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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?
- Date: Sat, 01 Feb 2014 13:19:40 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Frauke schrieb:
…. liegt, dann könnte man Sparen verhindern, indem man die Umlaufgeschwindigkeit drastisch erhöht und/bzw. die Leute dazu zwingt das Geld jeweils innerhalb eines Monats auf ein anderes Konto zu überweisen, d.h. auszugeben oder zu verleihen / anderen zur Verfügung zu stellen (was ein Risiko beinhalten würde).
@Axel
Ich verstehe nach Deinen Ausführungen überhaupt nicht, was Du willst. Du sagst, dass alles Übel am Sparen liegen würde, auf der anderen Seite findest Du Sparen aber auch okee und willst es gar nicht abschaffen. Was willst Du denn überhaupt verändern? Habe ich noch nicht verstanden.
… anderen zur Verfügung zu stellen …. Das IST Sparen!!! Das ist die blumige Umschreibung für das Sparen und Verschulden.
Frauke schrieb:
Soweit ich mich erinnere hing die Kritik am Sparen mit dem damit zusammenhängenden Verschuldungszwang bzw. Geldmengenwachstumszwang zusammen. Sparen = Geld steht im Kreislauf nicht zur Verfügung = Verschuldung muss sich erhöhen (Geldmenge muss um das Gesparte ansteigen, damit Geld ausreichend im Geldkreislauf vorhanden ist). Ich hatte angenommen, dass Axel daher im Sparen das Hauptübel gesehen hat und entsparen bzw. das heutige Sparen abschaffen will/wollte, da ich bei Axel auch immer wieder Sparen, Sparen, Sparen lese ...
…. Verschuldung muss sich erhöhen (Geldmenge muss um das Gesparte ansteigen, damit Geld ausreichend im Geldkreislauf vorhanden ist) ….
Die Geldmenge ist durch das Sparen gesunken und wird durch die Verschuldung nur wieder auf „Soll“ gehoben. Tilgungen reduzieren die Geldmenge wieder.
@Frauke
Ein kleinerer Aufsatz, der Licht ins Dunkel bringen sollte:
Die Festlegung, ab wann kann von Sparen gesprochen ist abgeleitet von dem typischen Einkommensintervall „einmal im Monat“ bei den Endverbrauchern. Das habe ich einfach mal so festgelegt. Es wird nichts verleihen und auch „anderen kein Geld zur Verfügung gestellt“.
Daraus ergibt sich eine maximale „Umlaufgeschwindigkeit“ von 12 mal im Jahr. Das ergibt sich aus einer unrealistischen Extrembetrachtung: Alle Personen geben ihr Einkommen ganz schnell am Folgetag der Überweisung vollständig aus, den Rest de Monats geht nichts mehr. Dort wo das Geld nun ist, die geben es wieder am Folgetag vollständig aus und müssen nun auch einen Monat auf neue Einnahmen warten. So geht das die komplette Kette bis zum dem, der am nächsten Monat das Einkommen zahlt.
Wird nun ein Teil des Einkommens nicht innerhalb des Monats ausgegeben, fehlt irgendwo eine Einnahme und in der Kette dann Geld bei dem, der das Einkommen zahlt (Es ist egal, ob es ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit, oder aus Handelsspanne oder aus … ist).
Es macht Sinn, wenn die Einkommensgeber einen Überschuss an Geld haben, doch dann ist schon gespart worden. Auch hier ist es egal ob selbstständig oder angestellt.
Die Umlaufgeschwindigkeit ist kleiner als 12.
Es ist auch sinnvoll für jede Person für größere Ausgaben zu sparen. Wiederum sinkt die Umlaufgeschwindigkeit.
Das fehlende Einkommen bei gleichzeitiger Zahlungsverpflichtung in unveränderter Höhe erfordert eine Verschuldung.
Bis jetzt ist in einem exogenen Geldsystem nur dann alles in Ordnung, wenn der Sparer sein „Geld
zur Verfügung“ stellt und es nicht einfach nur auf dem Konto oder als Bargeld in der Dose hält. Im Laufe der Zeit und dauerhaft positiver Sparquote wird immer das selbe Geld immer wider zu Schuldgeld oder Kreditgeld. Irgendwann werden die ersten Schuldner nicht mehr tilgen können. Das Sparen wird zum Problem, in den Medien wird jedoch nicht von Sparproblem / Guthabenkrise gesprochen, sondern von der Schuldenkrise.
