pardigmenwechsel auf praktischer Ebene...
ich finde
nach wie vor, dass die Forderung nach einem Grundeinkommen und
auch nach
"selbst"-geschöpftem Geld in diese Richtung weist (Sprung von
"grün" zu
"gelb" oder gar "türkis"). Wer immer dieser "Selbst" ist.


Ich möchte an dieser Stelle, weil es mir zu passen scheint, einmal
ein Beispiel zur Vergleichbarkeit bringen. Das Rechtssystem kann
sich auf die Grund- und Menschenrechte berufen, das Bildungssystem
auf das Recht auf Bildung, ja sogar die Schulpflicht usw.. Wenn man
den Charakter solcher bereits existierenden "Grund..." in
verschiedenen Systemen wissenschaftlich auf einer Metaebene
vergleichen kann, ließen sich womöglich auch Erkenntnisse für
Bereiche gewinnen, bei denen sich noch kein solches "Grund..."
etablieren konnte.


Das Grundrecht auf Leben braucht halt in der arbeitsteiligen
Gesellschaft Geld, also Basis-Einkommen. Daneben gibt es lt.
Menschenrechte auch ein Recht auf Arbeit. Das klingt nur deswegen
paradox, weil "Nur wer arbeitet, soll auch leben" bisher gilt und weil
diese Abhängigkeit von Arbeit zu unfassbarer Ausbeutung geführt hat. Und
zu Angst. Damit lassen sich die (Geld und Besitz-)Verhältnisse aufrecht
erhalten. Aber das weiß jeder. Sogar mein Nachbar, der Herr Schmidt

Jedenfalls
eher man selbst als "die Anderen".... Die Forderung nach Basiseinkommen
und "Vollgeld" (um mal zu unserer Betreffzeile zurückzukehren), wie auch
immer dieses Vollgeld im Detail gestaltet wäre, geht also schon in die
richtige Richtung.


Das Basiseinkommen würde ich auf den ersten Blick als produktiv
einstufen, das Vollgeld dagegen nicht. Aber da müsste man natürlich
seriös und nachvollziehbar weiterdenken und forschen. Inspirationen
gäbe es aus dem Bereich der modernen Systemtheorie genug.


Ja. Wer entscheidet, was seriös ist? Magst Du mal eine Inspiration zum
Basiseinkommen aus dem Bereich der Systemtheorie hier ausbreiten?


Wenn das so einfach wäre. Das würde aber auch nicht dem Grundverständnis der Systemtheorie entsprechen.

Das Konzept der modernen Systemtheorie unterscheidet sich von dem traditioneller wissenschaftlicher Konzepte dadurch, dass es eher beschreibt, als erklärt. Es stehen eher Prozesse und (als deren Konsequenz) Strukturen im Vordergrund. Kausalitäten werden zwar nicht ignoriert, bekommen aber einen anderen Stellenwert.

Wenn man Inspirationen aus dem Bereich der Systemtheorie so einfach "ausbreiten" könnte, so dass jemand sofort davon überzeugt wäre oder etwas damit anfangen könnte, wo wäre denn dann das grundlegend (paradigmatisch) Neue daran?

Die auf Selbstorganisation und Selbstreferenz beruhende Systemtheorie kann man sich eigentlich nur auf dem Weg erschließen, den sie selbst beschreibt, indem man sie nach ihrem Selbstverständnis praktiziert und reflektiert. Man kann sie nicht "von außen" erlernen, "produktiv" nutzen und - was vielleicht noch viel schwerer wiegt - kritisieren, sondern nur, indem man sich (kommunikativ) auf sie einlässt.

Vielleicht kann ich eher eine Inspiration zum Vollgeld "ausbreiten" um wieder zum Thema zurückzukehren.

Geld kann man im Rahmen der Systemtheorie als Kommunikationsmedium der Wirtschaft betrachten. Dieses kann man nach deren Selbstverständnis dem System nicht von außen zuführen, sondern es entsteht systemintern im Zusammenhang mit den Operationen des Systems, den Zahlungen.

