ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
Listenarchiv
- From: "Käptn Nemo" <kaeptn-nemo AT de-postfach.net>
- To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Position aus Baden Württemberg
- Date: Mon, 11 Jun 2012 10:18:58 +0200 (CEST)
- Importance: Medium
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
Das alles fällt aus meiner Sicht unter "an Symptomen rumdoktern" anstatt die Ursachen zu bekämpfen.
Solange die Gesellschaft als Ganzes sich nicht Entschleunigung und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat,
werden Teillösungen zur Symptomunterdrückung sämtlichst am eigentlichen Ziel vorbeigehen.
Wir leben in einer internationalisierten Gesellschaft in der der wirtschaftliche Erfolg das oberste Primat hat.
Kann einem gefallen, muss es aber nicht.
Das führt jedoch auch dazu, dass Zeit Geld ist und damit ein Wert an sich, für den es sich wiederum "lohnt" Geld und Ressourcen auszugeben.
Deshalb ist es für mich müßig zu klären ob z.B. die Aussage ...
> Von Null auf 100 in 4einhalb Sekunden ist für mich kein Ausdruck
> zivilisatorischer Kompetenz. Das ist Dekadenz.
... stimmt.
Derzeit ist es für den größten Teil der Gesellschaft wichtig schnell von A nach B zu kommen.
Weil die Überwindung des Weges nur "Mittel zum Zweck" ist.
Hier gilt eben nicht "Der Weg ist das Ziel" und Zeit spielt keine Rolle. Letzteres ist bestenfalls im Freizeitbereich der Fall.
Zeit ist ein wettbewerbsbestimmender Faktor, der teilweise sogar noch vor dem Preis rangieren kann.
(Wer schneller liefert bekommt den Zuschlag auch bei etwas höherem Preis.)
Wenn man das akzeptiert hat (weil es nunmal die derzeitige Realität ist), dann muss man sich Gedanken machen, wie man das Ziel (schnell von A nach B) mit möglichst wenig Verlust (an Allem) erreichen kann.
Dazu gehört Trennung der schnellen und der langsamen Fortbewegungsmittel (Autobahnen ohne allgemeines Tempolimit und Verbannen des Langstrecken-LKW-Transportes auf die Bahn ebenso wie innerstädtische Radwege mit Benutzungspflicht) genauso wie Überlegungen zu alternativen Energieträgern.
Das Herumfahren an sich zu verdammen ändert garnichts, außer sensiblen Gemütern ein schlechtes Gewissen zu verschaffen, da die Gesellschaft als Ganzes es ihnen nicht erlaubt (siehe oben) sich ohne wirtschaftliche Einbuße dem Verkehrsgeschehen zu entziehen.
Wer also den Verkehr grundlegend ändern will, der muss die Gesellschaft grundlegend ändern. Und zwar weltweit.
Das ist doch mal eine echte Herausforderung.
Käptn Nemo
Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de> hat am 11. Juni 2012 um 09:46 geschrieben:
>
> RobertK schrieb:
> > Ja ich weiß, Deiner Meinung nach geht uns nicht nur das Öl, sondern
> > auch noch die Energie an sich (für E-Autos) und das Geld (zur
> > Instandhaltung der Strassen) aus.
>
> Ah, das hältst Du nach Lage der Dinge also für völlig ausgeschlossen?
> Na dann.
>
> > Einem Menschen, der sieht, daß schnelles Reisen für einen nicht
> > unwesentlichen Teil unserer Zivilisation eine Kernkompetenz darstellt,
> > wird das jedoch nicht reichen und er wird den Kopf nicht in den Sand
> > stecken.
>
> Wir reden hier über innerstädtische Verkehrskonzepte, nicht über
> schnelles Reisen. Das Thema hatten wir zur Genüge am Wickel, und bevor
> noch das böse T- Wort fällt und wir von C M-G einen auf den Zopf
> kriegen, wollen wir doch lieber beim Thema bleiben.
