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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
  • Date: Thu, 25 Sep 2014 04:57:02 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


> Am 24.09.2014 um 22:44 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:
>
> Hi Patrik,
>
>>>> Gegen Missbrauch hilft nur verstärkte demokratische Kontrolle und nicht
>>>> mehr "Disziplinierung" durch "die Märkte".
>>> Die "Disziplinierung durch die Märkte" wird doch gerade durch
>>> "demokratische Kontrolle" politisch umgesetzt. Demokratie heißt, die
>>> Mehrheit entscheidet.
>> Das wage ich zu bezweifeln; weder wurde die Mehrheit damals überhaupt um
>> ihre Meinung gebeten (war sowieso alles "alternativlos"), noch glaube ich,
>> dass die Mehrheit der neoliberalen Doktrin anhängt - deren Hohepriester
>> fliegen ja aktuellen nacheinander aus allen Parlamenten.
>
> Die Mehrheit wurde medial indoktriniert und eingelullt und ist politisch
> desinteressiert, weil man ihr eingeredet hat, Staat und Politik seien die
> Wurzel aller Übel und mehr Markt immer die Lösung. Die Politikmüdigkeit ist
> anerzogen, im Namen welcher Ideologie und in wessen Interesse, brauche ich
> Dir nicht zu erzählen, das weißt Du selber.

Nicht nur das, obendrein wurden immer mehr Kompetenzen auf eine Ebene
verlagert, auf der das Volk sowieso keinen Einfluss mehr hat. Es lässt sich
halt ohne Volk leichter "gestalten".

Und wenn auch das noch zuviel Demokratie ist, dann werden eben
"Handelsverträge" geschlossen, die in abhörsicheren Räumen verhandelt werden,
und sicherstellen sollen, dass in Zukunft das Wesentliche systematisch unter
Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen wird. Und sollte sich der Staat
trotzdem erdreisten, noch regulierend zu wirken, dann wird er halt mit
Milliardenklagen überzogen, und gleichzeitig entziehen "die Märkte" ihm
natürlich das Vertrauen....

> Wer genau fliegt denn aus welchen Parlamenten, und was haben die, die
> nachfolgen, in den Hirnen? Etwa eine Alternative? Oder denselben
> "alternativlosen" Müll?

Das traurige ist, dass es völlig gleichgültig ist, was wer will, denn es ist
ja ohnehin "alternativlos"; und wer es partout nicht einsehen will, wird
"diszipliniert", siehe oben.

>
>>> Macht heißt also, die Entscheidungen der Mehrheit zu beeinflussen. Indem
>>> man ihre Wirklichkeitswahrnehmung beeinflußt. Über Theorien, die in Think
>>> Tanks entworfen und über Medienpropaganda in die Köpfe der Leute kommen.
>> Soweit stimme ich dir zu; die Herausforderung besteht aber darin, dass die
>> Medien auch von Oligarchen bzw. "Mogulen" beherrscht werden, die auch zum
>> Geldadel gehören, und folglich wenig Neigung zeigen dürften, wirklich
>> fundamentaler Kritik eine Plattform zu bieten - aber man soll ja nicht
>> fatalistisch sein, noch bietet das Internet ja eine Alternative.
>
> Natürlich, Medienoligopole wie Bertelsmann haben Riesenmacht. Da hilft nur
> ein machtvoller Gegendiskurs - zunächst inhaltlich machtvoll, weil
> analytisch stimmig, geschlossen und gleichzeitig sehr differenziert, dann
> auch medial machtvoll, und dafür braucht es natürlich auch Kohle.

Und hier ist der Knackpunkt: "money supply". Woher soll die (viele) Kohle
kommen?

>
> Da aufs Internet zu hoffen, halte ich für hoffnungslos blauäugig. Das ist
> nur ein Medium. Wenn dein Thema nicht auch massenmedial gepushed wird,
> liest Deinen Blog auch außer bestenfalls ein paar Insidern keine Sau.

Dann können wir ja aufhören.

> Es ist ein massiver Machtkampf um die Köpfe / Wahrnehmung mit zwei Waffen:
> 1) der inhaltlichen Seite des jeweiligen Diskurses (oder Gegendiskurses),
> 2) der Massenkommunikation, der Massenpropaganda.

Die Frage ist, ob dieser Diskurs tatsächlich notwendig ist. Meiner Ansicht
nach reicht es folgende Botschaften unters Volk zu bringen:

1. Geld ist nicht knapp, sondern wird knapp gemacht. Wenn also zu wenig davon
vorhanden ist, kann man jederzeit auf Knopfdruck neues erzeugen, wenn man
will.

2. Mehr Geld bedeutet nicht automatisch Inflation. Inflation ist zuvorderst
eine Folge steigender Einkommen. Inflationsbekämpfung ist also nur Neusprech
für Einkommensdeckelung.

