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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: Horst Seiffert <mail AT horstseiffert.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen
  • Date: Wed, 11 Feb 2015 11:30:18 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 11.02.2015 um 06:38 schrieb Horst Seiffert <mail AT horstseiffert.de>:

Hallo Arne,
 
Arne schrieb:
„die Differenz zwischen den Kosten für das Selbstgemachte und dem Wert der Güter, die für das Selbstgemachte gekauft wurden, ist Ertrag.“
 
Die heutigen Banken haben keine Kosten. Die Zahlungsausgänge, die infolge von Lohnzahlungen an Mitarbeiter oder dem Kauf von Büroeinrichtungen entstehen, verrechnen sich über die Interbank-Kreditkonten und dem Zentralbankkonto zwischen den Banken zu null.

Hallo Horst,
ganz so einfach ist es m.E. nicht.

Für den Bankensektor als Ganzes stimm ich deiner Aussage zu, wenn man die Zentralbank als Teil des Bankensektors rechnet. 

Für eine einzelne Bank sieht der Sachverhalt u.U. ganz anders aus. Immer dann, wenn der Saldo aus dem Zentralbank- bzw. Geschäftsbankenzahlungsverkehr negativ ist, d.h. mehr Auszahlungen als Einzahlungen, dann entstehen der einzelnen Bank Kosten in Form von Zinsen für das geliehene Geld.

Deshalb ist es ja so wichtig, dass eine Bank ihr Geldterritorium verteidigen kann, d.h. das von ihr geschöpfte Geld bleibt im Saldo bei dieser Bank.

 
Arne Schrieb:
Unter Ertrag versteht man die Summe an Vermögenszugang innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Bei Unternehmen geschieht dies vorrangig über die Einnahmen aus verkauften Gütern und Dienstleistungen. 
 
Die heutigen Banken haben keine Einnahmen aus verkauften Gütern und Dienstleistungen.

Einnahmen bedeutet im betriebswirtschaftlichen Sinne einen Zugang an Forderungen (= Ansprüche auf Geld) in einem bestimmten Zeitraum. In diesem Sinne haben Banken natürlich Einnahmen. Auch Banken stellen Rechnungen und die darin gestellten Forderungen sind die Einnahmen.

Die Zahlungseingänge aus den verkauften Gütern und Dienstleistungen verrechnen sich zwischen den Banken zu null.

Hier sehe ich einen deutlichen Unterschied in der Betrachtungsweise. Zahlungseingänge aus dem Verkauf von Gütern und Dienstleistungen verrechnen sich nicht zwischen Banken, sondern führen in der konkreten Bank zu einer entsprechend hohen Geldvernichtung.

Die Richtigkeit der Aussage kann man anhand der entsprechenden Buchungssätze ablesen: Z.B. beim Verkauf eines bebauten Grundstückes lautet der Buchungssatz für die Zahlung des Kaufpreises: Girokonto Käufer an bebaute Grundstücke x Euro. (= Bilanzverkürzung)

Wenn das Girokonto des Käufers bei einer anderen Bank ist, dann findet die Geldvernichtung dort statt und bei der verkaufenden Bank wird der Geschäftsvorfall wie folgt gebucht: Barreserve an bebaute Grundstücke x Euro. (= Aktivatausch)

 
Arne schrieb:
Auch verschleierte Erträge sind Erträge. Ohne Erträge würde jedes Wirtschaftsubjekt mit der Zeit „ausbluten“ und schließlich unter gehen.
 
Den aus der Realwirtschaft bekannten Begriff „Wirtschaftssubjekt“ kann man auf die heutigen Banken nicht anwenden.

Eine Bank ist wie ein Unternehmen ein Rechtssubjekt, d.h. ein juristische Person mit Rechten und Pflichten, das sich wirtschaftlich betätigt und daher ein Wirtschaftssubjekt.

Derjenige, dem man stillschweigend das Privileg einräumt, mit Schreibvorgängen das herzustellen, was das Publikum als Geld ansieht, kann nicht untergehen,
solange Realwirtschaft existiert.

Es ist eine Tatsache, dass auch Banken unter gehen, d.h. als Rechtssubjekt aufgelöst werden. Hier ist eine Liste untergegangener Banken: https://www.fdic.gov/bank/individual/failed/banklist.html 

Zur Bewertung des Geschäftserfolges der heutigen Banken sind die Begriffe Ertrag und Kosten untauglich. Die heutigen Banken erhalten Einkommen aus der „kooperativen Geldschöpfung“. Es wird durch verschiedene Faktoren begrenzt.

Aber das sind bis jetzt nur Behauptungen, die Begründung bist du nach wie vor schuldig.

 
Die obigen Ausführungen beziehen sich auf die Banken in ihrer Gesamtheit. Sie beinhalten die Annahme, dass sich die bargeldlose Zahlungsweise nicht verringert.
 
Ich bin mir im Klaren darüber, dass diese Ausführungen für einen in der Realwirtschaft sozialisierten Menschen schwer verständlich sind.

Das käme einfach auf einen Versuch an. Ich habe bei mir selbst immer wieder fest gestellt, dass es falsch ist, von der eigenen Beschränktheit auf die Beschränktheit anderer zu schließen. 

Der Dokumentarfilm „Too big to tell“ verdeutlicht es auf eindrucksvolle Weise. Das Thema ist zu groß, um es mit Worten zu beschreiben.

Hast du schon mal daran gedacht, dass das an den Filmemachern liegen könnte und weniger am Thema?

Dazu fällt mir nur Karl Popper ein, der einmal gesagt hat: "Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann."

 habe mit meinem Buch versucht, mittels einer grafischen Beschreibungsweise die Zusammenhänge verständlicher darzustellen. 

Hic Rhodus, hic salta!

Viele Grüße
Arne




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