>
> Von Null auf 100 in 4einhalb Sekunden ist für mich kein Ausdruck
> zivilisatorischer Kompetenz. Das ist Dekadenz.
>
> > Es ist eine Milchmädchenrechnung zu sagen, wir könnten jetzt Energie
> > sparen für die Zukunft, es ist Unsinn, jetzt langsamer zu fahren damit
> > in 50 oder 100 Jahren mehr übrig ist. Öl wird komplett aufgebraucht
> > werden, so oder so.
>
> Das mag sein, aber man kann das Zeugs für Sinnvolleres gebrauchen als es
> in Automotoren verpuffen zu lassen. Wenn einem am 22. die Kohle knapp
> wird, macht er auch nicht am 25. noch mal richtig Party um dann bis zum
> 30. zu hungern.
>
> > Und regenerative Energie, die unsere Zukunft darstellt, läßt sich nicht
> > beliebig speichern.
>
> Schon mal was von Wasserstoff und E-Methan gehört? Es dürfte jedenfalls
> leichter sein Energie zu speichern als sie in beliebiger Menge zu
> erzeugen. Da ist schon die /benötigte/ Menge eine echte Hausnummer.
>
> > Entweder sie reicht für die Bedürfnisse unserer schnelllebigen Kultur,
> > oder nicht.
>
> Vielleicht sollten wir uns mal überlegen, was "schnell" eigentlich mit
> Kultur zu tun hat.
>
> > Wenn wir nach einer freiwillig oder unfreiwillig (Öl ist alle) erfolgten
> > Energiewende feststellen, daß es nicht reicht, können wir immer noch
> > auf bessere Tretroller umsteigen.
>
> Das widerspricht eklatant dem Prinzip der Nachhaltigkeit, die auf der
> Fahne der PP steht. Nachhaltigkeit bedeutet, dass mit Ressourcen nicht
> rumgeaast wird. Man führe sich mal vor Augen, wie viel regenerative
> Energie man überhaupt erzeugen kann, ziehe den Grundbedarf wie
> Heizungswärme etc ab und schaue dann, was noch zum Fahren übrig bleibt.
> *Das* ist die Zukunft, nicht der Cayenne.
>
> > Bis dahin gibt es jedoch keinen Anlaß, daß die Antidynamiker die
> > mobilen Bedürfnisse eines großen Teiles unserer Gesellschaft kleinreden
> > und ignorieren, damit wir diese Bedürfnisse nicht mehr berücksichtigen.
>
> Wieder die Nummer mit der Party am 25sten. Und je mehr wir uns die Kanne
> geben, desto größer ist das Elend am nächsten Morgen. Wenn wir heute
> schon wissen, dass es in 50 Jahren keine Kohlenwasserstoffverbrenner mehr
> geben wird, warum wenden wir uns nicht aktiv dem Notwendigen zu, statt uns
> weiter der Illusion von schneller, höher weiter hinzugeben?
>
> > Diese Bedürfnisse müssen beantwortet und berücksichtigt werden, das
> > sind nämlich mitnichten nur alles blöde Raser.
>
> Nein, das sind Leute die sich ein Umdenken noch nicht einmal VORSTELLEN
> können, während wir eigentlich schon längst gehandelt haben müssten.
>
> > Auch, weil die Menschen unsere tollen Konzepte ansonsten schlicht und
> > einfach nicht akzeptieren werden.
>
> Hat jetzt nichts mit der Sache zu tun und ist nicht als Angriff gemeint:
> diese Formulierung "die Menschen" find ich furchtbar. Das klingt immer so
> als wenn Politiker keine Menschen wären. Da sträubt sich mir der Schopf.
> --
> AG-Bauen-Verkehr mailing list
> AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bauen-verkehr
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Position aus Baden Württemberg, Guido Körber, 08.06.2012
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