3. Der Staat braucht wegen 1. keine Steuereinnahmen, sondern Steuern dienen
nur der Moderation der Einkommens- und Vermögensverteilung. Ein Staatsdefizit
ist also bedeutungslos.


>
>> Und wenn Missbrauch schon unausweichlich sein sollte, dann ist es mir
>> lieber, dass sich das Volk selbst "missbraucht" (ist es in diesem Fall
>> tatsächlich Missbrauch?) anstatt dass dies der Geldadel tut.
>
> Das Volk mißbraucht sich täglich willig und aktiv, und meint, das sei im
> Eigeninteresse, weil es ihm eingeredet wurde. Tatsächlich ist es im
> Interesse von Finanz- und Großkapital (dein "Geldadel").
>
> Dann braucht "das Volk" (die Lohnabhängigen, ihre Gewerkschaften etc. - die
> Mehrheit eben, deren Interessen durch neoliberale Interessen verletzt
> werden) erstmal eine neue Theorie, einen neuen Leitdiskurs, einen
> Gegendiskurs zum herrschenden neoliberalen Konsens. Und der muß auch
> machtvoll und suggestiv genug "gepushed" werden, damit er wirksam werden
> kann.

Wie?

>
> Ich denke, an der Theorie mangelt es nicht, was es braucht sind starke
> Bilder, die dabei helfen das naive "Münze in Sparschwein"-Geldbild zu
> überwinden. Dieses ist aber dermaßen verinnerlicht, dass man es nicht
> einfach ersetzen können wird, man muss es langsam "erodieren". Die Wandlung
> der Geldbildes in der Bevölkerung ist ähnlich schwer umzusetzen wie
> seinerzeit die Einführung der 0, die Abkehr von der Äther-Theorie oder die
> Durchsetzung der Evolutionstheorie.
>
> Sorry Mann, ich sehe weit und breit keine schlüssige und gleichzeitig
> differenzierte Theorie, die genügend tief an die Wurzel ginge und irgendein
> Potential hätte, einen wirksamen Gegendiskurs zu formen.

Ich bezweifle, dass dies zwingende Voraussetzung ist. Wir leben in einer
Zeit, in der der Tweet das Maximum der Aufnahmefähigkeit darstellt.

> Es geht dabei nicht nur darum, die Wirtschaftstheorie komplett neu zu
> schreiben, sondern auch das herrschende Geschichtsbild ad absurdum zu
> führen und durch ein neues zu ersetzen (in dem die 30er Jahre wieder eine
> prominente Rolle einnehmen - speziell in D eine völlig verdrängte,
> mißverstandene Epoche).
>
> Was die "starken Bilder" angeht: solang die analytische Tiefe und die
> Schlüssigkeit des Diskurses bei gleichzeitiger Differenzierheit fehlt,
> erreicht man damit nur "Dummies". Bilder bringen nur etwas, wenn analytisch
> auch was fundiertes dahintersteht.

Glaubst du ernsthaft, dass die "Dummies" wirklich die perfide Konstruktion
der herrschenden Lehre kennen, geschweige denn verstehen? Ich nicht. Was
zählt, sind die Botschaften, die intuitiv eingängig sein müssen.

>
>> Das sind alles keine Fragen der Erkenntnis, sondern die Schwierigkeit
>> liegt in der Überwindung eines bestehenden Paradigmas.
>
> Das sowieso. Das bestehende Paradigma muß komplett zerstört werden, völlig
> ad absurdum geführt werden. Macht es keiner, übernimmt das die Realität
> höchstselbst, wie in den 30ern. Dann merkt auch der letzte Doofie, daß das
> Lernen aus der Weltwirtschaftskrise so wenig nachhaltig war, daß man es
> fertigbringt, dieselben Fehler zu wiederholen - noch dazu auf der Basis
> derselben obsoleten Theorie.
>
>> Wenn einflussreiche gesellschaftliche Kreise am Bestehen des bisherigen
>> Paradigmas Interesse haben, wird es umso schwieriger.
>
> Natürlich!
>
>>>> Denn dass es sich bei der "Disziplinierung" des demokratischen Staates
>>>> durch "die Märkte" um nichts anderes als Missbrauch zur Bedienung von
>>>> Partikularinteressen handelt, sollte seit der Finanzkrise und ihrer
>>>> "Bewältigung" jedem Michel aufgegangen sein.
>>> In den späten 60ern hatte "das Volk" den Staat durchaus für SEINE
>>> Interessen funktionalisiert.
>>> Der Staat ist, wie Marx klar benannt hat, das Instrument der jeweils
>>> herrschenden Klasse bzw. des jeweils herrschenden Interessenbündnisses
>>> (Schulmeister: entweder - im langen Aufschwung Arbeit + Realkapital gegen
>>> Finanzkapital (also Realwirtschaft gegen Finanzwirtschaft), oder - im
>>> langen Abschwung - Finanzkapital+Realkapital gegen Arbeit, also
>>> Unternehmer gegen Lohnabhängige).
>>> Unabhängige Politik braucht v.a. ein verläßliche, schlüssiges und
>>> erkennbar in den Grundzügen RICHTIGES politökonomisches Erklärungsmodell
>>> für gesamtwirtschaftliche Abläufe in einer Geldwirtschaft mit freier
>>> Lohnarbeit, damit sie nicht allein von solche interessenbedingten
>>> Diskursen abhängig ist, sondern diese nach darüberstehenden Kriterien
>>> ausbalancieren kann.
>> Das wäre das Ziel der Übung, aber ich bezweifle, dass es in der Politik um
>> die Umsetzung der "besten" Lösung geht - leider.
>
>
> Es geht um Macht, sonst nichts. Machen wir uns doch nichts vor: was uns
> vorschwebt, ist doch nicht im "Allgemeininteresse". Sondern im Interesse
> der Mehrheit - der Have-Nothings und Have-Littles, die sich jetzt noch im
> Auftrag des Finanz- und Großkapitals willig selbst ausbeuten, oder?