In einem endogenem System ist ein Problem weniger vorhanden. Mit jedem Kredit wird die Geldmenge erhöht und die Tilgungen verringern es wieder. Ein dauerhaft positive Sparquote führt auch hier zu einer Guthabenkrise. Die Schuldner sind zunehmend durch Tilgungen belastet und auch hier durch fehlende Einnahmen in die Enge getrieben und es werden die ersten Kredite platzen. Das nicht vorhanden Problem ist, das Geld immer nur 1:1 mit Schuld einhergeht, im Gegensatz zu dem exogenen, wo nach ein paar Jahrzehnten 1:n Belastung vorliegt.
Um den Sprengstoff der Schulden = Sparvolumen zu entschärfen, so das die Schuldner weiterhin tilgen können, macht es Sinn, dem Schuldner sein in der Zwischenzeit anschwellenden Warenlager abzukaufen. Der Staat beginnt die Nichtabrufe (Sparen) durch Nachfrage (=Geld) zu ersetzen. Das muss der Staat nicht selbst machen, es genügt wenn der dafür Infrastruktur erschafft oder in Stand hält oder bei Bedarf auch einfach mal ein „Party“ macht, hauptsache die Schuldner erhalten endlich Tilgungsmittel.
Dem Sparvolumen stehen dann nicht nur Schulden von Personen und Firmen gegenüber, sondern zunehmend Staatsschulden.
In der Realität sind auch Vorfinanzierungen über mehrere Jahre nötig. In diesem Zeitraum werden Einkommen bezahlt ohne das Einnahmen reinkommen = das ist schon mal ein Teil des gesunden Sparvolumen = Kredit/Schuldenvolumens. Nach Inbetriebnahme sollten die Einnahmen höher sein als die Ausgaben zur Tilgung der Vorfinanzierung.
Das Sparen ist tatsächlich das Übel und Segen zugleich. Aus Sicht der Unternehmen und Personen ist es ein Segen, denn es erlaubt z.B. das Ausgleichen unvorhergesehener Zahlungen.
Es entsteht im Laufe der Zeit ein Sparvolumen, das ansteigt, bis die Sparquote bei Null angekommen ist. Dann ist der Gesamtsaldo im Gleichgewicht … zwischen Ansammeln und wieder ausgeben, Kredit- und Tilgung, Export- und Import, ….. Die Kunst ist nun, das richtige Verhältnis zwischen den Staatsschulden und den Personen und Firmenschulden zu finden, die dem Sparvolumen gegenüberstehen.
Die netten Herausforderungen der Einkommensverteilung, der Vermögensverteilung, der Arbeitsverteilung könne nur außerhalb eines Geldsystems gelöst werden.
Ich meine folgendes erkannt zu haben:
Dauerhaft positive Sparquoten führen zu dauerhaft ansteigenden Schulden.
Übernimmt der Staat ausreichend große Anteile der Verschuldung, dann können Firmen und Personen sich entschulden als auch Finanzpolster anlegen.
Sparen ist das Übel, die schädliche Wirkung kann neutralisiert werden. Die Zinsen für das Sparen können sanft auf Null sinken und verschwinden. Die künstliche Angst vor Staatsschulden muss ins Gegenteil gekehrt werden.
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Nun zu den Banken:
In einem exogenen Geldsystem benötigen Banken Spareinlagen um Kredit vergeben zu können. Dafür bezahlen die Zinsen. Doch die Rechnung geht nicht dauerhaft auf. Wird nur mal ein Pärchen betrachtet, also eine Inselbetrachtung. Dem Gespartem, bei dem durch automatische Wiederveranlagung ein Zinseszins entsteht, stehen wegen der Tilgung permanent sinkende Einnahmen gegenüber. Bei etwas mehr als der Hälfte der Kreditlaufzeit kommt die Bank in Schwierigkeiten.
Die Bank MUSS permanent die Tilgung wieder als Kredit ausreichen. Das geht irgendwann nicht mehr gut, denn die solventen Schuldner gehen aus. Aus dem oben beschriebenen Mechanismus, das Sparen irgendwo ein Einnahmeloch verursacht, entstehen neue Kreditbedarfe. So weit so gut.
