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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Clearing

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Clearing


Chronologisch Thread 

Am 03.08.15 um 18:20 schrieb Arne Pfeilsticker:
> der Bezug des Begriffs Zahlung zur Realwirtschaft ist *nahtlos*.
>
> Er wird von mir in dem Absatz "Warum und wie funktioniert Geld?"
> beschrieben:
> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Was_ist_Geld%3F/Warum_und_wie_…
>
>
> Geld funktioniert in einer Volkswirtschaft deshalb, weil der Austausch
> von Waren und Dienstleistungen über Verträge läuft, die alle nach dem
> gleichen Schema aufgebaut sind: In diesen Verträgen wird ein Anspruch
> auf irgendeine Ware oder Dienstleistung gegen einen Anspruch auf Geld
> /rechtsverbindlich/ vereinbart. Im Falle eines Kaufvertrages bekommt der
> Käufer die Ware (= Leistung), weil er einen Anspruch darauf hat und der
> Verkäufer bekommt das Geld (= Gegenleistung = *Zahlung*), weil er
> hierauf einen Anspruch hat. Beide dürfen die empfangenen Leistungen
> behalten, weil sie es so vertraglich vereinbart haben.
>
> Durch die jeweilige Leistung - Ware bzw. Geld - werden die gegenseitigen
> Ansprüche erfüllt und hören dadurch auf zu existieren.

Hallo Arne,

konzeptionell befindest du dich immer noch in einer Tauschökonomie.
Schauen wir uns mal genauer an, was du im Kaufvertrag gleichsetzst:

Auf der einen Seite haben wir ein physisches Objekt (die Ware). Ein
physisches Objekt ist dadurch gekennzeichnet, dass es immer in einer
physikalischen Einheit (m, kg, s…) beschrieben werden kann. Um
handelbar, und damit zu einem Gegenstand ökonomischer Betrachtung zu
werden, muss es zusätzlich mit einem monetären Attribut ausgezeichnet
sein. Nennen wir dieses Attribut den Preis. Der Preis ist eine Zahl
ausgedrückt in Währungseinheiten.

Auf der anderen Seite haben wir den Geldbesitzer. Dieser hat ein
Guthaben auf einer Bank. Dieses Depot ist denominiert in Geldeinheiten,
das ihm zur Zahlung zur Verfügung steht.

Fassen wir das Ganze formelmäßig (mit Einheiten) zusammen:

Ware -> x [GE/PE] = x [GE] <- Geld

mit GE:= Geldeinheit
PE:= physikalische Einheit

Angenommen diese Tausch wird vollzogen, dann ist der Käufer
(Gelddepotinhaber) glattgestellt: Sein Depot ist um exakt den Betrag
niedriger, der als vereinbarter Kaufpreis ausgehandelt wurde. Im
Gegenzug hat er die volle Verfügungsgewalt über das physisches Objekt
(die Ware) erhalten. Es stellen sich also folgende Fragen:
1. Wohin ist das Guthabendepot gegangen?
2. Was hat der Verkäufer für seine Ware bekommen?
3. Was ist eine Zahlung?

Arne, du bist nicht der Erste, der über die Gleichsetzung von relativen
zu absoluten Größen gestolpert ist. Generationen von Ökonomen (egal ob
sie sich der neoklassischen, monetaristischen, keynesianischen,
marxistischen oder sonstiger Schulen zugehörig fühlten) haben den
gleichen Fehler gemacht. Ein solcher Lapsus disqualifiziert die Ökonomie
als ernstzunehmende Wissenschaft.

Heribert Genreith hat mich in einer Fussnote in seiner „Field Theory of
Macroeconomics“ <http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1407/1407.6334.pdf>
wieder an eine Regel erinnert, die ich zum ersten Mal in der 7. Klasse
Physikunterricht erlente: Wenn du mathematische Verfahren auf reale
Probleme anwendest, prüfe stets die Einheiten!

ivl1705







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