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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)
- Date: Sun, 11 May 2014 09:50:13 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Rolf,
Bedenke die Tragweite dieser Einsicht. Geld wird seit Jahrtausenden verwendet. Mithin hatte der Mensch eben diesen Zeitraum um eine valide Theorie darüber zu formulieren welche Rationalität in der Zusweisung eines Dinges zu einem numerischen Wert liegt.
Ja, und? Sprache gibt es, seit es Menschen gibt, Linguistik erst seit bißchen über hundert Jahren, und unter denen gibt es wie unter Ökonomen verschiedene Denkschulen, die sich gegenseitig nicht grün sind. Das "sie wissen es nicht, aber sie tun es" (Marx) ist doch der "normale Weg", jedes Kind lernt Sprache auf diese Weise. Es lernt nicht zuerst, wie Sprache funktioniert ("grammatikalische Regeln"), dann dazu Wörter, die man in die Regeln einsetzt, und fängt dann an zu sprechen. Die meisten Leuten sprechen grammatikalisch "richtig" (der sozialen Gewohnheit/Konvention entsprechend), obwohl sie von "Grammatik" noch nie was gehört haben, und es ist auch gar nicht nötig, Grammatik abstrakt zu kennen, um grammatikalisch richtig sprechen zu können.
Zuerst kommt das Tun, reflektieren kann man hinterher. Da kulturelle Praxen wie Sprache oder Geld praktischen Zwecken dienen, ist die Reflexion auch so lange unnötig, wie die Praxis die gewünschten Ergebnisse bringt.
Auf der Suche einer schlüssigen Werttheorie hast Du also ein weiteres Mal Autoren gefunden, die das Problem erkannten und keine Lösung dafür finden konnten.
Natürlich haben sie eine "Lösung": sie beschreiben einfach, wie "Kapitalisten" tatsächlich Vermögen (das sind für mich nie "Güter", sondern immer Rechte, wie Eigentumsrechte) bewerten: "capitalization means the discounting into present value of future earnings ... it tells uns how much a capitalist would be prepared to pay now to receive a flow of money later" (S. 152-153)
Die Praktiker haben natürlich längst eine "Lösung" für das, was die Theoretiker schon deshalb nicht verstehen, weil sie es einfach nie machen. Die Praktiker reden halt nicht ständig explizit darüber, so wie Kinder, die eine Sprache lernen, nicht ständig Vorträge über Grammatik halten.
Ist Dir nie der Gedanke gekommen, das es diese nicht geben kann, weil die *Praxis* der Geldverwendung nicht rational/vernünftig ist.
Das wäre in etwa so wie wenn ich sagen würde: also, Autos hab ich noch nie gesehen, also kann es auch keine geben. Sorry, das halte ich für inakzeptabel und für durch nichts begründbare Kapitulation.
Im übrigen: "nicht rational" - was für einen Maßstab von "Rationalität" legst Du da an, was verstehst Du darunter?
Der Witz ist doch gerade, daß westliche "Rationalität" aus meiner Sicht) genauso wie Kredit-/"Geld"-wirtschaft auf derselben Grundlage beruht, nämlich auf der Idee der "Gleichheit" als Grundidee des Rechts und von "Gerechtigkeit". Bürgerliches Recht (Zivilrecht - Eigentums-/Vertragsrecht, Schuldrecht) behandelt alle Bürger als gleiche, abstrakte Rechtspersonen. Dafür muß es von allen Unterschieden absehen. Das führt natürlich zur "Dialektik der Gleichheit" - wenn ich ungleiches gleich behandle, kommen natürlich unterschiedliche Ergebnisse dabei raus - die ich mit ExPirat kurz in Bezug auf Luhmanns Erfahrungen als Jurist erwähnt hatte.
