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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Axel: Sparen erzwingt Verschuldung

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Axel: Sparen erzwingt Verschuldung


Chronologisch Thread 
  • From: <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Axel: Sparen erzwingt Verschuldung
  • Date: Thu, 22 Mar 2012 08:23:33 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Evult

Die Wirtschaft und die Staatseinnahmen wachsen linear.

Geldmenge, Staatsverschuldung und Vermögen wachsen exponentiell (siehe Daten der Bundesbank und destatis).

Das führt in den ersten Jahren nie zum Problem, später schon, dieser Aspekt ist hier ganz gut erklärt:

http://www.youtube.com/watch?src_vid=1Ks_CAbL4ro&feature=iv&annotation_id=annotation_673033&v=-n0IKJH_Yuo

 

weiteres unten.

 

Von: Nicolai Haehnle [mailto:nhaehnle AT gmail.com]
Am 21.03.2012 18:53 schrieb <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>:
>
> On Wed, Mar 21, 2012 at 5:56 PM,
> <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de> wrote:
> > Nicolai: Das ist ehrlich gesagt eine eher gewagte These. Denn die
> > Bewegungen in der Einkommensverteilung verlaufen weitestgehend
> > unabhängig von Veränderungen im Geldsystem. Daraus schließe ich, dass
> > nicht das Geldsystem relevant ist.
> > Relevant sind andere Faktoren, vor allem:
> > 1. Hohe Arbeitslosigkeit (dadurch wird die Verhandlungsmacht der
> > Arbeitnehmer geschwächt) 2. Änderungen im Steuersystem, durch die
> > Reiche ganz explizit bevorzugt werden (z.B. Absenkung des
> > Spitzensteuersatzes, Bevorteilung von Kapitaleinkommen) Wenn es um
> > Einkommensverteilung geht, dann müsste man zuerst an diesen Punkten
> > ansetzen.
> >
> > Antwort Christoph:
> > => Netto-Arbeitseinkommen: ca. 570 Mrd., Netto-Vermögenseinkommen: 404
> > Mrd., Renten & Harz IV: 550 Mrd. (Zahlen vom Vorkrisenjahr 2008) Und
> > dabei fehlt noch völlig der Sachwertzuwachs als Vermögenseinkommen
> > (Aktien & Co.).
> > Das Vermögenseinkommen wird durch das falsche Geldsystem verursacht.
> > Diese verteuert Arbeit (Kapitalkosten und Ausschüttungen) und sorgt
> > für ein Missverhältnis von Preisen und Arbeitsentgelten. -> Folge
> > Arbeitslosigkeit
>
> Du schreibst das immer wieder, aber belegt hast du es noch nicht.
> Insbesondere bist du noch nie auf die Logik eingegangen, mit der ich dir schon des öfteren geantwortet habe:
>
> Es gab Zeiten, in denen das Geldsystem im Wesentlichen das gleiche war wie heute, und damals ist der Anteil der Arbeitnehmer am Nationaleinkommen *gestiegen*. Konkret war das so grob bis 1970.
> Damals gab es auch schon Kredite und Zinsen und so weiter. Trotzdem ist der Anteil der Arbeitnehmer *gestiegen*.
>
> => Das Zinssystem in den ersten Jahren nie ein Problem, die Exponentialfunktion wird erst nach frühestens 20 Jahren zum Problem.

Als der Anteil der Arbeitnehmer am Nationaleinkommen gestiegen ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, damals gab es das Zinssystem schon deutlich länger als 20 Jahre.
-> 20 Jahre ist kein festes Limit sondern unterstes Limit.
    Der Aspekt ist hier ganz gut erklärt: http://www.youtube.com/watch?src_vid=1Ks_CAbL4ro&feature=iv&annotation_id=annotation_673033&v=-n0IKJH_Yuo

> => 1971 hat USA unter Nixon die Goldbindung des Dollar aufgekündigt, das fröhliche Geldschöpfen ging los.
> Das Bretton Woods System wurde schon damals faktisch gekippt.
> Seit 1976 haben in den USA nur noch die reichsten 10% eine Einkommenssteigerung erfahren: http://www.stateofworkingamerica.org/pages/interactive#/?start=1971&end=2008 .

Klar, und das war auch eine Zeit der Steuersenkungen für die Reichen. Das ist also mit beiden Aussagen kompatibel.

Versuchen wir es doch einmal mit der wissenschaftlichen Methode. Wir haben jetzt drei verschiedene Erklärungen bzw. Erklärungsansätze dafür, warum der Anteil der Arbeitnehmer am Nationaleinkommen sinkt:

1. Es sind die Zinsen.
2. Hohe Arbeitslosigkeit schwächt die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer.
3. Das Steuerrecht verschiebt sich zu Gunsten der Vermögenden.

