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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)
  • Date: Tue, 13 May 2014 08:44:06 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 12.05.2014 17:01, schrieb Arne Pfeilsticker:


Am 07.05.2014 um 10:55 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:

Hi,

Flaßbeck hatte ja in der mumblekonferenz mit der AG Vollgeld als eine Art
Supermonetarismus bezeichnet.

Hallo Wolfgang,
ich bin selbst ein Befürworter des Vollgeldes und als solcher möchte ich
betonen, dass Vollgeld weder was mit dem Monetarismus noch mit dem
Keynesjanismus noch mit irgendeinem -ismus zu tun hat.

Vollgeld besagt lediglich, dass das Giralgeld in einem Währungssystem genauso
wie Bargeld von der Zentralbank in Umlauf gebracht wird. Im Klartext heißt
das, Girokonten gibt es für Alle genauso wie Bargeld nur von und bei der
Zentralbank.

Nebenbei bemerkt halte ich sowohl den Monetarismus als auch den Keynesianism
für schlicht und einfach falsch. Dazu muss man nur in die Statistiken sehen
und kann z.B. feststellen, dass es Phasen gibt, in denen die Geldmenge steigt
und die Inflation sinkt. - Was im Widerspruch zum Monetarismus steht.

Und aus der Sicht der Logik genügt eine einziges Gegenbeispiel, um eine
Theorie zu widerlegen.


Nicht aus der Sicht "der" Logik, sondern aus der Sicht der überkommenen zweiwertigen (wahr/falsch) Logik. Dass diese Logik scheint als Grundlage für Entscheidungen im sozialen Kontext nicht geeignet. Wer das nicht eigenständig nachvollziehen kann, dem helfen vielleicht die Texte von Gotthard Günther, z.B. in den drei Bänden "Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik". Wer im sozialen Kontext seriös mathematisch/logisch argumentieren will, sollte wenigstens einen Standpunkt zu dem dort ausgeführten logischen Konzept haben.

Nebenbei mit Bezug auf den Schluss dieses Ursprungsbeitrags: Wenn jemand logisch in die Bits und Bytes geht, besonders wenn es um Selbstrefernz/Rekursion geht, dann der logische Kalkül Gotthard Günthers!

Das heißt aber nicht, dass eine wesentliche Idee des Monetarismus nicht doch
theoriebildendes Potential hat. Der behauptete Zusammenhang zwischen
Geldmenge und Inflation ist lediglich zu deterministisch formuliert.

Deterministisch im Sinne einer technischen festen Kopplung (z.B. Naturgesetze), die im sozialen Kontext einfach nicht gilt.

Insofern braucht man eine Theorie auf einem Abstraktionsniveau, die auch mit lose gekoppelten Verhältnissen umgehen kann.

Dass die Geldmenge einen Einfluss auf das Preisniveau haben muss, ist m.E.
intuitiv naheliegend und logisch zwingend.

Intuitiv naheliegend deshalb, weil man für alle Güter und Dienstleistungen
die Erfahrung macht, dass sie nur dann einen Wert haben, wenn sie relativ zur
Nachfrage knapp sind.


Insofern regelt die Wirtschaft den Zugriff auf knappe Güter. Was aber knapp "ist", das heißt als knapp empfunden und dann so kommuniziert wird, regelt für alles, was in der Wirtschaft (also über Zahlungen) gehandhabt werden kann, eben diese Wirtschaft selbst (Selbstreferenz). Wahrgenommene Knappheit, die nicht (allein oder unter peripherer Beteiligung) über Wirtschaft "beseitigt" werden kann, bleibt dabei wirtschaftlich außen vor.

Nebenbei wird wahrscheinlich wiederum alles, was mit Zahlungen in Berührung kommt, auch wirtschaftlich, d.h. es wird automatisch knapp. Das hat für eine Gesellschaft mit einer ausdifferenzierten Geldwirtschaft weitreichende soziale Konsequenzen.

Logisch zwingend, weil angenommen, die Geldmenge hat keinen Einfluss auf das
Preisniveau, dann gäbe es keinen Grund, warum nicht jeder seine eigene
Gelddruckmaschine haben sollte und der Staat seine Ausgaben über seine
Gelddruckmaschine finanzieren sollte.

Wie gesagt: logisch zwingend vielleicht in einer zweiwertigen Logik. Die reicht aber nicht aus. Im sozialen Kontext nach dem Motto der zweiwertigen Logik, "wenn nicht das, dann alles andere" zwingende Kausalitäten herstellen zu wollen, scheint mir milde gesagt einfach unseriös.

Man müsste sogar nicht einmal Geld haben, um eine Gelddruckmaschine kaufen zu
können, sondern lediglich um ein Zahlungsziel bis nach Inbetriebnahme der
Gelddruckmaschine bitten, um danach mit selbstgedrucktem Geld die
Gelddruckmaschine zu bezahlen. Und danach könnte man daran gehen, den Rest
der Welt zu kaufen.

Wenn sich jedoch das Gesetz zur Freigabe des Gelddruckens herumsprechen sollte, dann
würde die "Lösung aller finanzieller Probleme" sehr schnell ein Ende finden.

Wenn dann jeder soviel Geld hätte, wie er möchte, dann wäre der Wert des
Geldes gleich Null. Man könnte mit diesem Geld nichts mehr kaufen (= der
Preis ist unendlich), weil ja auch alle potentiellen Verkäufer Geld im
Überfluss haben.

Die Inflationsrate wird aus den Preisen und der Preisentwicklung der dem
Preisindex zugrunde liegenden Waren und Dienstleistungen berechnet. Deshalb
müssen auch die Faktoren der Preisbildung, wie z.B. Kosten,
Wettbewerbssituation bis hin zum Wetter, bei der Preisentwicklung und damit
Inflation berücksichtigt werden.


Die Inflationsrate sehe ich als ein politisches Konstrukt, basierend auf der wirtschaftlichen Selbstbeobachtung. Sie scheint mir politisch hoch selektiv und sagt überhaupt nichts über eine eventuell zugrunde liegende andersartige "Realität" (was immer das auch sein mag) aus. Sie hat aber als "Anker" für den Anschluss weiterer Kommunikationen selbstverständlich hohes strukturelles Potenzial.

Aus meiner Sicht ist die Geldmenge einer unter mehreren Faktoren, die die
Inflation bestimmen. Dazu kommt noch, dass diese Faktoren z.T. gegenläufige
und/oder verstärkende Wirkung haben.

Langer Rede kurzer Sinn: Lasst uns nicht die Zeit mit Diskussionen
verschwenden über Theorien die nicht für diese Welt gemacht sind.


Für welche Welt denn dann? Ich kenne nur diese eine und alle Themen. die diese Welt aufwirft, sollten auch für sie relevant sein.

Wenn wir die Dinge verstehen wollen, dann müssen wir in die Bits und Bytes
gehen.


Wie sollen diese Bits und Bytes denn nun konkret aussehen? Vielleicht die Bits und Bytes des Logikers Gotthard Günther?

Viele Grüße
Arne





Jetzt führt er seine Sicht dazu in einem Artikel aus seiner Serie "unser
Geldsystem" genauer aus:

http://www.flassbeck-economics.de/abo-preview-unser-geldsystem-xiii-vollgeld-das-moderne-gold/

Volltext leider nur im Aboforum verfügbar.

Besten Gruß.

--
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