In dem Beispiel, das ich gebracht hatte, hab ich ja Nitzan/Bichlers Einsicht drin:
/Wie bewerte ich ein Grundstück? Auch danach, welche späteren Erträge ich damit erwarte, erzielen zu können. Je höher die erwarteten Erträge sind, desto höher werde ich (und ein potentieller Käufer oder Kreditgeber) das Grundstück bewerten.
Ähnlich mit einem Unternehmen. Je höher die Ertragsaussichten, desto höher der Unternehmenswert. Je geringer die Ertragsaussichten, desto geringer auch der Wert des Unternehmens. Ein Unternehmen ohne jede Ertragsaussichten hat einen Wert von Null. Nach der deutschen Vereinigung wurden die DDR-Betriebe, die im Kontext der westlichen Wirtschaft nicht konkurrenzfähig waren (keiner wollte DDR-Produkte, wenn er Westprodukte haben konnte – Null Nachfrage) großenteil von der Treuhand für eine Mark (!) an „Investoren“ verkauft.
Wovon hängen die Ertragsaussichten eines Unternehmens ab? Zunächst von der erwarteten Nachfrage nach seinen Produkten. Eine Rolle spielt auch der Zinssatz: je höher der ist, desto höher die ertragsmindernden Finanzierungskosten. In other words, Nachfrage und Zinssatz wirken sich direkt auf den Unternehmenswert aus. So läuft es in der Praxis – in Grenznutzen- oder Arbeitswerttheorie kommt das nicht vor, das sind rein fiktive Theorien, „stories“ – „stories vom pferd“, um es mal umgangssprachlich auzudrücken. Oder auch: Bullshit.
Keynes hat sich deshalb auf die Erwartungen und Pläne der Wirtschaftssubjekte konzentriert (siehe in der General Theory die Kapitel "Die Veranlassung zur Investition" und "der Hang zum Verbrauch", die bei Keynes dann die "effektive Nachfrage" bestimmen). /
Du hast oben schon begonnen zu versuchen, eine weitere Zeichnung zu erstellen in der man in einem geschlossenen Wegzug in einer Richtung stets bergauf (stets bergab) läuft.
Hm? Was meinst Du?
Höchste Zeit sich damit zu beschäftigen welche Widerstände hier so wirkmächtig sind sich der Erkenntnis zu verweigern daß die Topologie eine unmögliche ist.
? Sorry, kann nicht folgen.
Phänomenologie des Geldes:
"Die der Phänomenologie zugrunde liegende Fragestellung lässt sich wie folgt skizzieren: Uns Menschen sind die Dinge stets als Gegenstände, d.h. als bewusste Wahrnehmungen in einer Erkenntnisrelation gegeben, in der es kein Objekt ohne Subjekt (und umgekehrt) gibt. Deshalb untersucht Husserl die Weise des Gegebenseins der Dinge im Bewusstsein, denn für uns sind alle Dinge nur im Bewusstsein da. Es gibt keine beobachteten Dinge ohne Beobachtung. Jede wissenschaftliche Bedeutung, jeder wissenschaftliche Inhalt ist in seinem primären Befund eine Form des Bewusstseins. Kant, dessen Philosophie Husserl stillschweigend als Grundlage voraussetzt, hatte die Dinge an sich von ihrer wahrgenommenen Form unterschieden. Als wahrgenommene oder gedachte sind Dinge immer Objekte und setzen notwendig ein Subjekt oder ein Bewusstsein voraus. Kant hatte bestritten, dass man Dinge an sich, getrennt von dieser Erkenntnisrelation Subjekt-Objekt erkennen kann. Sobald man irgendetwas erkennen will, hat man es schon als Objekt auf ein Subjekt bezogen. Im Anschluss an Kant wurde oft die Frage diskutiert, ob Dinge an sich auch unabhängig von ihrem Wahrgenommenwerden existieren. Doch diese erkenntnistheoretische Frage können wir bei der Untersuchung der menschlichen Gesellschaft getrost ausklammern, weil sich die Gesellschaft immer nur durch das Bewusstsein hindurch organisiert. Es gibt „da draußen“ keine Gesellschaft, nur Menschen, und Menschen handeln, sprechen und stellen so Gesellschaft täglich neu her. Anders als Kant und Husserl gehe ich nachfolgend nicht von einem idealisierten, d.h. vereinzelten Subjekt aus, sondern von der Gemeinschaft sprechender und handelnder Menschen, in der sich individuelles Bewusstsein immer wieder neu aus dem Diskurs mit anderen entwickelt.
