Re: [AG Liquid Democracy] Diskussionsstand

[Der Moonopool <the.moonopool AT googlemail.com>]

Hi /,

ich setz mich jetzt mal in die Nesseln, und das auch noch schriftlich:

Delegationsdauern auf wenige Monate zu begrenzen ist wirklich kein Problem. Es gibt Verfechter der Hardcore SMV, die schlagen einen Monat sogar vor. Das Problem dabei: das wendet sich gegen die Menschen, die das System wirklich benutzen wollen, die Delegationen mit Herz und Hirn verteilen und bei denen eine Absicht dahinter steckt. Mit diesem Argument hat sich die SMVcon gegen ein solches Modul entschieden (wobei das natürlich von jemandem anders beigestellt werden kann). Viel wichtiger erschien uns, dass "unattended" Delegationen, also von Menschen, die sich nicht mal mehr einloggen, schnell verfallen. Da würde ich mich über einen Monat freuen.

Wir sind eine Mitmachpartei. Für mich besteht politische Partizipation nicht darin, sich einmal irgendwo anzumelden und dann den Liquid-Gott einen guten Mann sein zu lassen. Es erfordert auch mehr, als sich (Stichwort: regelmäßig) jeden Monat einmal ins System gehen zu wollen und dann zu denken, man kann etwas treffen, was den Namen "Entscheidung" verdient. Nein, es erfordert nach meiner tiefsten Überzeugung eine aktive Teilnahme am Willensbildungsprozess. Verfahrensbegleitend. Und das mit den Räten, die man sich im Rahmen der Meinungsbildung einholt, und eine Unmenge an Diskurs-Möglichkeiten im Vorfeld, die gehören selbstverständlich dazu. Und die haben wir. Massenweise. Dass wir sie momentan eher benutzen, um uns gegenseitig zu beschimpfen, steht auf einem anderen Blatt. Aber das ist alles da. Und es wird auch gemacht. Meine Timeline ist voll davon: https://twitter.com/Loreena1968/status/384429681237172224

Jedoch: auch wenn alles da ist, wird es Menschen geben, die die Zeit nicht aufbringen, Entscheidungen mit Hintergrund und durchdacht zu treffen. Sei es, weil sie sie schlicht nicht haben, sei es, weil sie andere Prioritäten haben. Einer dieser Menschen sitzt grade neben mir. In dieser Situation kann man dann auch ohne Ahnung mit abstimmen (so wie weiland in Neumünster bei der Schiedsgerichtsordnung) oder man macht von seinem demokratischen recht auf Stimmenthaltung Gebrauch (das mit der Kresse, was viel öfters praktisch ins Werk gesetzt werden sollte) oder man sagt sich "ich wünsche mir, dass dieser oder jene mehr Einfluss auf die Entscheidung hat," aus welchen Beweggründen auch immer man das meint. Und wenn die Person dann ihre Stimmabgabe an die einer anderen Person binden möchte, warum muss man sie dann schikanieren, dass sie es nicht den Automaten machen lassen darf? Positiver Nebeneffekt: Es wird endlich sichtbar, wer Einfluss hat, nach wem sich andere richten. Das ist keine Demokratur, das ist Transparenz. Im besten Sinne des Wortes: https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/5091.html

Lieben Gruß,
Dirk
@moonopool

Am 8. Oktober 2013 20:16 schrieb Slash <pirate_slash AT yahoo.com>:

Wenn es nun zusätzlich ein Rätesystem gäbe, würden beschneidende
Eingriffe bei Delegation massiv entschärft werden.
Mit einem zusätzlichen Rätesystem wäre es konzeptuell nur halb so
dramatisch, wenn man Delegationsdauern auf wenige Monate begrenzt,
oder keine Global Delegationen mehr zulässt - alles nur exemplarisch gemeint.

moonopool schrieb:

ist das nicht ein Aufguß von dem hier?
http://uniteddiversity.coop/2013/07/19/liquid-democracy-is-not-delegative-democracy/