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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Keox aka Daniel Worofka <piratkeox AT googlemail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Und die Lösung ?
  • Date: Sun, 18 Mar 2012 18:20:20 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Keox,

nur eine kurze Antwort auf die m.E. zentralen Punkte.

On Sun, Mar 18, 2012 at 1:52 PM, Keox aka Daniel Worofka
<piratkeox AT googlemail.com> wrote:
> Was sollte durch ein verändertes Sparverhalten passieren?
> Wenn Menschen nicht sparen, sondern ihr Geld ausgeben, bliebe es im
> Kreislauf und würde dann von anderen gespart werden.
> Wenn Menschen aufgrund einer Krise nicht sparen wollen, sondern ihr Geld
> lieber 100% sicher auf Geldkonten halten möchten, könnte die ZB
> einspringen und den Banken direkt Kredite geben. Solange bis die Krise
> vorbei wäre. Das würde nicht zu Inflation führen, weil die liquidierten
> Sparguthaben ja nicht ausgegeben, sondern nur aufgehoben werden.

Was die Inflation angeht gebe ich dir Recht. Das Problem ist, dass
eine Kreditvergabe der ZB an die Banken nicht dabei hilft, die
Konjunktur zu beleben. Das sieht man empirisch daran, was genau zur
Zeit in Europa passiert.

Das liegt daran, dass die Kreditvergabe eine rein monetäre Operation
ist, letztlich einfach ein Asset Swap. Niemand gibt wirklich Geld aus,
um etwas in der realen Welt zu bewegen.

Wenn man wirklich die Konjunktur beleben will, dann muss man das über
direkte Staatsausgaben machen.

> Wieviel Staatsschulden durch tilgungsfreie ZB-Kredite
> dürften/könnten/sollten Deiner Meinung nach in Deinem System gemacht
> werden? Man könnte das ganze ja auf die Spitze treiben und komplett auf
> Staatseinnahmen wie Steuern verzichten, da es für den Staat ja viel
> einfacher wäre sich das Geld von der ZB zu holen.

Die Antwort hat zwei Aspekte. Der erste Aspekt ist, wie die
juristischen Rahmenbedingungen aussehen. Der zweite Aspekt ist, was
eine kluge Wirtschaftspolitik ist.

Zum ersten Aspekt: ich würde überhaupt keine Obergrenze für
tilgungsfreie ZB-Kredite ansetzen. Das sollte prinzipiell unbegrenzt
sein, die Entscheidung darüber hat das oberste Parlament des
Währungsraums. Checks & Balances wie ich sie anderswo beschrieben habe
sind denkbar.

Zum zweiten Aspekt: wenn man auf Steuereinnahmen verzichtet wird es
irgendwann zu deutlich erhöhter Inflation kommen, und das ist
natürlich keine kluge Wirtschaftspolitik. Ich würde sagen: das
Haushaltsdefizit sollte hoch genug sein, um Vollbeschäftigung zu
ermöglichen, und nicht höher.

Dabei definiere ich Vollbeschäftigung wie folgt: Jeder, der *wirklich*
arbeiten *will* und dazu *fähig* ist, findet auch eine angemessen
bezahlte, menschenwürdige Arbeit.

Ökonomen im englischsprachigen Raum haben ein Konzept entwickelt, das
Vollbeschäftigung bei gleichzeitiger Preisstabilität ermöglichen soll,
z.B. Randall Wrays Buch "Understanding Modern Money". Im
deutschsprachigen Raum scheint das Konzept leider sehr unbekannt zu
sein, ich habe darüber vor einiger Zeit mal ein Blog geschrieben:
http://nhaehnle.blogspot.de/2011/09/die-job-garantie-kernstuck-einer.html

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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