Ja, genau. Hat auch Marx prinzipiell so gemacht, und ist auch völlig richtig so. Das isolierte einzelne Erkenntnissubjekt ist eine Fiktion des westlichen Denkens, dürfte wiederum auf die Ideen von Eigentum und Freiheit zurückgehen.
Man nennt diesen modifizierten Blick in der Philosophie auch den linguistic turn. Nicht ein vereinzeltes Bewusstsein an sich wird untersucht, sondern die Weise, wie wir bewusst – innerlich und äußerlich – über Dinge sprechen. Die Grundidee der Phänomenologie lässt sich dann wie folgt beschreiben: Wenn wir über bestimmte Gegenstände nachdenken, so ist unser Bewusstsein, unsere Achtsamkeit auf diese Gegenstände gerichtet und von ihnen mehr oder weniger gefesselt. Wir bemerken dabei nicht oder eher selten, wie wir diese Gegenstände, also in welchen Begriffen wir denken. Unsere Intentionalität ist nach außen gerichtet. In der mittelalterlichen Philosophie sprach man von einer intentio recta: Man ist geradewegs auf eine Sache gerichtet, ohne den begleitenden
Denkprozess zu reflektieren. Um letzteres zu leisten, bedarf es einer Umkehrung der Aufmerksamkeit, einer intentio obliqua, den Blick in das eigene Denken, während man denkt. Genau das leistet die Phänomenologie. Sie weiß, dass wir uns beim alltäglichen und wissenschaftlichen Erkennen in Gedanken bewegen, während wir etwas erkennen. Der gewöhnliche, nach außen gerichtete Realitätsglaube sieht nur äußere Gegenstände, nicht ihre Erscheinungsform als Bewusstsein. Etwas spezifischer gesagt: Während wir denken, machen wir innere Bilder, fühlen begleitende Emotionen, vor allem aber sprechen wir mit uns selbst. Dieses innere Sprechen, wenn man über eine Sache nachdenkt, ist aber geformt durch Begriffe oder – in den Wissenschaften – durch Modelle.
Ja, natürlich.
Das Verfahren der empirisch orientierten Wissenschaften besteht darin, zunächst ein Modell zu entwickeln und in diesem Modell dann nachträglich damit auf die Sachen, die Phänomene – in unserem Fall das Geld – zu blicken, um sie in die Kategorien des Modells einzusortieren. Natürlich kann man bei solch einem Blick „etwas“ sehen. Jedes Modell bringt etwas zur Erscheinung. Doch die Voraussetzungen des Modells bilden ein wesentliches Hemmnis.
Ja, völlig klar. Allerdings gibt es zwischen Modell und Beobachtung eine Wechselwirkung. Beobachtungen, die nicht ins Modell passen, kann man entweder ignorieren, als Ausnahmen definieren, oder zum Anlaß nehmen, das Modell zu modifizieren, sodaß auch diese Beobachtungen reinpassen.
Das nennt sich "Lernen".
Man bemerkt die Reichweite der stillschweigend vorausgesetzten Modell- und Denkformen gar nicht.
Natürlich nicht - so lange sie funktionieren. Führt die Perspektive, die das Modell bietet, zu praktischen Problemen, ist eben Lernen angesagt.
