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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen


Chronologisch Thread 
  • From: "Horst Seiffert" <mail AT horstseiffert.de>
  • To: "'Marco Schmidt'" <mschmidt.mailbox AT web.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen
  • Date: Tue, 10 Feb 2015 06:53:18 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Marco,

 

Vorweg: In den Punkten 1 bis 3 habe ich die Sichtweise der Buchführungsexperten skizziert. Ich stell diese Sichtweise der vorher beschriebenen „kooperativen Geldschöpfung“ gegenüber.

 

Marco Schmidt schrieb:

„Fall 3 heißt "(sich anbahnende) Krise". Dein Argument, dass die Bank nach Bedarf ihre Finanzierungslücken durch weiteren Ankauf neuer gewinnträchtiger Sachanlagen kompensieren kann, funktioniert genau dann nicht, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld insgesamt eintrübt. Hat die Bank (gilt generell für alle Wirtschaftsteilnehmer) zu positive Annahmen bzgl. der Einnahmensituation ihrer Sachanlagen getroffen, hängen ihr die in der Krise wie ein Klotz am Bein.“

 

Trübt sich das wirtschaftliche Umfeld ein, so betrifft das alle Banken, die Sachanlagen erworben hatten. Sie erhalten alle geringere Zahlungseingänge (z. B. aus Mietzahlungen).  Nach dem Prinzip der „kooperativen Geldschöpfung“ ergibt sich für keine der Banken real ein nennenswerter wirtschaftlicher Schaden. Da sie aber laut der falschen Buchführungsvorschriften für Banken einen Schaden dokumentieren müssen, dokumentieren sie an anderer Stelle mittels gesetzestreuer Bilanzumgestaltung eine Neutralisierung des Schadens oder lagern die Sachanlagen auf Offshore-Finanzplätzen aus. Den „Klotz am Bein“ haben nur diejenigen Banken, die den Gleichschritt verlassen haben oder die Bilanzumgestaltung nicht beherrschen und/oder keinen Wii-Channel (Bezeichnung für kooperative Beziehung, geläufiger Begriff bei den Bankern, die mit Nintendo groß  geworden sind) haben.

 

Marco Schmidt schrieb:

„Die Gleichschritttheorie ("kooperative Geldschöpfung") ist in meinen Augen nichts besonderes, sondern Bestandteil eines endogenen Geldsystems. Die Großen geben den Takt vor, die Kleinen folgen nach. Du schreibst selbst, dass die Kleinen keinen Vorteil aus dieser Chose ziehen, sondern nur die Großen. Auch das deutet nicht auf ein generelles "Zahlen mit Selbstgemachtem" hin, sondern dass mangels vernünftiger Regulierung Großkonzerne zu Lasten des Rests ungerechtfertigte Profite einstreichen.“

 

Wo schreibe ich, dass die Kleinen keinen Vorteil haben? Auch die kleinen Banken ziehen einen Vorteil aus der „kooperativen Geldschöpfung“, schon deswegen, weil sie im Verbund organisiert sind. Nur die Vorteilsnahme für die großen Banken hat eine noch größere Dimension.

Das Besondere an der „kooperativen Geldschöpfung“ ist die Möglichkeit der Aneignung von Werten ohne oder nur teilweiser Mittelerwirtschaftung. Das Geschäftsmodell der Banken hat den Oberzweck, mit selbst geschaffenem Giralgeld in der Realwirtschaft einkaufen zu gehen. Die uns im Vordergrund präsentierten Bankdienstleistungen (Geldanlageleistungen, Finanzierungsleistungen und Zahlungsverkehrsleistungen) dienen nur als Katalysator für die Realwirtschaft (in dem Sinne, der Realwirtschaft Geld zur Verfügung zu stellen, mit dem diese die Produkte und Dienstleistungen schaffen kann, die die Bankmanager und Kapitaleigner benötigen).

Die Denkmuster aus der Realwirtschaft: „Ertrag als Grundlage von Einkommen“, kann man auf die Bankenwirtschaft nicht anwenden. Wer mit selbst hergestelltem Geld einkaufen gehen kann, benötigt keinen Ertrag.

 

Viele Grüße

Horst

 

 

 

Von: Marco Schmidt [mailto:mschmidt.mailbox AT web.de]
Gesendet: Sonntag, 8. Februar 2015 15:14
An: Horst Seiffert
Cc: 'Arne Pfeilsticker'; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen

 

Hallo Horst,

m.E. berücksichtigst Du in deiner Theorie nicht ausreichend, dass die Wirtschaft keine dauerhaft nach oben weisende Einbahnstraße ist.
Bezugnehmend auf dein PDF http://www.horstseiffert.de/tefg/images/dokumente/kooperative-Geldschoepfung.pdf Seite 4:

"3. Wenn die Abschreibungen größer als die Nettoerlöse aus der Nutzung der Sachanlagen sind, dann fällt ein Verlust in Höhe der Differenz (Nettoerlöse – Abschreibung) bei der Bank an. (Dieser Fall kommt nur selten vor, weil in diesem Fall die Bank ein Gebäude, bei dem der Erlös nicht einmal die Abschreibungen deckt, wieder verkaufen würde).
Welche Erkenntnis liefert die Beispielrechnung, wenn man das oben beschriebene Prinzip der kooperativen Geldschöpfung berücksichtigt? Die Banken erhalten die Sachanlagen annähernd kostenlos. Auch die nachfolgenden Abschreibungen schmälern ihre Vorteilsnahme nicht, da sie auch im Nachhinein nicht darauf angewiesen sind, die vollständigen Anschaffungskosten für die Sachanlagen am Markt zu verdienen. Die zeitliche Wertminderung ihrer Sachanlagen können sie nach Bedarf durch den Kauf neuer Sachanlagen kompensieren, ohne das Geld dafür erwirtschaften zu müssen."

Fall 3 heißt "(sich anbahnende) Krise". Dein Argument, dass die Bank nach Bedarf ihre Finanzierungslücken durch weiteren Ankauf neuer gewinnträchtiger Sachanlagen kompensieren kann, funktioniert genau dann nicht, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld insgesamt eintrübt. Hat die Bank (gilt generell für alle Wirtschaftsteilnehmer) zu positive Annahmen bzgl. der Einnahmensituation ihrer Sachanlagen getroffen, hängen ihr die in der Krise wie ein Klotz am Bein. Das passt eigentlich ganz gut ins Bild von QE mit dem Ziel, die Vermögenswerte weiter oben zu halten, aber das nur am Rande.
Wichtiger zu verstehen ist m.E., dass das auf eine Kritik an Überbewertung und Spekulation hinausläuft. Trifft wieder mal voll und ganz auf Minskys Theorie der Finanzmarktzyklen zu. Aus sicherer Kreditfinanzierung wird spekulativ (Risikostreuung mit Derivaten, u.a.) hin zu "ponzi"Finanzierung (die ZB bzw. die Allgemeinheit haut uns eh raus).
Das Thema lautet wieder und wieder: Finanzmarktregulierung.

Die Gleichschritttheorie ("kooperative Geldschöpfung") ist in meinen Augen nichts besonderes, sondern Bestandteil eines endogenen Geldsystems. Die Großen geben den Takt vor, die Kleinen folgen nach. Du schreibst selbst, dass die Kleinen keinen Vorteil aus dieser Chose ziehen, sondern nur die Großen. Auch das deutet nicht auf ein generelles "Zahlen mit Selbstgemachtem" hin, sondern dass mangels vernünftiger Regulierung Großkonzerne zu Lasten des Rests ungerechtfertigte Profite einstreichen.

Grüße,
Marco



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