Die verschiedenen Konzepte des Vollgelds wären also in Ihrer Quintessenz eine Illusion dahingehend, dass man der Wirtschaft Geld von außen zur Verfügung stellen kann. Das heißt jedoch nicht, dass man mit den Vollgeld-Konzepten das System nicht an entscheidender Stelle irritieren könnte. Wie die Wirtschaft diese "Störungen" der Politik aber verarbeitet, bleibt einzig und allein der Wirtschaft überlassen. Ob und in welchem Ausmaß gezahlt wird, entscheidet sich in der Wirtschaft, und nicht in der Politik, wie man ja aktuell eigentlich sehr gut in Bezug auf die Wirkung geldpolitischer Maßnahmen feststellen kann.

Ohne jetzt weiter ins Detail gehen zu wollen, dürfte alles davon abhängen, ob die Politik in der Lage ist, ausreichend Komplexität zur Verfügung zu stellen, um die Verwerfungen, die sich in der Wirtschaft bei der Einführung eines "Vollgelds" ergeben würden, angemessen verarbeiten zu können. Generell würde ich das aus der Perspektive der Systemtheorie verneinen, da sich die Maßnahmen auf originäre Medium der Wirtschaft selbst beziehen.

Ganz anders sieht das schon bei der zentralen Kompetenz der Politik aus. Diese liegt darin, kollektiv verbindliche Entscheidungen, z.B. in der Form von Gesetzen als Entscheidungsprämissen für andere Systeme, zu treffen.

Systemtheoretische Analysen könnten also dahin gehen, ob man die Wirtschaft direkt (von innen) über ihr grundlegendes Medium, über das nur sie selbst im Zuge der Selbstorganisation verfügen kann, zu beeinflussen versucht oder ob man es nicht lieber von außen mit den eigenen politischen Operationen, also dem Treffen kollektiv verbindlicher Entscheidungen, versucht.

Oder was meinst Du? Was fehlt ist wohl so etwas wie
ein allgemeinverständlicher Überbau.... vielleicht ist ja dieses spiral
dynamics dazu geeignet? Ich finde, gerade durch die Farb-Zuordnung und
die in Stichworten verständliche Erklärung einer Entwicklung ist sie
sehr gut massentauglich. Niemand muss studiert haben, um das zu
verstehen...


Ich meine ganz generell gehört erst einmal das Vergessen dazu. Wir
meinen in der Regel immer mehr Wissen sammeln zu müssen. Die
meisten, die sich intensiv mit Lernen und Wissen auseinandersetzen,
erkennen früher oder später, dass ohne Vergessen wirklich neues
Wissen nur schwer möglich ist.


Das beruhigt mich. Danke für den Hinweis




Ganz gut. Ich bin ohne weiteres bereit, zuzugeben, dass ich
nicht in der

Lage bin die komplexe Realtitäten angemessen zu
beobachten oder
gar zu
beschreiben.


Doch, jeder ist dazu in der Lage und tut das auch. Das beweist
ihre/seine jeweilige Existenz von selbst. Die Frage ist
die, ob man
das auch so reflektieren kann, dass es für jemanden selbst
handlungsleitend wird.


Handlungsleitend... ich beobachte z.B. die Veganer in meiner
Familie und
sehe, dass die reichlich komplex denken und aus dieser komplexen
Wahrnehmung der verschiedensten Probleme (Klima, Wasserverbrauch,
Welternährug, Gesundheit, Leid der Tiere etc....) ihr eigenes
Handeln
konsequent ändern. Das Tolle daran ist: Es ist so unglaublich
einfach!
Es sind nichts als alte Glaubenssätze (und eine gehörige Portion
Suchtverhalten...) die mich z.b. glauben machte, ohne Milch am
morgen
wäre mein Tag von Hause aus schlecht gelaufen... es stimmt
schlicht und
ergreifend nicht! Veganer verhalten sich "gelb". Es soll ja so sein,
dass der Sprung von "grün" auf "gelb" eben den von dir erhofften
Paradigmenwechsel einleitet. Du siehst, ich spreche jetzt in Farben.
Falls es jemanden interessiert, kann man sehr schnell nachlesen,
welche
Assoziationen mit der jeweiligen Farbe verknüpft sind.