Ein Beispiel: Seit David Hume verwenden Ökonomen die Metapher vom „Öl in der Maschine“ für das Geld. Die Wirtschaft sei eine Maschine, die manchmal ruckelt (Rezession), weil Öl fehlt; manchmal wird zu viel Öl verwendet, es läuft über (Inflation) und setzt die Maschine außer Funktion (Krise). Sicher – irgendetwas an Erfahrung können wir in dieses Bild einsortieren. Selbst die schrägste Metapher erlaubt noch, irgendetwas zu sehen – doch es sind hier bestenfalls Aspekte der Geldverwendung, nicht das Geld selber.
Ja, völlig klar. Die Wissenschaften sind voll von solchen meist unerkannten, unreflektierten Metaphern, weil das westliche Denken für metaphorisches Denken einfach kein Sensorium hat (hat schon Aristoteles in die "Künste" verwiesen - siehe seine Poetik).
Wenn man den Begriff „Maschine“ durch ein mathematisches Maschinenmodell (ein System von Gleichungen für den Preismechanismus) ersetzt, dann rückt der beobachtete Gegenstand noch in weitere Ferne, andererseits wird das vorausgesetzte Modell, weil nicht durch Erfahrung korrigiert, noch selbst-verständlicher. Psychologisch kommt also noch hinzu: Derjenige, der ein Modell benutzt, versteht sich selbst in und aus diesem Modell, wird zum Modellexperten und erliegt der Illusion, außerhalb seiner Selbstfesselung durch das Modell gäbe es keine Wissenschaft, nur Obskurantismus.
Ja klar, um sowas reflektieren zu können, müßten Wissenschaftler halt bißchen "Wissenschaftstheorie", Epistemologie und Methodologie draufhaben, ein Verständnis dafür, wie Wahrnehmung (als sozialer Prozess) funktioniert.
Dies nennt man déformation professionelle: Man sieht nur noch das, was im eigenen Expertengeist erscheinen kann.
Ja, das macht aber natürlich jeder so, um handeln zu können. Er tut so - muß so tun - als ob sein "Modell" der Realität entsprechen würde. Erst, wenn das auf dem jeweiligen Modell basierende Handeln auf Probleme stößt, stellt man das Modell in Frage. Bei akademischen Ökonomen ist es halt leider so, daß dieses praktische Feedback einmal sehr indirekt ist, und zum anderen sich Fehlvorstellungen sich tlw. erst sehr langfristig auswirken (z.B. scheitert die Neoklassik erst jetzt mal wieder, nach 30 Jahren relativer Plausibilität - gestimmt hat sie noch nie, aber halt zur Begrünndung bestimmter Handlungen getaugt, die man für nötig erachtet hat (Gewerkschaftsmacht zurückdrängen, "Sozialismus verhindern" usw.).
Man hat sich in der Ökonomik die Denkform – im Beispiel von Öl und Maschine die neoklassische – so sehr zueigen gemacht, dass man einen spezifischen Subjekttypus ausbildet als Ökonom oder Ökonomin.
Ja klar, und?
*Und jedes Argument gegen das selbstverständlich vorausgesetzte Modell wird dann als Angriff auf das eigene Selbst interpretiert.* Der japanische Zen-Meister Shunryu Suzuki sagte: „Des Anfängers Geist hat viele Möglichkeiten, der des Experten hat nur wenige.“ *Im Expertengeist festgefahren, möchte ein Ökonom dann, falls man ihn kritisiert – und dies auch nur bei einigermaßen flexiblen Köpfen –, ein anderes **Modell zu erneutem Festhalten präsentiert bekommen. *
Ja, schon richtig.
An der Trennung von Modell und Realität, damit an der Trennung des eigenen Denkprozesses von der wirtschaftlichen Wirklichkeit hält man fest. Man tauscht vielleicht die ursprüngliche Denkform aus (Walras durch Keynes; Keynes durch Friedman; Friedman durch Hayek; die Neoklassik durch die Spieltheorie oder die Verhaltensökonomik usw.) oder modifiziert sie ein wenig, bleibt aber in der ursprünglichen Haltung des Blicks nach außen durch die Brille eines vorausgesetzten Modells.
