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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Münzregal: Buchung der Münzen bei ZB
  • Date: Thu, 18 Sep 2014 21:17:50 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Die MMT hat dafür eine ganz einfache Antwort: Fasst man Staat und Zentralbank
zusammen als staatlichen Sektor auf, dann gibt dieser staatliche Sektor
einfach Geld in Umlauf (albernerweise indem er sich bei sich selbst
verschuldet) und mit diesem Geld Dienste oder Waren erwirbt bzw. herstellen
lässt oder einfach Löhne und Transferzahlungen leistet. Alternativ kann er
sich selbst auch ein "rostiges Fahrrad" verkaufen, und so Geld entstehen
lassen. Im umgekehrten Fall kann er die Geldmenge auch einfach wieder
vernichten, indem er die Schulden bei sich selber tilgt, oder sich sein
rostiges Fahrrad (oder unnötigerweise eine riesige Münze aus Edelmetall)
selbst wieder abkauft.

Das ist wahre demokratische d Währungshoheit - nur leider nicht im Sinne des
Geldadels, der es lieber hat, dass sich der Staat das Geld von "den Märkten"
leiht, und von jenen "diszipliniert" wird.... Jetzt muss man nur noch wissen,
wer denn diese "Märkte" sind, und dann weiss man auch, warum diese höchst
einfache Lösung aller monetären Probleme unter Vorschiebung fadenscheiniger
populistischer Gegenargumente (dett jibt Inflation vorm Herrn, weil Politika
nüscht mit Jeld umjehn können, außadem, wenn der Staat ditt darf, dürfen ditt
ja wohl alle, und weiterer Bullshit) propagiert und geglaubt wird.

Da denken doch vorgeblich tatsächliche welche, dass es eben so sein muss,
damit die Leute dem Geld vertrauen - obwohl die allermeisten Menschen
überhaupt keinen Schimmer haben, wie unser Geldsystem funktioniert.

Frage: Wie soll etwas, das ich überhaupt nicht kenne, verstehe, noch im
Alltag erlebe, Vertrauen schenken?

Fakt ist, dem Bürger ist es völlig Wurst, wie das Geld in die Welt kommt,
Hauptsache es ist da. Warum also nicht einfach Geld durch eine demokratische
Institution in Umlauf bringen, und zwar in der Menge, die benötigt wird, um
die demokratisch ermittelten Ziele des Gesellschaft zu erreichen, anstatt
sich freiwillig zum Büttel der Geldoligarchen zu machen?

Frage, die unmittelbar zur Antwort führt: Cui bono?

Wie könnte man also den Staat auf einen Schlag entschulden? Er gibt ein
rostiges Fahrrad für 2 Bio.€ bei der Zentralbank in Pension und tilgt die
Schulden.

Gegenargument: Dann ist ja viel zu viel Geld im Umlauf, dett jibt Inflation!

Gegenmaßnahme: Wir erheben eine Geldvermögenssteuer auf "Riesenvermögen" bis
die 2 Bio.€ wieder einkassiert sind, und lösen das rostige Fahrrad wieder aus.

Es könnte so einfach sein, wenn man nur wollte - aber "man" will nicht ;-)

Patrik

> Am 18.09.2014 um 10:37 schrieb "moneymind" <moneymind AT gmx.de>:
>
> Im Diskussionsfaden zu bargeldlosen Zahlungsmitteln hat Axel auf die Praxis
> der Münzgeldschöpfung hingewiesen:
>
> https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=461805&pid=2198942&mode=threaded
>
> Ich mache dazu mal einen eigenen Faden auf, da diese Praxis für mich
> grundlegende Verständnisfragen aufwirft, die ich gern klären würde.
>
> Ich versuche mal, ein paar Fragen dazu zu formulieren:
>
> Der Staat kauft Münzen zu den Herstellungskosten und bezahlt mit
> Giralguthaben. Aktivtausch für den Staat, +100 Münzen, -100 Sichtguthaben.
> EK bleibt gleich.
>
> Nun verkauft er sie für den aufgedruckten Nennbetrag (sagen wir, das
> 10-fache) an die Zentralbank, die ihm dafür 1000 gutschreibt. Wiederum
> Aktivtausch für den Staat: -100 Münzen, +1000 Sichtguthaben. Das EK des
> Staates steigt um 900.
>
> Für die ZB stellt die Transaktion eine EK-neutrale Bilanzverlängerung dar,
> da sie Münzen auf ihrer Aktivseite (!) verbucht – wo ja die meisten Laien
> auch die Banknoten vermuten (und wo sie eben offensichtlich auch stehen
> könnten, genau wie Münzen).
>
> Für den Staat beträgt der Münzgewinn (Seignorage) damit 900.
>
> „Bezahlt“ irgendjemand dies, gibt es irgendwo eine Buchung, die den 900
> gegenübersteht?
>
> Nein!
>
> Der Staat aber kann mit diesen 900 z.B. Schulden tilgen, oder Güter kaufen.
> Er hätte sich damit Güter in Höhe von 900 ohne Gegenleistung aneignen
> können – und zwar allein kraft seiner Macht, definieren zu können, was als
> allgemeines Zahlungsmittel gilt und daher von allen Bürgern zur Tilgung von
> Schulden gebraucht wird.
>
> Warum macht der Staat dies nur bei Münzen, nicht bei Zentralbanknoten so?
> Theoretisch hätte er damit die Möglichkeit, sämtliche seiner Schulden auf
> einen Schlag zu tilgen. Wie würden die Bürger in einem solchen Fall
> handeln? Was würde es für sie konkret bedeuten??!
>
> Wie genau verlief die Entwicklung zu von der ZB passiv gebuchten
> Zentralbanknoten, an die der Staat nur über Schulden herankommt wie jeder
> andere Bürger auch, historisch?!? Warum werden Münzen nach wie vor anders
> als Noten behandelt??!?
>
> In welchem Verhältnis steht dieses Faktum zu chartalen Geldtheorien (wie
> modern monetary theory), die ja auch die Macht des Staates zum
> entscheidenden Element seiner Geldschöpfungskapazität machen?
>
> Ist dieses Münzregal das, wovon Huber auch für Banknoten träumt?!?
>
> Fragen über Fragen, weitere habe ich hier aufgeworfen:
> https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=461805&pid=2199815&mode=threaded
>
> Hat jemand Antworten oder kennte kompetente und fundierte Literatur dazu,
> von sowohl buchhaltungs- und banktechnisch als auch historisch kompetenten
> Autoren?
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik



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