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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: MatthyK <matthyk AT gmx.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld als Zahlungsmittel - Frage zum Wikitext
  • Date: Thu, 3 May 2012 17:33:06 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

2012/5/3 MatthyK <matthyk AT gmx.de>

serapath schrieb:
Dem möchte ich teilweise widersprechen und hier ist genau der Punkt an dem es kompliziert wird, weshalb ich daran arbeite das genauer auszuführen und weshalb es wichtig ist 'in die tiefen des "Compilerbaus" hinabzusteigen'. Hier steckt der Teufel nämlich im Detail.
Nämlich: Geld erlaubt keinen Zugriff auf die Sicherheiten des initialen Kreditnehmers.
Nämlich: Bargeld erlaubt keinen Zugriff auf die von Banken bei der EZB in Pension gegebenen Sicherheiten.
Ist das denn nicht gerade der große Vorteil von Geld, dass man mit den Sicherheiten nicht mehr direkt handeln und sich nicht bei jeder Transaktion um die Bewertung dieser kümmern muss?

Ja, aber das ist auch in Ordnung so. Der Zugriff auf die Sicherheiten ist ja nur im Ausnahmefall notwendig. Normalerweise werde ich mit meinem Geld nicht auf die Sicherheiten durchgreifen wollen, denn Geld ist liquide und viel nützlicher als die hinterlegten Wertpapiere. Wenn aber jemand anfängt zuviel davon in Umlauf zu geben oder ich aus anderen Gründen das Gefühl habe das Geld weniger wert wird, dann kann ich das darin ausdrücken, dass ich die Sicherheiten einfordere und so die Geldmenge wieder verkleinere.
Dadurch kann es zu einem Gleichgewicht in der Machtverteilung kommen, aktuell ist so ein Gleichgewicht nicht möglich.
 
Ich sehe darin auch keinen Widerspruch zu meiner Aussage, dass es diese im Gesamtsystem nichts desto trotz in ausreichener Menge vorhanden sein müssen.
Möglicherweise ist das tatsächlich eine unzulässige Vereinfachung und ich bin froh hier von euch Input zu erhalten.

Also mal abgesehen davon, dass soweit ich gehört habe, inzwischen der letzte Schrott als Sicherheit zur Schöpfung von Geld akzeptiert wird... gibt es die natürlich.
Nur was nutzt das? Was wenn niemand mehr daran glaubt das Geld was Wert ist? ...weil die Geldmenge ausgeweitet wurde... Jeder einzelne der Geld hält kann diesen Vertrauensverlust dadurch ausdrücken, dass er die hinterlegten Sicherheiten einfordert. Das motiviert im übrigen auch viel mehr sich politisch dafür einzusetzen, dass nicht der allerletzte Schrott als Sicherheit akzeptiert wird.
Ich wäre dann auch nicht mehr darauf angewiesen, dass jemand mir für mein Geld was verkauft. Wenn das Vertrauen tief erschüttert ist und keiner mehr das Geld annehmen will oder es zu Inflation kommt, so kann ich statt dessen einfach die Sicherheiten verlangen :-) Deren Preise sollten EINGEFROREN werden wenn sie geldschöpfend wirken.
Es würde einen starken Anreiz der Banken schaffen sich hier nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

...habs noch nicht zuende durchdacht, aber was wir aktuell haben ist eine Farce...

 

serapath schrieb:
Darüber hinaus sind auch Umverteilungsmechanismen wie Steuern, aber auch Zinsen welche, die Effekte erzeugen, die es in gewisser Hinsicht ermöglichen in Machtpositionen zu kommen, in denen man Darlehennehmer "verhungern lassen kann" obwohl man vielleicht prinzipiell an ihren Leistungen interessiert wäre.
Aber es stimmt, hier wird es kompliziert und da das nicht leicht zu vermitteln ist versuche ich das aktuell herauszuarbeiten, aber das ist eine Schweinearbeit ;-)
Die Beseitigung von sozialen Ungerechtigkeiten in Verbindung mit diesen existierenden Machtpositionen (z.B. "Sozialisieren von Risiken") sehe ich als eigentliches Ziel unserer Arbeit: *Geldpolitik als Mittel zum Zweck für ein faires und effektives Wirtschaftsystem, dass den Marktteilnehmern möglichst konstante und langfristig planbare Rahmenbedingungen bietet.*

Ich habe den Eindruck, dass in der AG sehr viel über konkrete Konzepte und Implementierungsdetails diskuttiert wird, ohne dass ganz klar definiert (und Konsens darüber herrscht) wohin uns das ganze führen soll.

Beobachtung: Finanzkrise
Theorie sagt: Geldsystem ist neutral
Empirie sagt: Vieles deutet darauf das es doch was mit dem Geldsystem zu tun haben könne - alle alternativen Betrachtungen haben normalerweise ins Leere geführt.
Annahme: Geldtheorie bildet nicht das reale System ab bzw. das implementierte Geldsystem hat einen Bug der es anders wirken lässt als man nach Theorie annehmen sollte.
Action: Finde den Bug ;-)

Wo ist das genaue Ziel der Bugsuche?
- Man stellt Thesen auf, untersucht Details und wühlt halt, bis man ein neues Modell des Systems hat, welches das unerwuenschte Phaenomen erklaert.
- Jetzt vergleicht man gewuenschtes Systemverhalten mit neuem Modell und muss ueberlegen wie man das veraendert um das unerwuenschte Phaenomen zugunsten des gewuenschten Systemverhaltens zu beseitigen :-)

Ich glaube eine pauschale Anleitung wie man am effizientesten Bug's findet gibt es nicht, das hat mit Intuition und Erfahrung zu tun.
Und was hilft ist alles ausnahmslos unbestrittenen Fakten zu untermauern (zb. Gesetze, Statistiken, usw...)


 

serapath schrieb:
Im Idealfall sollte in unserem System folgendes zutreffend sein:
*Über die zur Verfügung stehenden Sicherheiten wird die Geldmenge reguliert.*

Könntest du folgender These zustimmern:
*In einem idealen Geldsystem ist die Geldmenge proportional zur Menge der handelbaren Güter.*?
Wobei wir mal undefiniert lassen, inwieweit da auch erst zukünftig zur Verfügung stehende Güter und die Güter parallel existierender Währungsräume mit reinspielen.

Geldmenge in der Praxis zu definieren ist einer der Problempunkte. Du zielst auf Preisstabilität ab. Prinzipiell sehe ich nichts schlechtes an Deflation, wenn sie nicht durch Hortung erzeugt wird, aber um das rechnen einfacher zu machen finde ich Preisstabilität was gutes. Das bedeutet aber, dass die Geldmenge, wie immer man die definiert, angepasst werden muss.
Es muss also manchmal Geld aus dem System verschwinden und manchmal hinzukommen. Aber auf welche Weise sollte das passieren? Das ist auch eine wichtige Frage.

 
serapath schrieb:
Ich glaube nicht dass dies ausreicht, hier wirds viel komplizierter, aber deshalb gibts ja diese AG :-)
Danke für deine Arbeit! Und die Arbeit auch aller anderen, die versuchen, die Dinge hier anschaulich zu machen.

Na ich gebe mir Mühe, aber muss auch sagen, dass mein Kopf in so simpler Ausdrucksweise läuft. Ich muss mir die Fachausdrücke immer in meine simple Ausdrucksweise übersetzen um zu verstehen worum es geht und das ist ne echt anstregende Arbeit :-D

 



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