Die Phänomenologie geht hier ganz anders vor. Sie entfaltet den „Anfängergeist“ und blickt auf die Sache selbst – das Geld –, schiebt alle theoretischen Vorinterpretationen zunächst beiseite,
"Schiebt alle theoretischen Vorinterpretationen zunächst beiseite"? LOL, gerade eben hat er Geld als "Sache" bezeichnet. Na, wenn das mal keine Theorie ist (und m.E. eine ziemlich unangemessene ...).
macht sich dabei aber immer wieder den begleitenden Denkprozess bewusst. Bei sozialen Phänomenen – und das Geld ist ein soziales Phänomen – befinden wir uns in einer besonderen Situation. Wir müssen das Geld nicht isolieren, in einem Labor chemisch analysieren, unter Mikroskopen oder in Teilchenbeschleunigern technisch verfügbar machen. Jedermann und jede Frau, aufgewachsen in einer Geldökonomie, in einer modernen kapitalistischen Wirtschaft, ist mit dem Gebrauch von Geld vertraut – ebenso, wie wir mit der menschlichen Sprache vertraut sind. Geld und Sprache sind in dieser Hinsicht analog:
Klar, Geld und Sprache sind analog, beides Produkte kulturellen, sozialen, kollektiven Tuns (=Geschichte(n) machen).
Es besteht keine Möglichkeit, uns einen vorsprachlichen Zustand vorzustellen und darüber zu sprechen. Das wäre eine contradictio in adjecto, ein Widerspruch in sich selbst.
? Geht doch jederzeit. "Wenn ich ein Elefant wäre und nicht sprechen könnte, was würde ich dann machen, wenn sich eine Maus auf meinen Kopf setzt?"
Nun kann man zwar vorstellend auch über das Geld sprechen, ohne dabei zu kaufen oder zu verkaufen. Aber wir können nicht von unseren Erfahrungen, unserem impliziten Wissen um das Geld abstrahieren, können uns nicht zurückversetzen in eine geldlose Wirtschaftsform, um in und an ihr unser darin verwendetes Denken zu studieren.
Wir können hingehen und mitmachen, und dabei erfahren, wie es die Leute dort ohne Geld machen. Macht sowieso jeder im Rahmen von Nachbarschaftshilfe auch noch.
Wenn wir es versuchen, kommen die aus der Geldverwendung stammenden Denkformen, deren Herkunft kaum bewusst ist, immer wieder in die Quere.
Ich glaube, er meint mit "wir" einfach nur sich selbst. Es gibt doch genügend Leute, die zwischen geldfreien Kulturen und geldwirtschaftlichen Kulturen hin- und herpendeln und beides wunderbar unterscheiden und auseinanderhalten können. Wie schon gesagt, Nachbarschaftshilfe und selbständige Tätigkeit z.B. Zwei unterschiedliche Formen sozialer Beziehungen, einmal "Reziprozität", einmal "Vertrag".
Solche mit dem Geld verbundenen Kategorien sind zum Beispiel: abstrakte Zahl, Rechnung, Werte, Schuld, Preis, Eigentum, ein von der Gemeinschaft getrenntes Individuum („Atom“) usw. " [ http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/phaenom.pdf ]
Ist alles klar, nur: mir ist nicht ganz klar, worauf Du damit hinauswillst?
Wir haben sie. Nun sollten wir sie benutzen.Im 20. Jahrhundert gab es einen entscheidenden erkenntnistheoretischen Fortschritt hinsichtlich /begrifflicher/ Abstraktion, der sich als 'linguistic turn' auf breiter Front in den Geisteswissenschaften Geltung verschafft hat. Da der Ökonom aber weniger begrifflich denkt als vielmehr rechnend, ging dies völlig an den Ökonomen vorbei (Karl-Heinz Brodbeck bildet hier eine rühmliche Ausnahme).
