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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Schwindende Kundeneinlagen bringen Banken in Schwierigkeiten

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Schwindende Kundeneinlagen bringen Banken in Schwierigkeiten


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Schwindende Kundeneinlagen bringen Banken in Schwierigkeiten
  • Date: Sat, 12 May 2012 20:30:50 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Die multiple Geldschöpfung wurde schon von der MMT (Modern Monetary Theory) gegrillt und auch Steve Keen in Debunking Economics hat sie bereits gegrillt, wobei hier die FED untersucht wird. Gleiches müsste aber auch für das EZB System gelten.


2012/5/12 Keox <piratkeox AT googlemail.com>
Hallo,

Am 09.05.2012 11:47, schrieb Christian.Seiler:
Ja das ist das große Missverständnis an der Giralgeldschöpfung dass hier
meiner Meinung nach durch den Aether wabert.

*Warum kann Giralgeldschöpfung nicht nur aus dem Nichts kommen?*

Banken betreiben eine so genannte Fristentransformation. Folgendes
passiert bei der Giralgeldschöpfung: _Der Einfachheit halber nehmen wir
an, alle Individuen seien nur bei einer Bank. Auch gehen wir von einem
System ohne Mindestreservesatz aus (wie z.B. in Schweden)_

Ein Kunde macht bei einer Bank eine Einlage. Diese Sichteinlage, kurz
gesagt Girokonto, ist ein *Forderung auf Zentralbankgeld die täglich
oder besser gesag immer fällig ist*. D.H. du hast ein Girokonto, auf dem
du Zentralbankgeld in Form von Bargeld einzahlst.

So fängt Creutz auch immer an ;)

Dieser Anfang hat nichts mit der Reallität zu tun. Das Bargeld des Kunden wurde in der Vergangenheit von einem anderen Kunden abgehoben, wodurch sich dessen Sichtguthaben verringert hat.

Du musst uns schon ein Beispiel vorführen bei dem niemand eine Bareinzahlung vornimmt.


Warum ist das Geldschöpfung und wie funktioniert das Ganze?

/Nun haben viele Leute Sichteinlagen bei der Bank. Die Bank sagt nun
gut, diese Sichteinlagen werden nur zum Teil für laufende Geschäfte
genutzt, wir können im Mittel davon ausgehen, das z.b. nur 20% der
Einlagen täglich fällig werden. D.h. mit den restlichen 80% können wir
Kredite vergeben. Also gibt die Bank diese 80% an Krediten aus.

Das musst Du uns schon genauer erklären. Gibt die Bank 80% der Sichtguthaben an Kreditnehmer? Was meinst Du damit? Verschwinden die 80% bei den alten Besitzern? Wenn nicht, solltest Du nicht schreiben, dass die Bank diese Sichtguthaben weitergibt.

*Kredite
funktionieren in der Weise, dass die Bank dem Kunden
Zentralbankgeld/Bargeld gibt oder eine Forderung auf
Zentralbankgeld/Bargeld, und dafür eine zukünftige Forderung auf
Zentralbankgeld/Bargeld bekommt die terminiert ist, also erst zu einem
bestimmten Zeitpunkt einlösbar ist.*
Nun werden durch die Kredite an sich auch wieder Einlagen geschaffen.
Das ausgezahlte Geld wird irgendwo wieder eingezahlt, dadurch können
neue Kredite geschöpft werden, bis zu dem Zeitpunkt an dem die Bank
keinen Kredit mehr schaffen kann ohne ein immenses Risiko einzugehen.

/Warum verringert sich die Anzahl des schöpfbaren Geldes und warum gibt
es eine Obergrenze?
/
Aus der obigen Überlegung heraus, dass die Bank 20% der Einlagen halten
muss (Erklärung folgt gleich warum), kann sie jeweils nur 80% des durch
Kredite neugeschöpften Geldes,

oben stammten die 80% noch aus den alten Sichtguthaben, jetzt auf einmal werden sie neu geschöpft. Entweder die 80% der alten Sichtguthaben bleiben wo sie sind und durch Kredite werden neue Sichtguthaben geschöpft, oder sie werden von der Bank weitergegeben.

dass letzten Endes wieder als Einlage in
der Bank gelandet ist neu als Kredit vergeben. D.h. die Bank stqartet
mit 1000 € Einlagen. Davon gibt sie 800 € als Kredit aus, sie erhält 800
als Einlage zurück, dann gibt die Bank davon wieder 640 € aus, 640€
gehen als Einlagen ein, davon gehen 512 € als Kredit raus, etc.. pp
Summiert hat sich die Geldmenge vervielfacht! Das ist die Geldschöpfung.