Unterstützt die Hypothese vom Vergessen.


Wie meinst Du das? Dass du den HInweis auf die Veganer und die spiral
dynamics jetzt gleich wieder vergisst? ;-)


Ich beziehe mich auf die "alten Glaubenssätze". Innerhalb des "Mainstreams" der "alten Glaubenssätze" wird man einen Veganer wohl nie wirklich verstehen können.

Hier möchte ich dann noch einmal den Zusammenhang zum Thema der AG (wenn das überhaupt jemanden interessiert) und der modernen Systemtheorie herstellen.

Fundament der Systemtheorie ist auf einer ganz abstrakten Ebene die zwei Seiten Unterscheidung. Deshalb beruhte mein Interesse darauf, was die AG aus ihrem "Vermögen - Schulden" Ansatz des Geldes macht, weil das erst einmal sehr "systemisch" klingt.

Auch die Inspiration, Geld rekursiv zu "definieren" halte ich als Ausgangspunkt für nicht unproduktiv, da das Signal in eine aus meiner Perspektive richtige Richtung gehen könnte.

Was mich persönlich in der Folge grundlegend desillusioniert hat, ist die Selbstverständlichkeit, mit der angenommen wurde, dass das Ganze ohne einen grundlegenden Paradigmenwechsel auch auf der wissenschaftlichen Ebene beschrieben und vielleicht sogar erklärt werden kann.

Wirklich neue gesellschaftliche Lösungen wird man nur dann wissenschaftlich begründen können, wenn man die alten, den traditionellen Naturwissenschaften entnommenen kausal motivierten Glaubenssätze über den Haufen wirft. Vielleicht etwas Plastischer formuliert: Wenn man sich von den Restriktionen der Newtonschen Mechanik in Richtung auf die Sichtweise der Quantenmechanik bewegt.




......Das Geldsystem beobachtet sich
selbst!
Es beobachtet auch z.B. das Wirtschaftssystem und das
Sozialsyste und das Rechtssystem! Und diese alle beobachten
wiederum das
Geldsystem. Sie beobachten! Womit eigentlich?


Womit? Mit Kommunikation natürlich. Etwas anderes hat ein
soziales
System (immer aus der Perspektive dieses Konzepts) nicht
zur Verfügung.

Und die Orientierungsgrundlage dieser Selbstbeobachtung, die
wiederum durch das System selbst (re)produziert wird, ist
auch schon
seit langem in der traditionellen Wirtschaftswissenschaft
erkannt
und ein zentrales Thema: Der Markt.

Mit der Theorie selbstreferenieller und selbstorganisierender
Systeme bietet sich eine völlig neue Chance der Beobachtung und
Bewertung des Komplexes rund um das Thema "Markt".


