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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
  • Date: Sat, 27 Sep 2014 17:08:45 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 18.09.2014 um 10:37 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:

> Im Diskussionsfaden zu bargeldlosen Zahlungsmitteln hat Axel auf die Praxis
> der Münzgeldschöpfung hingewiesen:
>
> https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=461805&pid=2198942&mode=threaded
>
> Ich mache dazu mal einen eigenen Faden auf, da diese Praxis für mich
> grundlegende Verständnisfragen aufwirft, die ich gern klären würde.
>
> Ich versuche mal, ein paar Fragen dazu zu formulieren:
>
> Der Staat kauft Münzen zu den Herstellungskosten und bezahlt mit
> Giralguthaben. Aktivtausch für den Staat, +100 Münzen, -100 Sichtguthaben.
> EK bleibt gleich.
>
> Nun verkauft er sie für den aufgedruckten Nennbetrag (sagen wir, das
> 10-fache) an die Zentralbank, die ihm dafür 1000 gutschreibt. Wiederum
> Aktivtausch für den Staat: -100 Münzen, +1000 Sichtguthaben. Das EK des
> Staates steigt um 900.
>
> Für die ZB stellt die Transaktion eine EK-neutrale Bilanzverlängerung dar,
> da sie Münzen auf ihrer Aktivseite (!) verbucht – wo ja die meisten Laien
> auch die Banknoten vermuten (und wo sie eben offensichtlich auch stehen
> könnten, genau wie Münzen).
>
> Für den Staat beträgt der Münzgewinn (Seignorage) damit 900.
>
> „Bezahlt“ irgendjemand dies, gibt es irgendwo eine Buchung, die den 900
> gegenübersteht?
>
> Nein!
>
> Der Staat aber kann mit diesen 900 z.B. Schulden tilgen, oder Güter kaufen.
> Er hätte sich damit Güter in Höhe von 900 ohne Gegenleistung aneignen
> können – und zwar allein kraft seiner Macht, definieren zu können, was als
> allgemeines Zahlungsmittel gilt und daher von allen Bürgern zur Tilgung von
> Schulden gebraucht wird.
Hallo Wolfgang,
ich habe den Geldschöpfungsprozess für alle drei Arten (Münzen, Banknoten,
Giralgeld) von Geld hier auf Buchungsebene mit konkreten Beispielen
dargestellt:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Was_ist_Geld%3F/Geldsch%C3%B6pfungsgewinn

>
> Warum macht der Staat dies nur bei Münzen, nicht bei Zentralbanknoten so?
Weil es sich so historisch entwickelt hat.
> Theoretisch hätte er damit die Möglichkeit, sämtliche seiner Schulden auf
> einen Schlag zu tilgen.
Richtig. Details auf Buchungsebene siehe:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Was_ist_Geld%3F/Praktische_Konsequenz

> Wie würden die Bürger in einem solchen Fall handeln? Was würde es für sie
> konkret bedeuten??!
Durch den Abbau der Schulden entfällt allein beim Bundeshaushalt der
drittgrößte Ausgabenposten in Höhe von ca. 32 Mrd. Euro (2013). Das sind über
10% des Gesamthaushaltes. Der Bund könnte damit entweder Steuern senken, oder
andere dringende Aufgaben erfüllen oder beides.

>
> Wie genau verlief die Entwicklung zu von der ZB passiv gebuchten
> Zentralbanknoten,
Früher bestand die Auffassung, dass nur Münzgeld Geld ist. Banknoten waren
zinslose Inhaberschuldverschreibungen der Privatbanken mit einem Anspruch auf
Münzgeld (bzw. Münzgold). Und dementsprechend wurden die Banknoten als
Verbindlichkeiten gebucht. Dann hat man festgestellt, dass diese
Schuldverschreibungen für den Zahlungsverkehr sogar noch besser geeignet
waren als die Münzen selbst.

> an die der Staat nur über Schulden herankommt wie jeder andere Bürger auch,
> historisch?!?
Ganz so kann man es nicht sehen.
Das durch Banknoten geschöpfte Geld wird nicht wie bei Münzen verkauft,
sondern verliehen und über die Zinsen und den dadurch erwirtschafteten
Bundesbankgewinn wird der Geldschöpfungsgewinn realisiert.

> Warum werden Münzen nach wie vor anders als Noten behandelt??!?
Weil der Staat das sog. Münzregal hat. - Das ist natürlich keine wirkliche
Begründung, aber mir scheint, dass es politische Interessen gibt, die
möchten, dass Münzen, Banknoten und Giralgeld als völlig verschiedene Dinge
gesehen werden. Würde man meine Auffassung teilen, dass es sich hierbei
lediglich um unterschiedliche Nachweisformen handelt, dann müsste man
zugeben, dass Zentralbankgiralgeld gebuchtes und Banknoten und Münzen
verbrieftes Geld ist. Und das hätte zur Folge, dass Geschäftsbankengiralgeld
genauso wie Falschgeld nachgemachtes Geld ist.
>
> In welchem Verhältnis steht dieses Faktum zu chartalen Geldtheorien (wie
> modern monetary theory), die ja auch die Macht des Staates zum
> entscheidenden Element seiner Geldschöpfungskapazität machen?
>
> Ist dieses Münzregal das, wovon Huber auch für Banknoten träumt?!?
Ja.

>
> Fragen über Fragen, weitere habe ich hier aufgeworfen:
> https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=461805&pid=2199815&mode=threaded
>
> Hat jemand Antworten oder kennte kompetente und fundierte Literatur dazu,
> von sowohl buchhaltungs- und banktechnisch als auch historisch kompetenten
> Autoren?
Du kannst ja einmal einen Blick auf meine Beitrag "Was ist Geld?“ werfen:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Was_ist_Geld%3F
Dort gehe ich auf historische und buchungstechnische Zusammenhänge ein.

Viele Grüße
Arne
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik

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