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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: Günter Kottek <guenter.kt-home AT gmx.de>
  • To: <weigelt AT metux.de>, "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Sun, 8 Jan 2012 12:48:46 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Tolles Beispiel Klugscheie0er, mit dem Einzelhandel.
Zitat
>In Systemen, in denen Produkte und Dienstleistungen nicht mehr unmittelbar
zwischen Kunden und Anbietern direkt abgerechnet werden, sondern abstrakt
über eine Art Komplett-Versicherungsschutz, ist das
Preis-Leistungsverhältnis immer sehr schlecht.

Das Beispiel schrieb ich, bevor ich dein Autobeispiel las: Autoversicherung,
wenn du einen Schaden am Auto reparieren lässt ist die erste Frage der
Werkstatt, privat oder Versicherung. Bei Versicherung kommen höhere
Stundensätze zum Tragen. Das gleiche bei Autovermietung, kennt sicher jeder.
Also Punktlandung, super.
>Was wir da bräuchten wäre statistisch messbare Zahlen und gerade in der GKV
ist das sensibel, Gesundheit in Geld auszudrücken.
Das ist genau der PPunkt, statistisch erfassen, was zu Gesundheit führt.
Gesundheit ist in diesem Falle durch geringe Gesundheitskosten erkennbar. So
meine Idee.

Zitat
>Für a) funktioniert die PKV ja recht gut, nur leider ohne b).
Könnte man b) nicht außerhalb der PKV, z.B. über direkte Steuer- finanzierte
Beitragserstattungen lösen ?
Vorraussetzung: jeder kann eine PKV - ganz gleich wie teuer sie dann
individuell wird - bekommen.
Vorschlag:
* es wird ein normierter Leistungskatalog für eine Standard-
Versicherung definiert, aufgrund dessen Versicher...

Das erinnert mich an das holländische System:

http://www.stern.de/politik/ausland/niederlandegesundheitssystem-streng-und-
gut-512375.html
So kann es gehen, mit Holzhammer, aber es führt zu mehr Gesundheit, leider
ohne wirklichen Kostenspareffekt.

Abschaffung PKV, s. hier, auch NL
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheitsreform_in_den_Niederlanden
http://www.justlanded.com/deutsch/Niederlande/Landesfuehrer/Gesundheit/Krank
enversicherung
Ziatat: Wenig emotional werden im niederländischen
Krankenversicherungssystem neue Reformschritte ausprobiert – und bei Bedarf
auch wieder zurückgenommen.
Das kann einem Deutschen nicht passieren, „was er macht, macht er es
richtig“, d.h. es bleibt, auch wenn es falsch ist. Leider wahr.

Oder in Schweden
http://www.pflegewiki.de/wiki/Gesundheitssystem_Schweden
Ergebnis: Schweden bietet seinen Leuten eine überdurchschnittlich gute
Gesundheitsversorgung – allerdings nur für jene, die das Glück haben, einen
Arzttermin zu ergattern, da Ärztemangel.

Man muss doch das Rad nicht neu erfinden, sondern erst mal schauen was sich
woanders bewährt hat und dann versuchen die guten Systemteile zu einem neuen
zusammenzuführen. Vor, zwei Beispiele. GB und CH habe ich mir auch
angesehen, aber nicht nachahmenswert. NL ist das interessanteste von den
vier genannten.

Daher erscheint der Vorschlag ein normierter Leistungskatalog für eine
Standard-Versicherung definiert, wie von Klugscheißer eingebracht, was sich
in NL bewährt hat; eine gute Basis. Ergänzt durch eine frei wählbare
Zusatzversicherung, wäre alles abgedeckt, was sich der Individualist Mensch
alles wünscht. Und der NL-Knüppel sollte ersetzt, bzw. ergänzt werden durch
ein System das Verhaltensanreize, die für Gesundheit steht.

Alles andere was hier diskutiert wird mit Beitragsbemessung, -Erhebung, PKV,
GKV ist nur agieren an Symptomen. Das machen die Etablierten schon lange.
Ohne Erfolg!

Grüße aus Herdecke
Günter Kt.



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Enrico Weigelt
Gesendet: Samstag, 7. Januar 2012 20:52
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

* Rick <Rick AT news.piratenpartei.de> schrieb:

> ABER --- nach meiner festen Überzeugung: In unseren gesetzlichen
> Krankenkassen sitzt *niemand* (naja: "fast niemand"), der den ganzen
> Tag lang in der Nase bohrt und nach weiteren Möglichkeiten sucht, uns
> Beitragszahler abzuzocken.

Das hat ja auch keiner behauptet (zumindest ich nicht). Das Problem ist die
strukturelle Bürokratie - da sind enorm viele Leute mit super wichtigen
Dingen beschäftig. Individuell machen die Leute sicher in ihrer jeweiligen
Rolle *innerhalb des Systems* einen guten Job.
Aber es ist das System insgesamt, das den Blödsinn fabriziert.
(siehe "The Cube").

