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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)


Chronologisch Thread 
  • From: Black Sun <Black+Sun AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)
  • Date: Sun, 15 Apr 2012 07:17:31 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Martin E. Waelsch schrieb:
Der hilfesuchende Patient ist das Entscheidende.

Alles andere kommt danach.

So wie ich das verstanden habe, könnte ich dem zustimmen.

Aber ich frage, nur um Missverständnisse zu vermeiden, einmal nach: Was verstehen Sie darunter?

Martin E. Waelsch schrieb:
Übrigens wäre interessant, wer in der Psychiatrie an der psychischen Erkrankung verdient.

In erster Linie die Pharmafirmen, und zwar nicht knapp.

Dr. M. E. Waelsch

Zumindest in den USA sind Medizin und Wirtschaft bereits so weit miteinander verschränkt und verbändelt, dass das z.T. kaum noch auffällt. So ... normal ... ist es dort bereits, dass Ärzte & Co. bereits während ihres Studiums von Pharmakonzernen & Co. umschwärmt und hoffiert werden, während zudem zunehmend aktiv auf Forschung und Lehre (unter anderem durch Gelder aus der Wirtschaft, da die Regierung ja häufig die eigenen Ausgaben beklagt) Einfluss genommen wird. Hier kann der einzelne zukünftige Mediziner noch so wohlmeinend sein, mit der Zeit wird trotzdem, direkt und indirekt, Einfluss auf ihn ausgeübt. Und das trifft bei weitem nicht nur die Psychatrie, denn die meisten Bereiche der Medizin, in denen viel Geld verdient werden kann, sind davon betroffen. Und das sind ... fast alle? Sicher, ein Teil der Unternehmen ist auch (aber i.d.R. nicht allein) daran interessiert, Mediziner für die eigenen Unternehmen zu gewinnen, aber das Hauptaugenmerkt liegt wohl auch weiterhin auf der Einflussnahme. Und sobald Studium und Lehre beendet ist, reißt das Band zwischen Ärzten und Wirtschaft gemeinhin nicht ab. Mal hier, mal da arbeitet man, sind die Bande ersteinmal geknüpft, immer mal wieder zusammen oder wird indirekt beeinflusst und gelenkt.

Auch in Deutschland zeichnen sich bereits, wenngleich bei weitem noch nicht so gravierend, vergleichbare Entwicklungen ab.

Der Hauptprofiteur ist und bleibt die Wirtschaft, sprich im dem Fall also die Pharmaindustrie (die die Medikamente verkauft und somit ihre mitunter sogar zweistelligen Wachstumszahlen erhält) und die Sozialträger (die an der "Betreuung von Ausgesonderten", ich nenne es einmal so, fleißig Geld verdient) und sonstigen Mitverdiener (verschiedene Interessenverbände und z.B. arbeitslose Psychologen oder fragwürdige Wunderheiler, all jene, die eben sonst irgendwie daran mitverdienen), die Ärzte profitieren allerdings ebenfalls - wenngleich im Kleinen - mit davon. Sofern das weiterhin intensiv abgestritten wird, wird der Weg für Besserung, für die Ärzte auf der einen und insbesondere für die hilfesuchenden Patienten auf der anderen Seite, mit scharfkantigen Steinen zugeschüttet sein.

Einerseits wird der Ruf der modernen Psychatrie, deren Besuch ohnehin bis heute ein gesellschaftliches Stigma anhaftet, im einen weiter beschädigt statt repariert und die Zweifel der hilfesuchenden Patienten, ob die Psychatrie ihnen wirklich weiterhelfen möchte, im anderen genährt.
Verschiedene dubiose Praktiken der Vergangenheit haben der Psychatrie, die man nicht unter den Tisch kehren sondern daraus im Sinne der Patienten lernen sollte, haben, zusammen mit der abfälligen Haltung der Gesellschaft, zum angeschlagenen Ruf der Institution beigetragen.

Der Ruf der Psychatrie als seriöse und wichtige gesellschaftliche Instutution, die hilfesuchenden Patienten Hilfe zuteil werden lässt, sollte, damit sie ihrer Aufgaben nachkommen und Hilfesuchende erreichen kann, wieder hergestellt werden - weshalb die schädliche Einflussnahme von Pharmaindustrie, Sozialträgern und sonstigen Nutznießern ihrer Arbeit weitestgehend auszuschließen ist, die Psychatrie aber zeitgleich den nötigen Rückhalt und die Unterstützung von Gesellschaft und Staat erhält, den sie benötigt und der ihr zumindest bislang häufig fehlt.

Und ich frage einmal so: Wie sieht Gewinnmaximierung für Pharmakonzerne, Sozialträger und sonstige Nutznießer aus? Nicht etwa wenn jemand (möglichst jemand, der sonst nicht zum vorgesehenen Kundenkreis gehört, sprich also jemand, bei dem die entsprechende nachfolgend beschriebene Behandlung nicht erforderlich ist), aller Freiheit beraubt, in einem Pflegeheim, 24-Stunden ab Tag von unter Zeitdruck Pflegern, die sich nicht um ihn scheren umsorgt, mit diversen die körperliche und mentale Freiheit raubenden Medikamenten zugepumpt "damit er keine Probleme macht" und "es ihm gut geht" sowie ab und an einem sonstigen Nutznießer zu Besuch, der irgendwelche, aus welcher Sicht auch immer als erforderlich angesehenen, Therapien durchführt. Was einen für den Rest seines Lebens umsorgten "Klienten"/"Kunden" (nicht Patienten) ergibt, mit der Zeit aller Bildung und jeweder Freiheit zu Leben beraubt. Exzellente Teamarbeit. Und ... ist das aus Sicht von Pharmakonzernen, Sozialträgern und sonstigen Nutznießern Gewinnmaximierung? Wenn ja, bleiben sowohl verantwortungsvolle Ärzte und der Patient selbst nicht etwas arg auf der Strecke?

Sofern ich Sie oder Sie mich Missverstanden haben, bitte ich Sie, mich darauf hinzuweisen bzw. nachzufragen. Dankeschön.




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