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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?
  • Date: Mon, 19 Mar 2012 08:45:22 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Benedikt,

mir scheint, dass du eine gesunde Perspektive darauf hast, welche
Rolle der Staat in der Gesellschaft spielen sollte. Allerdings muss
ich deine Aussagen an einer Stelle in technischer Hinsicht
hinterfragen:

On Mon, Mar 19, 2012 at 12:31 AM, Benedikt Weihmayr
<benedikt AT weihmayr.de> wrote:
> Unsinn, die Politiker haben nicht umsonst ein Haushaltsbudget. Wofür gibt
> es Steuereinnahmen? Der Staat erfüllt seine Aufgaben und trägt zur
> Steigerung des Gemeinwohls bei. Was nicht zur Steigerung des Gemeinwohls
> beiträgt sind Konjunkturpakete auf Pump die erst dann zurückfallen wenn das
> Land vor dem Kollaps steht, oder halt eben mit den Vermögen der
> Folgegenerationen zurückgezahlt werden, egal ob das jetzt indirekt über
> Inflation oder direkt über eine Rückzahlung via Steuer geschieht.

Was meinst du mit der Rückzahlung durch die Folgegeneration? Ich
behaupte: so eine Rückzahlung ist eine Propaganda-Erfindung.

Vielleicht hilft es, sich die realen Größen anzusehen. Eine echte
Belastung der Produktionsleistung einer Gesellschaft liegt ja nur dann
vor, wenn sie reale Dinge - also Güter und Dienstleistungen -
erbringen muss. Aber in welchem Sinn können wir uns dann etwas von der
Zukunft leihen? Wir können doch heute keine Maschinen verwenden, die
erst in 30 Jahren gebaut werden. Genauso kann jemand, der heute noch
nicht geboren ist, unmöglich eine Dienstleistung heutzutage erbringen.
Es gibt keine Zeitmaschinen, und in jedem Zeitraum werden genau die
Güter und Dienstleistungen genutzt, die auch in diesem Zeitraum
produziert werden. Ja, es gibt Lagerkapazitäten, aber die Lager sind
im Vergleich zur gesamten Wirtschaftsleistung verschwindend gering.

Wenn Konjunkturpakete "auf Pump" umgesetzt werden, dann entsteht
dadurch also keine Belastung für zukünftige Generationen. Im Gegenteil
entsteht dadurch in der Regel sogar ein Vorteil für die
Folgegeneration, wenn Infrastruktur geschaffen wird oder Forschung
durchgeführt wird oder Bildung unterstützt wird.

Es gibt also niemals *insgesamt* zu viele Staatsschulden (zumindest,
solange sich der Staat nur in seiner eigenen Währung verschuldet -
genau das ist in der Eurozone nicht der Fall, und nur deshalb gibt es
zur Zeit eine Schuldenkrise). Die Schulden sind immer nur Vermögen
innerhalb der Gesellschaft. Das *einzige* mögliche Problem ist, dass
die Vermögen, die den Schulden gegenüber stehen, so ungleich verteilt
sind, dass dadurch die Machtverhältnisse in der Gesellschaft so stark
verzerrt werden, dass die Demokratie in Gefahr gerät. *Darüber* können
wir gerne reden. Aber das ist eben eine andere Baustelle.

Japan ist übrigens ein sehr gutes Beispiel dafür. Ja, die haben
riesige Staatsschulden. Aber gleichzeitig gibt es riesige Vermögen in
der Gesellschaft. Zukünftige Generationen dort werden dadurch also
nicht belastet.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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