Versetze dich einmal in die Rolle eines neutralen Beobachters. Welche Erklärung oder Erklärungen sind wichtig, bzw. wie relevant sind sie? Versuche, Tests auszudenken, die zwischen den Erklärungen empirisch unterscheiden können. Welche Tests gibt es da?

=> Es ist zweifelsohne nicht gerecht, wenn Arbeitsleistende 42% Spitzensteuersatz beim Einkommen und alle Sozialbeiträge zahlen müssen, während Vermögenseinkommen nur teilweise und mit 25% versteuert wird.  Das hat etwas mit den Entwicklungen zu tun, das will glaube ich hier keiner in Abrede stellen.

=> Es ist schwierig bis unmöglich, in der Volkswirtschaft vollständige Beweise zu führen, das wirst Du auch wissen. Man kann sich der Statistiken und der Logik bedienen.
* Die Statistiken belegen eindeutig:
- Die Wirtschaft und die Staatseinnahmen wachsen linear.

- Geldmenge, Staatsverschuldung und Vermögen wachsen exponentiell (bis zum Kollaps).

Dies muss mathematisch zwangsläufig zum Problem werden, wenn der Schnittpunkt überschritten wird.
* Solange man Unternehmensgewinn mit Gesundheit des Unternehmens und gleichzeitig mit Kapitalausschüttungen gleichsetzt, bekommt man immer größere Probleme im internationalen Wettbewerb, wenn die Arbeitnehmer ihren Anteil einfordern. Bis in den 70er Jahren konnten sich die AN noch stärker durchsetzen, danach immer weniger. Das hat aber eben stark mit den Vermögensakkumulationen zu tun: Die Kapitalkosten waren immer stärker gestiegen und die Kapitalanhäufungen und damit die Macht der größten Kapitalinhaber. Erst durch diese Schieflagen wurde die Thatcher/Reagan Politik durchgesetzt, die das Ganze verstärkt.

* Unabhängig von der Beweisführung, ob die Ausuferungen heute von Zins/Rendite kommen oder nicht, sie stellen ein Verletzung der gesellschaftlichen Werte dar (z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit) und müssen in einer werteorientierten Wirtschaft auf das Nötigste reduziert werden. Damit Freiheit auch in anderen Aspekten erhalten bleibt, muss dies möglichst markttechnisch oder durch Rahmengesetzgebung geschehen (nicht durch Zwangsmaßnahmen).

 

> => Woher soll eine Vollbeschäftigung kommen, wenn Mitarbeiter nur 25% der Einnahmen, den sie generieren bekommen?
> Markttechnisch geht das nicht, höchstens durch Zwangsmaßnahmen.
Wie würdest du für Vollbeschäftigung sorgen?

ð  Würden 20 oder 30 Wochenstunden zum Leben reichen, dann könnten alle arbeiten und niemand bekäme einen Burnout. Wir müssten nicht unproduktiver werden ;-)

 

Wenn die Arbeitsleistenden den Großteil dessen bekämen, den sie für die Unternehmen an Einnahmen generieren, dann ginge das.

Auf die Weise wäre Vollbeschäftigung problemlos möglich.

Die Kostenfaktoren sind die klassischen Lohnnebenkosten (Sozialversicherungsbeiträge) + EKSt + Kapitalkosten + Ausschüttungen + Verwaltungskosten.

Letztere sind unumgänglich, man braucht halt eine Arbeitsorganisation, Buchhaltung usw.

Auf den Lohnnebenkosten hacken alle rum.

 

Die Kapitalkosten + Ausschüttungen, die mindestens ebenso erheblich sind, bleiben heute aber noch außerhalb des Fokus.

Hier kann man mit einer guten Geldreform, die die Vermögenseinkommen auf Inflationsmaß reduziert, eine Riesenschritt machen.

Ebenso bei den Ausgaben (=Lebenskosten): Mieten könnten ohne Kapitalkosten um bis zu 77% sinken, die EKSt wäre von den staatl. Zinsausgaben entlastet usw.
Damit würden niedrigere Arbeitseinkommen zum Leben reichen und ebenso ermöglichen, dass man mit weniger Wochenstunden auskommt.

Lohnnebenkosten könnten auch gesenkt werden, wenn Vermögenseinkommen genauso besteuert und genauso an den Sozialbeiträgen beteiligt würden.
Nur ist das realpolitisch durchsetzbar, solange Kapitalinhaber mit Kapitalflucht drohen können? Sicher: nicht jedes Vermögen kann ins Ausland gebracht werden, Aldi kann seine Filialen nicht einfach nach Lichtenstein verfrachten, denn dann ginge der Absatz verloren. Doch das Problem der Vermögenstransfers ins Ausland besteht.

 




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