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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Wed, 26 Nov 2014 08:46:02 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 26.11.2014 um 07:19 schrieb Marco Schmidt:
am Mittwoch, 26. November 2014 um 01:37 schrieb Patrik Pekrul:

Am 25.11.2014 um 23:41 schrieb "Axel Grimm" <axel.grimm AT baig.de>:
Geld selbst ist keine Forderung, es ist einfach nur Geld. Eine Forderung muss
man auch einfordern, dieses Merkmal ist wohl beim Gelde nicht erfüllt.
Es ist nicht "wohl" nicht erfüllt, es ist ÜBERHAUPT NICHT erfüllt.
Ich kann mit Geld GAR NICHTS fordern! Ich finde es amüsant, dass
wir nach monate- bis jahrelanger Diskussion anscheinend immer noch nicht von
"Los" weggekommen sind.
Geld gibt mir das Recht auf GAR NICHTS. Weder kann ich damit Waren
oder Dienstleistungen fordern (i.S.v. erzwingen), noch kann ich
damit die Tilgung einer Schuld fordern. Beide Rechte ergeben sich
aus einem Vertrag und nicht aus Gesetz, also dem Geld selbst.
Wenn ich geldwedelnd in einen Laden gehe und etwas aus der Auslage
"fordere", dann reicht es, wenn der Ladenbesitzer "Nö." sagt, und
das war's. (siehe auch
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Aufforderung_zur_Abgabe_eines_Angebots
Wenn ich in eine Bank gehe und meinen Kredit tilgen will, reicht
es, wenn die Bank "Nö." sagt, wenn der Tilgungsplan aus dem
KreditVERTRAG eine außerordentlich Tilgung nicht vorsieht.
Können wir bitte wieder zur Makro-Ebene (Vogelperspektive) zurückkehren?
Durch den so eng gefassten Begriff einer Forderung (Beispiele allesamt
korrekt und nichts daran auszusetzen), verstellt sich wieder mal der
Blick aufs Große Ganze.
An den zitierten Beispielen habe ich schon einiges auszusetzen. Sie sind einfach an den Haaren herbeigezogen und spiegeln keinesfalls die Realität wieder. Wie oft sagt denn der Ladenbesitzer "Nö"? Theoretisch könnte er dies, praktisch ist mir dieser Fall noch nicht vorgekommen.
Der Ladenbesitzer weigert sich nun, überhaupt etwas zu verkaufen. Er geht pleite, da er seine Vorlieferanten nicht bezahlen kann. Er kann die Forderungen an ihn nicht begleichen. Es wäre von Vorteil, wenn wir uns an den tatsächlichen Vorgängen in der Welt orientieren.

Falls die Forderung der Bank an einen Tilgungsplan gebunden ist, bleibt die Forderung der Bank doch immer noch eine Forderung, zu erfüllen am Termin laut Tilgungsplan.

@Axel
Die Feststellung von Axel "Geld selbst ist keine Forderung, es ist einfach nur Geld." verstehe ich nicht. Was ist Geld denn, wenn es keine Forderung darstellt? Ist es eine Ware? Ein Depotschein für hinterlegtes Eigentum?

Es stellt doch eindeutig das Ergebnis einer Kreditvergabe dar, der Bildung eines Forderungs/Verbindlichkeiten-Paares.

Geld ist eine gesamtgesellschaftliche Abmachung, dass die erbrachte
Leistung gegen Geld auch wieder eingefordert werden kann. Ansonsten
ist das ganze System einfach nur absurd...
Dass das im Einzelfall abgeleht bzw. nicht erzwungen werden kann,
sicher, nur wenn genug Leute keine Leistung mehr gegen Geld erbringen,
dann ist Sense! Damit wird das Vertrauen ins Geld nachhaltig gestört,
wozu dann noch Leistung in den großen Topf einbringen gegen Geld?

Wenn also A etwas an B verkauft, und B ihm dafür Geld bezahlt, ist
der Drops gelutscht, da hat keiner mehr "Forderungen", die noch zu
erfüllen wären. Wenn dies über Ländergrenzen erfolgt, und
Zentralbanken aus diesem Zahlungsstrom untereinander Ansprüche auf
irgendetwas konstruieren, kann das sowohl A und B herzlich egal sein
- beide haben geleistet, und niemand hat mehr eine Forderung gegen irgendwen.
Funktioniert mit Warengeld wunderbar. Mit Kurantmünzen oder ähnlichem. Bei Kreditgeld reicht indes die Erklärung nicht aus.

Beste Grüße
Rudi2
Real World Economics bitte :-) Geld(erwerb) ist kein Selbstzweck...

Was man also sagen kann, ist, dass in einem solchen Fall A REAL
verloren hat, solange er sein Geld nicht wieder seinerseits in Waren
oder Dienstleistungen getauscht hat. Er hat reale Güter hergegeben
(hat jetzt also weniger davon), gegen etwas, das nicht einmal eine
Forderung darstellt. Wenn man so will, hat A nun ein reales Defizit,
dass er mit dem erhaltenen Geld wieder ausgleichen KANN - wenn es
den jemand haben will. Das ist aber das genaue Gegenteil einer
"Forderung" - also eines Rechtes - sondern nicht mehr als eine
Möglichkeit oder (begründete) Hoffnung.
Wie würden Axel und Du es bezeichnen, wenn jemand REALE Dinge/Leistung
gegen bunte Zettel und/oder Zahlenkolonnen hergibt?
Wie wäre es mit "Anschreiben lassen" oder vielleicht auch "Kredit geben"?
Nichts anderes sagt Häring in dem Interview. Auch Flassbeck und
Spiecker sagen das selbe. Es ist doch Haarspalterei, da vorzuhalten,
dass die Zahlungsströme aber andersrum laufen - bäh, der hat
unrecht...

FAZIT: Die Vorstellung, dass Geld eine Forderung wäre, ist sachlich
völlig unbegründet, sondern dient lediglich dazu, die kognitive
Dissonanz zu überwinden, dass man etwas reales verloren hat im
Tausch gegen etwas, das per se wertlos ist. Geld lebt allein von der
Illusion, dass es etwas "gleichwertiges" darstellt - tut es aber faktisch
nicht ;-)
Wie gesagt, wenn dieser gesellschaftliche "Vertrag" nur von genügend
Leuten aufgekündigt wird, ist ganz schnell der Ofen aus.

Grüße,
Marco





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