Die multiple Geldschöpfung müssen wir auch noch grillen. Willst Du sie verteidigen?

Gruß Keox


/Warum wird Geld geschöpft, ich dachte es geht als Kredit raus?
/
Natürlich wird Geld geschöpft, da die Einlagen immernoch täglich fällige
Forderungen sind! Es ist also in der Tat ein sehr enges Geldsubstitut
entstanden mit dem Stand heute man auch relativ gut bezahlen kann. Diese
Einlagen sind immer und in voller Höhe einlösbar, egal ob die Bank nun
so viel Geld hat oder nicht, siehe nächster Abschnitt!

/Warum ist die Höhe der Geldschöpfung automatisch begrenzt, wie verdient
die Bank dabei Geld und was ist ein Bank Run

/Aus den obigen Überlegungen wird relativ schnell eines deutlich! Die
Bank hat ein Grundproblem. Dieses Grundproblem ist der Grund warum die
Bank überhaupt Geldschöpfen kann und warum sich auch Einlagen
(Termineinlagen, Sparbücher, etc..) die eine längere Frist haben in der
Höhe des Zinssatzes von Sichteinlagen unterscheiden und warum z.B. der
Dispokredit einen relativ hohen Zinssatz hat.
Das Grundproblem der Bank ist, dass sie auf der einen Seite
*Sichteinlagen, die täglich fällig sind, also ständig einlösbare
Forderungen auf Zentralbankgeld/Bargeld* hat also eine *völlig liquide*
Seite, und auf der anderen Seite das genaue Gegenteil, *eine völlig
illiquide* Seite,*die aus Krediten besteht die in ihrer Dauer und dem
Rückzahlzeitpunkt festgelegt sind* und von der Bank nicht ex-post (im
nachhinein) beeinflussbar sind! Das nennt sich wie oben schon erwähnt
*Fristentransformation*. Die Bank verdient Geld damit, als Vermittler
zwischen zwei Seiten, deren Interesse grundlegend gegensätzlich sind.
Sie schafft Buchgeld, und nimmt dabei ein Risiko in Kauf.
Das Risiko ist offensichtlich! Würden plötzlich alle Kunden ihre
Forderungen einlösen wollen, so hätte die Bank nicht genug Geld zur
Verfügung diese auszuzahlen *(Bank Run)*. Denn, die Bank hat ja das Geld
teilweise als Kredite ausgegeben! Da die Bank aber nicht von den
Kreditnehmern verlangen kann, das Geld sofort wieder rauszurücken, denn
das sind ja die Konditionen der Kreditvergabe - ich leihe mir das Geld
jetzt, gebe es aber später zu einem festgelegten Zeitpunkt wieder
zurück. Die Bank aber alle Sichteinlagen auszahlen muss (es schaue jeder
in seinen Vertrag zum Girokonto), wird sie sofort*insolvent*. Insolvenz
heißt dass jemand eine fällige Forderung nicht einlösen kann.  Damit ist
die Bank Pleite. *Eine Bank hat immer dieses Risiko! Egal ob sie nur 1%
des Geldes als Kredit ausgibt oder 99%. Natürlich ändert sich dabei die
Wahrscheinlichkeit Pleite zu gehen!* Wir werden auch unter Garantie
demnächst einen Bank Run erleben. Es gibt einen einfachen Grund, warum
die Banken in Ländern wie Griechenland trotz des sehr billigen Geldes
zur Zeit weniger Kredite vergeben, sie haben ganz einfach Angst Pleite
zu gehen!
Denn was wir noch nciht beachtet haben, ist dei Tatsache, dass ein
Kredit nicht mehr zurückgezahlt wird. Platz ein Kredit, so hat die Bank
nämlich auch ein Problem. *Sie hat mehr auf der täglich fälligen
Einlagenseite als sie überhaupt an Forderungen gegenüber Kreditnehmern
hat!* Hier kommen Sicherheiten etc. ins Spiel. Damit wollen wir uns aber
nicht befassen. Zudem ist schon jetzt in Griechenland eine Hortung des
Bargelds zu beobachten! Die Logik dahinter ist auch rein intuitiv und
ich habe sie schon mehrmals erwähnt. Deshalb lasse ich sie hier mal weg
weil es nicht wirklich etwas zurErklärung von Giralgeld tut.
Nun hat die Bank natürlich die Möglichkeit ihr Risiko einzugrenzen. Dies
tut sie z.B. in dem sie Kunden Einlagen anbietet die nur zu einem festen
Termin fällig werden.. Bausparverträge, Termineinlagen, Festgeld,
Tagesgeld, ...
Sie alle haben eins gemeinsam. Je länger der Zeitraum ist, bei dem erst
die Forderung eingelöst werden kann, desto höher sind die Zinsen. Das
ist einfach zu sehen: Die Bank mindert dadurch das Risiko Pleite zu
gehen, denn es macht einen Teil der Einlagen illiquide, kann dadurch
sicher KRedite vergeben.

