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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Sparen ist nicht der Teufel

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Sparen ist nicht der Teufel


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Sparen ist nicht der Teufel
  • Date: Wed, 27 Jun 2012 10:55:43 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Nicolai,
 
wenn man sich betrachtet woher die Sparquote kommt, wird man feststellen, dass die meisten Menschen eine sehr geringe Sparquote habe, ihr gesamtes Einkommen also ohnehin ausgeben (müssen).
 
Diejenigen, die eine hohe Sparquote haben, sind genau jene, die "mehr Geld haben als sie brauchen". Das bedeutet also, dass sie dieses Geld so oder so nicht nachfragewirksam einsetzen - weil sie schlicht materiell gesättigt sind. Verdienen sie noch mehr, dann legen sie eben noch mehr zur Seite, anderfalls eben ein bisschen weniger - das ändert an der Nachfrage gar nichts!
 
Sie würden sich wahrscheinlich auch nicht zwanghaft irgendeinen Schwachsinn kaufen, wenn man die Geldhaltung auf irgendeine Art und Weise sanktionieren würde - sie würden sie höchstens in andere Wertanlagen umschichten. Das ist zwar immer noch besser als die Geldblase, die aktuell um die Welt wandert, aber es erhöht die Produktion und damit die Güterversorgung der allgemeinen Bevölkerung um keinen Deut. Es explodieren z.B. die Preise für Kunstwerke - was bereits im vollen Gange ist.
 
Kriegt davon aber irgendwer Arbeit oder ein Zusatzeinkommen (außer dem Auktionator)? Nein!
 
Die Behauptung, dass Sparen (oder Horten) einen Nachfrageausfall bewirkt, fusst auf der veralteten Vorstellung eines Geldkreislaufes mit einer begrenzten Geldmenge. Staut sich das Geld also auf der einen Seite in den Taschen, steht es für die Güternachfrage auf der anderen Seite nicht mehr zur Verfügung. Das war zwar ein schönes Bild für das 19. Jahrhundert, wir sind aber mittlerweile mindestens drei Schritte weiter.
 
Ein besseres Bild ist heute das des Wasserrades.
 
1) Das Wasser regnet vom Himmel - kommt sozusagen aus dem Nichts - sammelt sich in Flüssen und treibt damit ein Wasserrad an. Das Wasserrad steht für die Volkswirtschaft, der Regen für das Geld.
2) Bis zu einem gewissen Grad bedeutet mehr Wasser, mehr Leistung - oder analog mehr Geld, mehr BIP - dieser Zusammenhang ist empirisch sogar nachweisbar.
3) Regnet es aber zuviel, läuft ein Großteil des Wasser einfach nur noch am Wasserrad vorbei und sorgt für eine Überschwemmung. Ähnlich verhält es sich mit dem Geld - irgendwann bringt mehr Geld einfach nichts mehr.
4) Das Wasser führt nur noch zu Überschwemmungen und muss abgeleitet werden. Gibt es aber keinen Fluss, kann es nur noch verdunsten, also zurück in den Himmel verschwinden. Haben wir also eine Geldschwemme - und die haben wir in Form eines stetig wuchenden Finanzsektors - muss das Geld also auch wieder verschwinden, z.B. mittels einer Geldvermögenssteuer und einer Finanztransaktionssteuer
 
Die Behauptung das "Sparen" schädlich wäre, gilt NUR in einer Situation, in der nicht zuviel Wasser vorhanden ist, und auch NUR, wenn das gesparte Geld nicht nachfragewirksam eingesetzt wird - z.B. als Realinvestition.- sondern im Finanzsektor geparkt wird.
 
Ich denke, dass wir im Moment eine Schwemme haben. Deshalb geht es im Moment nicht primär darum noch mehr Wasser auf das Wasserrad zu lenken, sondern das überschüssige Wasser von den Feldern zu bekommen.
 
Für rationale Gegenargumente wäre ich dankbar.


 
Am 27. Juni 2012 09:27 schrieb Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>:
2012/6/27 Systemfrager <Systemfrager AT yahoo.de>:
> AUS DER SCHATZTRUHE DER PIRATEN DILETANTEN:
> EIN UNGESCHLIFFENER DIAMANT.
>
>>>> Angesicht der heutigen Geldschwemme zu unterstellen, dass wir einen
>>>> durch Geldknappheit verursachten Nachfrageausfall hätten, ist mehr als
>>>> albern und fern der Realität.
>
> Wenn man keine Ahnung hat, was Geld ist, und wenn man nicht einmal versteht,
> dass Waren mit Waren gekauft werden - und nicht mit dem Geld - kann man
> solche Idiotie schreiben

Ich finde die zitierte Aussage auch inkorrekt, aber was du da
schreibst ist einfach beleidigend. Das trägt zur Diskussion nichts bei
und vergiftet höchstens das Klima. Das wollen wir hier nicht, und das
haben wir auch schon einmal ganz explizit diskutiert, also lass diese
Art von Tonfall sein.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.





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