Irgendwann ist der Zustand erreicht, dass eine oder mehrere Banken Teile von Krediten abschreiben müssen und ein paar Sparer entsparen wollen. Die Bank gerät in den Bereich der Insolvenz. Die Bank kann nicht anders, als neue Sparer anzulocken oder Kredite vorzeitig zu kündigen. Da System beginnt zu crashen. An dem Zustand, das einige Banken in Liquiditätsschwierigkeiten kommen, ändert auch eine ULG nichts.
In einem endogenen System, bei Banken auch nichts anders machen als in exogenen Systemen: Kredite vergeben, entsteht Geld, die Bank benötigt keine Sparer. Damit ist das Zinseszinsproblem erledigt.
Der ideale Kredit für die Bank ist der Dauerkredit, der nicht getilgt wird. Aus diesem Krediten sprudelt eine permanente aber gleichbleibende Einnahmequelle. Das ist bei Staatsanleihen erfüllt, ebenso bei den Staatskrediten.
Die anderen tilgungsfreien Kredite sind nicht tilgungsfrei, die sind nur endfällig. In einem exogenen System mit Zinseszins bei den Spareinlagen hilft das auch nur wenig. Es dauert nur etwa länger, bis der ansteigende Zins der Spareinlage in die Nähe der gleichbleibenden Einnahmen aus den endfälligen Krediten.
Sparen erzwingt die Verschuldung, Staatsschulden eliminieren das Problem. Die Staatsschulden müssen und dürfen nur nicht mehr in Frage gestellt werden
Das Geschäftsmodell einer Bank kann nur funktionieren, wenn die ein permanentes Kreditvolumen haben aber keine exponentiell ansteigenden Ausgaben wegen verzinsten Spareinlagen haben. Es macht meiner Meinung nach Sinn, die Staatsschulden minimal zu verzinsen, damit Banken nicht bei kleine Schwankungen im Kreditvolumen sofort Panik schieben und irgendwas Unüberlegtes oder Kurzfistiges anstellen.
Existieren als Konkurrenz zu den Privatbanken öffentliche-rechtliche Banken mit dem einzigem Ziel der Kostendeckung, dann müssen sich die Privatbanken dem anpassen oder die machen was Kurzfristiges mit dem Potential der Pleite. Dann werden die halt verstaatlicht und nach Schadensbehebung als öffentlich-rechtliche Banken weitergeführt.
RedNose schrieb:
Ich halte diesen Punkt für wichtig und mache daher dafür einen neuen
Thread auf.
Hier nochmal der Ausgangspunkt:
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Aus meiner Sicht hat Axel immer wieder darauf hingewiesen, dass man
Sparen tolerieren kann, solange man Verschuldung nicht ablehnt.
In diesem Aufsatz wird dieser Zusammenhang sehr schön erklärt:
http://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/5/57/Sparen-fluch-oder-segen.pdf
Zitat:
"Dieser einfache Sachverhalt lehrt gleich noch einen weiteren wichtigen
Punkt: Geldvermögen kann gesamtwirtschaftlich nie vermehrt oder
vermindert, es kann stets nur umgeschichtet werden. Die Erhöhung des
Geldvermögens einer Person muss zwingend die Verringerung des
Geldvermögens einer anderen Person bedeuten. Einfach aus folgendem
Grund: Wer sein Geldvermögen in einer Periode erhöht, der hat in dieser
Periode mehr eingenommen als ausgegeben, hat also einen
Einnahmeüberschuss erzielt. Da aber die Einnahmen des Einen zwingend die
Ausgaben des Anderen sind, bedeutet der Einnahmenüberschuss des Einen
zwingend einen Ausgabenüberschuss des Anderen. Der positive Saldo
des Einen ist zwingend gleich dem negativen Saldo des Anderen – daher
die Bezeichnung Saldenmechanik.
Anders formuliert: Geldvermögensaufbau des Einen ist nicht möglich,
ohne dass sich ein anderer verschuldet."
Das bringt es eigentlich auf den Punkt.
----------------------------------------------------------------------Gruß
Rudi
"Wir werden alle reicher. Auch die Armen. Die werden zahlreicher."
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Patrik Pekrul, 02.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Piratos, 02.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Patrik Pekrul, 02.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Frauke Mattfeldt, 02.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Amos Comenius, 02.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Patrik Pekrul, 02.02.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Sparen: Fluch oder Segen?, Christoph Mayer, 04.02.2014
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