/Macht eine Bank nun dabei eine Seignorage?
/
Nein natürlcih nicht. Eine Seignorage entsteht allein durch die
Schaffung von Geld. Eine Bank aber kann alleine kein Geld schaffen. Die
Zentralbank bekommt in diesem Falle eine Seignorage, denn sie schafft
Geld und kassiert Zinsen auf von ihr vergebene Zentralbankkredite, ohne
dabei das Risiko der Fristentransformation einzugehen! Auch kann die
Zentralbank Geld schöpfen und damit bezahlen (Z.B. Immobilien die sie
selbst benötigt, etc.) auch das ist Seignorage, denn sie verschafft sich
eine Konsummöglichkeitenmenge aus dem nichts auf Kosten der Anderen
Teilnehmer des Marktes (des Landes).
Eine Bank jedoch hat immense Kosten der Kreditvergabe. Sie muss das
Risiko der Giralgeldschöpfung tragen. Gehen wir von einem Wettbewerb
aus, so wird keine Bank einen Gewinn machen können durch die
Giralgeldschöpfung, denn es ist allen Banken möglich Kredite zu vergeben
und es ist allen Banken möglich Sichteinlagen aufzunehmen.
Dementsprechend ist es schon ein Zeichen riesigen Wettbewerbs wenn die
Kreditzinsen wie jetzt so niedrig sind und man auf Girokonto Einlagen
sogar Zinsen bekommt.

/Aber kann die Bank nicht auch ohne Einlagen Kredite schöpfen?
/
Ja und nein. Ja, es muss natürlich nciht direkt eine Einlage einem
Kredit gegenüber stehen. Auch kann sich eine Bank über die Zentralbank
mit Zentralbankkrediten refinanzieren. Diese kosten natürlich auch etwas
(Seignorage geht an dei Zentralbank!), auhc können sich die Banken
gegenseitig refinanzieren (sehr teuer!). Durch einen Kredit wird die
Bankbilanz verlängert.
ABER! Eine Bilanzverlängerung an sich ändert nichts. Sie beschreibt
einfach nur den Kredit! Ökonomie ist noch lange keine Buchhaltung. Was
bedeutet die Bilanzverlängerung? Ein Kredit wird vergeben, man gibt dem
Individuum also eine Forderung auf Zentralbankgeld! Auf der anderen
Seite der Bilanz steht dann eine Forderung der Bank auf Zentralbankgeld
gegenüber das Individuum.
Was sich nicht geändert hat ist der Fakt, dass die Bank Geld ausgegeben
hat oder in Form einer Sichteinlage geschaffen hat und *nur *eine
Forderung erhalten hat zu einem zukünftigen Zeitpunkt! Das ist das was
ich oben beschrieben habe.