Ja, Ökonomen können zu ihren Modellen leider meistens nicht die Perspektive eines "Wissenschaftstheoretikers" einnehmen, d.h. diese "von außen" betrachten und mit anderen Modellen vergleichen. Insofern sind ökonomische Denkschulen oft gläubig dogmatische Kirchen, geleitet von Grundannahmen und Grundwerten (im Fall der Marktfundis z.B. ein völlig unreflektiertes Verständnis von "Freiheit").
Das herausgebildete Problembewußtsein macht einen bedeutenden Unterschied: "Die Reflexion des Denkens, vor allem die Philosophie, wird damit zur Sprachkritik; eine Reflexion sprachlicher Formen - auch in der Literatur - kann so gesehen nur unter den Bedingungen des reflektiert Gegenstandes, eben der Sprache, erfolgen." [ http://de.wikipedia.org/wiki/Linguistic_turn ] . Was wir brauchen ist eine Erkenntnis-/Wissenschaftstheorie die nicht nur den 'linguistic turn' sondern auch einen 'math turn' beinhaltet. Also eine Reflektion des rechnenden Denkens.
Genau. Wir brauchen eine (pragmatische) "Epistemologie" - Handwerkszeug fürs "Denken" und "für-wahr-nehmen".
Ja, versuche ich täglich, so gut ich es eben hinkriege. Aber sie benutzen, um dann zu behaupten, Geldverwendung sei "nicht rational", erscheint mir etwas seltsam. Wie schon gesagt, das ist in etwa so, wie wenn man sagt: das verstehe ich nicht, also kann es nicht verstanden werden. Oder: das sehe ich nicht, also kann es das nicht geben.
Sorry, also bei diesem Gedanken kann ich nicht mit, absolut nicht. Da kann man doch gleich einpacken.
Er ist nicht nützlich, für das Ziel Geldwirtschaft zu verstehen/erklären.
Er wäre dagegen sehr nützlich, um die Abschaffung von Geldwirtschaft ideologisch zu begründen ("wir schaffen ja nur was irrationales ab, was 2500 Jahre lang sowieso kein Mensch verstanden hat"). Ich nehme mal an, daß Dir dieses Ziel eher vorschwebt?
Aber beide Ziele schließen sich ja nichtmal aus. Ich versuche eher, Geldwirtschaft erstmal zu verstehen, um DANN zu entscheiden, ob es möglich ist, sie halbwegs "sinnvoll" zu managen oder ob es nicht "besser" wäre, sie gleich ganz "abzuschaffen" - dann stellt sich natürlich auch die Frage, was an ihre Stelle treten soll und worin sich das von Gesellschaftsformen, die wir bisher schon kennen (Realsozialismus als "Naturalwirtschaft" z.B., in dem Geld keine Rolle spielte), unterscheiden soll (längerfristig schafft "der Kapitalismus" sich m.E. sowieso selber ab, sie hat halt einen Lebenszyklus wie jede Kultur).
Beste Grüße!
- Re: [AG-GOuFP] Anwendungen systemischen Denkens,was: Vollgeld ..., (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Anwendungen systemischen Denkens,was: Vollgeld ..., moneymind, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 11.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 10.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Phänomenologie des Geldes (was: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld? ), Rolf Müller, 11.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), moneymind, 11.05.2014
- [AG-GOuFP] mitfühlender Liberalismus, thomas, 11.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Axel Grimm, 12.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Arne Pfeilsticker, 12.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 13.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Arne Pfeilsticker, 13.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 13.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Monika Herz, 14.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Axel Grimm, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Monika Herz, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Axel Grimm, 15.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Monika Herz, 14.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Ex-SystemPirat, 13.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht), Arne Pfeilsticker, 13.05.2014
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