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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)
  • Date: Thu, 15 May 2014 11:10:02 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Arne,

ich bin selbst ein Befürworter des Vollgeldes und als solcher möchte ich betonen, dass Vollgeld weder was mit dem Monetarismus noch mit dem Keynesjanismus noch mit irgendeinem -ismus zu tun hat.

Vollgeld besagt lediglich, dass das Giralgeld in einem Währungssystem genauso wie Bargeld von der Zentralbank in Umlauf gebracht wird. Im Klartext heißt das, Girokonten gibt es für Alle genauso wie Bargeld nur von und bei der Zentralbank.

Nebenbei bemerkt halte ich sowohl den Monetarismus als auch den Keynesianism für schlicht und einfach falsch. Dazu muss man nur in die Statistiken sehen und kann z.B. feststellen, dass es Phasen gibt, in denen die Geldmenge steigt und die Inflation sinkt. - Was im Widerspruch zum Monetarismus steht.

Die Quantitätstheorie (die hinter dieser Vorstellung steckt) ist eine irreführende Oberflächenvorstellung, die die für Infla/Defla entscheidenden Prozesse gerade ausblendet. Da Du ja Analogien magst: die Quantitätstheoretiker schauen sich die Motorhaube von außen an und meinen, aus der Farbe der Lackierung auf den Zustand des Motors schließen zu können - und durch Umlackierung den Motor wieder instandsetzen zu können. Klar, daß das bei einem Kolbenfresser nicht hilft.

Und aus der Sicht der Logik genügt eine einziges Gegenbeispiel, um eine Theorie zu widerlegen.

Ja.

Das heißt aber nicht, dass eine wesentliche Idee des Monetarismus nicht doch theoriebildendes Potential hat. Der behauptete Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation ist lediglich zu deterministisch formuliert.

Dass die Geldmenge einen Einfluss auf das Preisniveau haben muss, ist m.E. intuitiv naheliegend und logisch zwingend.

Intuitiv naheliegend deshalb, weil man für alle Güter und Dienstleistungen die Erfahrung macht, dass sie nur dann einen Wert haben, wenn sie relativ zur Nachfrage knapp sind.
Logisch zwingend, weil angenommen, die Geldmenge hat keinen Einfluss auf das Preisniveau, dann gäbe es keinen Grund, warum nicht jeder seine eigene Gelddruckmaschine haben sollte und der Staat seine Ausgaben über seine Gelddruckmaschine finanzieren sollte.
Man müsste sogar nicht einmal Geld haben, um eine Gelddruckmaschine kaufen zu können, sondern lediglich um ein Zahlungsziel bis nach Inbetriebnahme der Gelddruckmaschine bitten, um danach mit selbstgedrucktem Geld die Gelddruckmaschine zu bezahlen. Und danach könnte man daran gehen, den Rest der Welt zu kaufen.

Wenn sich jedoch das Gesetz zur Freigabe des Gelddruckens herumsprechen sollte, dann würde die "Lösung aller finanzieller Probleme" sehr schnell ein Ende finden.

Wenn dann jeder soviel Geld hätte, wie er möchte, dann wäre der Wert des Geldes gleich Null. Man könnte mit diesem Geld nichts mehr kaufen (= der Preis ist unendlich), weil ja auch alle potentiellen Verkäufer Geld im Überfluss haben.
Die Inflationsrate wird aus den Preisen und der Preisentwicklung der dem Preisindex zugrunde liegenden Waren und Dienstleistungen berechnet. Deshalb müssen auch die Faktoren der Preisbildung, wie z.B. Kosten, Wettbewerbssituation bis hin zum Wetter, bei der Preisentwicklung und damit Inflation berücksichtigt werden.
Aus meiner Sicht ist die Geldmenge einer unter mehreren Faktoren, die die Inflation bestimmen. Dazu kommt noch, dass diese Faktoren z.T. gegenläufige und/oder verstärkende Wirkung haben.

Auch diese modifizierte Quantitätstheorie blendet alle entscheidenden Prozesse, die zu Infla/Defla führen aus.

Langer Rede kurzer Sinn: Lasst uns nicht die Zeit mit Diskussionen verschwenden über Theorien die nicht für diese Welt gemacht sind.

Genau (da schließe ich Deine modifizierte Quantitätstheorie ein).

Wenn wir die Dinge verstehen wollen, dann müssen wir in die Bits und Bytes gehen.

Ich werde dir bei Gelegenheit mal im Zusammenhang darstellen, wie ich mir Infla/Defla erkläre - am besten anhand der Defla, denn die haben wir ja. Dann wird auch klar, wie ich die Rolle der Zentralbank (und der Regierung) sehe - und daß ich die Möglichkeit des "Vollgeldes" als EIN verfügbares geldpolitisches Instrument sehe (nicht als das zentrale). Und es für verkürzt halte, sämtliche anderen verfügbaren Instrumente zugunsten der Radikalisierung der Mindestreservepolitik ("100% money") zu ignorieren. Vielmehr brauchen wir eine wirtschaftspolitische Gesamtstrategie, in der Regierung und Zentralbank ihr Handeln gemeinsam auf makroökonomische Ziele ausrichten und nicht, wie jetzt, der Staat gegen die Zentralbank handelt (die jetzt irrerweise Negativzinsen erwägt).

Kann aber dauern, da ich momentan und wohl auch auf längere Zeit kaum mehr Zeit haben werde, hier allzuviel Zeit zu verbringen, da sich leider der Gesundheitszustand meiner Angehörigen verschlechtert und ich da immer mehr eingebunden bin (und das geht für mich auch vor). Sorry.

Gruß
Wolfgang




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