   /Erstens muss um die neue Sichteinlage/Forderung auf ZBG auszahlen
   zu können die Bank über so viel ZBG verfügen oder wenn sie davon
   ausgeht dass nur ein Teil eingelöst wird über eben diesen Teil, sie
   muss also entweder von Kunden so viel ZBG in Form von Sichteinlagen
   bekommen haben, oder eben bei der Zentralbank, bei anderen Banken so
   viel ZBG sich geliehen haben. /

   /Zweitens ändert das nichts am Risiko! *Selbst* wenn der Kunde sich
   nur 1% der Kreditsumme als ZBG auszahlen liese, oder selbst wenn der
   Kunde einfach diese Forderung abtreten würde und irgendeiner der
   Teile der Forderung erhält, diese auch nur mti einem einzigen Cent
   würde einlösen wollen, dann würde die Bank sofort insolvent sein,
   denn sie hätte diese Summe an Zentralbankgeld nicht zur Verfügung!!!!!/

_/

/_Ich hoffe das ist jetzt einigermaßen eindeutig geklärt.


Hilfreiche Quellen:

Friedman, M. und A. Schwartz (1963). A Monetary History of the United
States 1867-1960, National Bureau of Economic Research, Princeton
University Press, Princeton.

Von Mises, L. (1912). Theorie des Geldes und der Umlaufmittel. Duncker
und Humboldt: München und Lepzig

Schilcher, R. (1958) Geldfunktionen und Buchgeldschöpfung: Ein Beitrag
zur Geldtheorie Wirtschaftswissenschaftliche Abhandlungen der
Wirtschafts und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität
Berlin. Vol. 11.
http://books.google.de/books?hl=de&lr=&i...ng&f=false
<http://news.piratenpartei.de/anonto.php?http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=sdJPUfStNycC&oi=fnd&pg=PA9&dq=geldtheorie&ots=wZKnwpY0lS&sig=SFceQcuX0r5FQIcWo9HK0L9dxcg#v=onepage&q=forderung&f=false>


Issing, O. (2006) Einführung in die Geldtheorie 14. Auflage. Vahlen
Franz Gmbh: München.
http://books.google.de/books/about/Einf%...edir_esc=y
<http://news.piratenpartei.de/anonto.php?http://books.google.de/books/about/Einf%C3%BChrung_in_die_Geldtheorie.html?id=Z58PSQAACAAJ&redir_esc=y>


Anderegg, R. (2007) Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik
Oldenbourg: München.
http://books.google.de/books?hl=de&lr=&i...&q&f=false
<http://news.piratenpartei.de/anonto.php?http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=QzypMEk1AoIC&oi=fnd&pg=PA1&dq=geldtheorie&ots=XTxU4xJjfv&sig=VsXP-MdUeJyIxaNAxnBxjv_hJAw#v=onepage&q&f=false>


Borchert, M. (2003) Geld und Kredit. 8. Auflage. Oldenbourg: München.
http://books.google.de/books?hl=de&lr=&i...&q&f=false
<http://news.piratenpartei.de/anonto.php?http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=xRUVxK6HAGAC&oi=fnd&pg=PA1&dq=geldtheorie&ots=GrztYH92bj&sig=jV-a3UqhGf6vDNGe6xijZBlJtS0#v=onepage&q&f=false>




Am 08.05.2012 20:26, schrieb High-End-Studio Prenk:
Liebe Leute,
wieso kommen Banken,
wenn Kunden ihre Einlagen abziehen,
in Krisen, wo sie doch Girlageld schöpfen können?

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,830242,00.html

"Syrische Sparer haben deshalb längst ihr Heil in der Flucht gesucht.
Im Februar enthüllte die in Abu Dhabi erscheinende Zeitung "The
National", dass Syriens Bankkunden etwa ein Fünftel aller Einlagen
abgezogen und ins Ausland gebracht hätten. Umgerechnet etwa 1,3
Milliarden Euro seien so außer Landes geschafft worden. Die 14
syrischen Bankhäuser steckten wegen der schwindenden Kundeneinlagen in
einer schweren Krise."

LG    Winnie











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