Nunja, ich würde die "unteren" 98% schon als "Allgemeinheit" ansehen.

>
>> Im Spiegel stand letztens ein bemerkenswerter Text:
>> "Demokratie bedeutet eigentlich: sich Zeit zu nehmen für das Abwägen von
>> Argumenten. Es ist ein mühsamer, aufwendiger und langwieriger Prozess,
>> Wahlen abzuhalten, Menschen zu gewinnen, Entscheidungen zu treffen und zu
>> erklären."
>> In der heutigen gehetzten Zeit, ist für einen solchen gesellschaftlichen
>> Erkenntnisprozess einfach kein Raum mehr, und so wie Rockefeller einst
>> sagte: "Wer den ganzen Tag arbeiten muss, hat keine Zeit Geld zu
>> verdienen." kann man frei übersetzen: "Wer den ganzen Tag hetzen muss, hat
>> keine Zeit nachzudenken.", und damit bringt man die Demokratie bereits an
>> der Basis aus dem Tritt.
>> Ein weiterer Mosaikstein, der "zufällig" mal wieder hervorragend ins Bild
>> passt.
>> Und der herrschende Stand wird sich wahrscheinlich nicht entblöden zu
>> fordern, dass auf Grundlage dieser Erkenntnis sich nur noch diejenigen am
>> Entscheidungsprozess beteiligen dürfen, die eben die Zeit mitbringen, sich
>> um die komplexen Angelegenheiten kümmern zu können.
>
> Natürlich, kannste bei Hayek, dem liberalen Oberideologen Nr.2, direkt
> nachlesen: die neoliberale Diktatur im Interesse der Plutokratie und gegen
> den "doofen Pöbel" ist Programm, kommt, sobald der Pöbel sich nicht mehr
> medial zur systematischen Selbstverscheisserung erziehen läßt und die
> "Alternativlosigkeit" nicht mehr aktiv mitträgt (und "freiwillig" wählt).
>
> Die Finanzschmelze und der schlaue August
> http://derstandard.at/1379292027264/Die-Finanzschmelze-und-der-schlaue-August
>
>> Und wer wird das dann sein? Natürlich "zufällig" mal wieder immer die
>> selben...
>
> Aber klar doch, wer sonst?
>
>> Es ist also ein weiter Weg, der über den reinen Erkenntnisgewinn
>> hinausgeht, es müssen auch Bedingungen geschaffen werden, die wirkliche
>> demokratische Willensbildung überhaupt erst ermöglichen - sprich: das
>> Innehalten im Hamsterrad, um mal einen klaren Gedanken zu fassen.
>
>
> Die deflationäre Depression wird das Hamsterrad für immer mehr Menschen
> ganz einfach stoppen. Und dann wird es Propagandaschlachten um die Köpfe
> der "Überzähligen" geben. Momentan gewinnen die Rechten diese Schlachten,
> die 30er Jahre lassen grüßen. Wo liegt die heimliche Kompatibilität der
> rechten Ideologien mit dem neoliberalen Diskurs? Im alternativlosen
> Individualismus - nur eben auf der illusionären nationalen Ebene (Wettkampf
> der Nationen), und in der Ablehnung internationaler Kooperation.
>
> Genau die aber würde gebraucht.
>
>> Sollte es vielleicht einen (absichtsvollen) Grund geben, warum uns das
>> immer weniger vergönnt ist? ;-)
> Na aber klar doch. Nur wird auch das nach hinten losgehen.

Auch das ist beabsichtigt. Wie heißt es so schön: "Man muss kaufen, wenn die
Kanonen donnern." Also müssen dann und wann die Kanonen donnern. Der
Boom-Bust-Zyklus ist inhärenter Teil des Umverteilungssystems - und einige
wissen ihn halt zu nutzen.



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