o.k. - Das Geldsystem beobachtet also und seine Art, das
Beobachtete zum
Ausdruck zu bringen, ist der Markt. Das klingt lapidar. Eben,
weil es
schon längst erkannt ist. Mir ging aber noch ein anderer Gedanke
im Kopf
herum. Mir ist das Geld"wesen" - seit dem ich mich mit Dir
austausche -
noch ein Stück weit klarer geworden. Ich habe z.B. einen Patienten,
einen jungen Mann kurz vor dem Jura-Staatsexamen, schwer erkrankt...
mein erster intuitiver Gedanke war, Jura passt doch überhaupt
nicht zu
ihm. Dann habe ich erfahren, dass es ein beträchtliches
Familienvermögen
gibt. Es scheint fast, als würde das Vermögen selbst den jungen Mann
mehr oder weniger dazu zwingen, einen für sein Innerstes unpassenden
Beruf zu ergreifen - und zwar, weil das Vermögen möglichst
effizient von
seinem Eigentümer (der Familie) verwaltet werden will. Dieser
Gedanke
ist neu für mich. Bisher hätte ich dazu tendiert, die Familie zu
verdächtigen, den jungen Mann zum Jura-Studium zu zwingen. Dass das
Vermögen selbst - als "Wesenheit" - das sich weiter vermehren
will, das
sich nicht teilen will, sondern in einer Hand bleiben will, diesen
Einfluss ausüben könnte, ist wirklich auch für mich neu. Warum
verhält
sich dieses Vermögen so? Weil es von seiner Selbstorganisation
her nicht
anders kann? Weil es durch Gesetze oder entsprechenden
Widerstand seiner
Besitzer nicht anderweitig irritiert wurde? Natürlich habe ich dem
Patienten meinen Gedanken nicht mitgeteilt. Ich stelle ihn hier
- dir -
zur Debatte. Ist das vorstellbar? Ich weiß, dass dieser Gedanke
irritieren könne, er klingt "verrückt". Dass ein Geld-Vermögen so
"kommuniziert", so als wäre es ein "Wesen"? Immerhin kann es
beobachten
und kommunzieren. Sagst du als Wissenschaftler. Passt das in deine
Systemtheorie, obwohl es die Theorie mit Vorstellungen von einem
"Wesen"
überlagert?


Ich würde jetzt spontan sagen, dass in erster Linie nicht das
Vermögen kommuniziert, sondern die Familie. Mann kann aber davon
ausgehen, dass eine vermögende Familie ihrerseits von den
Umweltgegebenheiten dominiert ist, die es ermöglichen, ein so großes
Vermögen zu erwerben. Früher scheint das dominant die Herkunft und
die damit verbundene Macht oder Ohnmacht gewesen zu sein, heute
kommen eben noch andere Faktoren neben der Herkunft dazu. Die
Resultate unterscheiden sich oft jedoch nur marginal. Ein Diktator
kann sowohl durch "Vererbung" als auch durch Wahl an die Macht
kommen. Das Ergebnis, seine Macht, wird dadurch nicht berührt.

Es scheint mir nicht unplausibel, dass eine Familie als soziales
System auf ihre Mitglieder so einwirkt, dass sie einen Weg gehen,
der den Erhalt der Familienstruktur zu ermöglichen verspricht.
Problematisch scheint es mir dann zu werden, wenn Kinder, aus
welchen Gründen auch immer, meinen, das Leben ihrer Eltern leben zu
müssen. Aber das geht jetzt inhaltlich schon sehr weit vom
eigentlichen Thema ab.


Ja, natürlich klingt es plausibler, dass die Familie manipuliert.
Gestern abend ist mir jedoch eingefallen, dass es auch eine (Heil-)
Methode der System-Aufstellungen gibt. Da würde man STellvertreter
aufstellen und sich zum Ausdruck bringen lassen. Man würde den jungen
Mann, seine Mutter, den verstorbenen Vater, die Schwester (die aus dem
System abgehauen ist) UND das Vermögen selbst aufstellen. Es wäre
interessant, was das Vermögen "sagen" würde und wie es sich im System
verhält und wie sich die jeweiligen Menschen zum Vermögen verhalten etc....


Ich möchte einen weiteren Aspekt in unsere Diskussion einbringen.
Nämlich die Kunst der Sprache. Magst Du mal dieses Gedicht auf dich
wirken lassen? Bestätigt es nicht meinen Gedanken? Hat da nicht
einer
eine Erfahrung gemacht, die genau das meint. Auf welcher
Evolutionsstufe
befand sich der Dichter während er dieses Gedicht verfasste? Türkis?
Holistisch?