Es geht also *NICHT* darum, irgendwem schlechte Arbeit zu unterstellen,
sondern die grundsätzliche Systemfrage zu stellen.

Ähnliche Probleme erlebe ich auch öfters bei meiner Kundschaft:
da sind viele Leute beschäftigt, unheimlich fleißig (oft mit vielen
Überstunden), aber wenn man sich mal die Organisations- Struktur und
Workflows anschaut, dann sieht man nach einiger Zeit, wie ineffizient das
Ganze ist. Da hilft es dann auch überhaupt nicht, einzelne Leute (wie's gern
gemacht wird: von oben nach unten) noch mehr unter Druck zu setzen, um
illusorische Termine zu halten, sondern das System selbst zu reformieren.
Um das zu erreichen, muß man natürlich sehr viel Diplomatie und
Schulungsarbeit leisten, um irrationale Widerstände abzubauen (Menschen
neigen meist dazu, sich persönlich angegriffen zu fühlen, wenn ihre aktuelle
Rolle, in der sie sich gut eingerichtet haben, infrage gestellt wird).

> KLAR: Es gibt Strukturen, die historisch nachvollziehbar, inzwischen
> aber anachronistisch sind. Man kann sich z.B. ernsthaft darüber
> unterhalten, ob der Beitragseinzug auf Dauer weiterhin bei aktuell 147
> Krankenkassen stattfinden muss --- oder ob nicht kassen-übergreifende
> "Beitragseinzugszentren" eingerichtet werden sollten.

Nunja, ein gemeinsames Inkasso wäre vielleicht ein interessanter Gedanke,
wird aber die Grundprobleme nicht lösen. Die liegen auch nicht bei den
Versicherungsträgern selbst, sondern im Honorarsystem, ergo vorallem bei den
KV'en.

> Man sollte auch ernsthaft überlegen, ob es auf Dauer weiterhin
> 17 Kassenärztlicher und weitere 17 Kassenzahnärztlicher Vereinigungen
> bedarf, um die Gelder der Krankenkassen an die Kassenärzte und
> Kassenzahnärzte zu verteilen.

Zentralisierung wird hier nicht weiterhelfen, weil damit die
Strukturprobleme des Systems selbst nicht angetastet wird.

Im Gegenteil: wir sollten endlich mal darüber nachdenken, wie wir die
einzelnen (oft diametralen) Zielstellungen in separate Systeme auskoppeln
können, die weitgehend unabhängig voneinander funktionieren können.

Das System GKV erfüllt zB. zwei diametrale Aufgaben:

a) Versicherung zur Risikotransformation: viele zahlen relativ
wenig ein, damit wenige bei Bedarf, im Schadensfall, hohe
Beträge erstattet werden können. Also grundsätzlich kaum
anders als zB. eine KFZ-Haftpflicht.

b) sozialer Ausgleich, einerseits zwischen den verschiedenen
Einkaufsgruppen, andererseits zwischen den Risikogruppen,
sodaß der effektiv eingezahlte Betrag einzig vom Einkommen,
nicht aber des individuellen Gesundheitszustands oder
anderen Risikofaktoren (Alter, berufliche Risiken, etc).

Für a) funktioniert die PKV ja recht gut, nur leider ohne b).

Könnte man b) nicht außerhalb der PKV, zB. über direkte Steuer- finanzierte
Beitragserstattungen lösen ?

Vorraussetzung: jeder kann eine PKV - ganz gleich wie teuer sie dann
individuell wird - bekommen.

Vorschlag:

* es wird ein normierter Leistungskatalog für eine Standard-
Versicherung definiert, aufgrund dessen Versicherungen
angeboten werden. Dinge die dort noch nicht enthalten sind,
können als Zusatzversicherung angeboten werden.
(zB. verlängertes Krankengeld, etc)
* die Tarif-/Risikogruppen der PKV (falls noch nicht geschehen)
werden derart normiert, daß jeder Mensch in eine dieser Gruppen
paßt und sich dort entsprechende Angebote einholen kann.
* jede Versicherung kalkuliert ihre Preise für die jeweiligen
Risikogruppen, ergo: für jede Risikogruppe gibt es einen Preis.
* jeder Versicherte bekommt aus Steuermitteln den Durchschnitts-
Preis für eine Standard-Versicherung seiner Risikogruppe
aus Steuermitteln erstattet.
* für besondere (noch zu definierende Härtefälle) gibt es dann
noch steuerfinanzierte Sonderfonds. Darunter könnten zB.
besonders exteme Fälle sein, die nicht versicherungsmathematisch
zu kalkulieren sind. (extrem seltene und teuere Erkrankungen,
Katastrophen, usw).


cu
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