/Durch alle Wesen reicht der eine Raum
/
/Weltinnenraum
/
/Die Vögel fliegen still durch mich hindurch
/
/Oh, die ich wachsen will,
/
/ich seh hinaus
und in mir wächst der Baum/


(Rilke)

Natürlich muss man den Begriff "Wesen" unterscheiden vom profanen
Gebrauch, wenn man von "Finanzwesen" spricht. Aber dennoch. Die
Verwandtschaft ist vorhanden. Verstehst Du, wie ich es meine?

Ich bin eher der rationale Typ, vielleicht habe ich mich auch
deshalb zu einer eher irrationalen rationalen Theorie hinentwickelt.

Zum Thema zurück: Ich würde Sprache, als allgemeine Struktur der
Kommunikation, mit den Preisen des Wirtschaftssystems vergleichen.
Das Wirtschaftssystem scheint deshalb so erfolgreich zu sein, weil
es, obwohl es eine relativ einfache Sprache spricht, die (weltweit)
beinahe jeder verstehen kann, sehr komplexe Umwelten stabilisieren kann.


Ok. Also, obwohl ich schade finde, dass Du den guten Rilke hier nicht
weiter leben lassen magst.... Sprache ist eine Kombination aus einer
Anzahl von Buchstaben, die aufgrund gesellschaftlicher Prägungen,
Wahrnehmungen etc. Sinn ergeben. Das ist mit Zahlen die sich in Preisen
ausdrücken, vergleichbar.



Beobachtung kann nie gleichzeitig mit dem, was beobachtet wird,
geschehen, sie erfolgt immer im Nachhinein, sonst wäre es keine
Beobachtung. Das gilt für die einzelne Operation der
Beobachtung
selbst sowie für die daraus entstehenden Strukturen.

Das wollte ich jetzt noch weiter ausführen, habe es aber
abgebrochen, weil es wahrscheinlich mehr verwirren als
erhellen würde.


Weiß nicht. Meinst Du jetzt damit, dass das beobachtete Objekt genau
genommen immer schon Vergangenheit geworden ist, bevor es von
unseren
verschiedenen Wahrnehmungs- und Denk-Organen erfasst, klassifiziert,
benannt und interpretiert wurde?


Wenn man in Begriffen der modernen Systemtheorie denkt, ist es
hilfreich, sich vom Objektdenken zu verabschieden. Beobachtet werden
nicht Dinge, sondern Ereignisse (wie z.B. auch in der
Quantenmechanik). Beobachtungen beobachten Beobachtungen, konkret,
Zahlungen beobachten Zahlungen. Und in Verbindung mit oben: Die
Voraussetzung dafür, dass Zahlungen Zahlungen beobachten können,
sprich, dass weiter gezahlt wird, sind Preise, verbunden mit den auf
sie bezogenen Erwartungen. Ohne Preise als Orientierungsgrundlage
würde vermutlich auf Dauer nicht mehr gezahlt werden.


Ok. Nicht Objekte sondern Ereignesse, oder "Bewegungen"... den Rest
muss ich noch auf mich wirken lassen. Das ist noch zu neu, als dass ich
es einfach abnicken könnte....


Die Preise sind ein Ergebnis der Operationen des Wirtschaftssystems,
d.h. sie können nicht von außen vorgegeben werden. Das klingt erst
einmal unlogisch, da man natürlich, z.B. politische, Preise vorgeben
kann. Aber ob und zu welchen Preisen tatsächlich gezahlt wird, kann
nur innerhalb des Wirtschaftssystems selbst bestimmt werden, eben
dadurch, dass zu einem bestimmten Preis gezahlt wird oder eben
nicht. Das sollte man, wenn man von der Systemtheorie profitieren
will, deutlich auseinander halten.



Ich wiederhole deswegen, weil neue Denk- Inhalte x-malige
Wiederholung
brauchen, bis sie durchgedrungen sind... mindestens 7
mal oder so.


Wiederholung ist eines der Grundkonzepte dieser Systemtheorie.


Ja. Wiederholung tut gut. Neue Gedanken brauchen Wiederholung,
sonst
verschwinden sie...


--
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