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ag-liquid-democracy - Re: [AG Liquid Democracy] Wozu Delegationen?

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ag-liquid-democracy AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Liquid Democracy in der Piratenpartei

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Re: [AG Liquid Democracy] Wozu Delegationen?


Chronologisch Thread 
  • From: Hans Brucker <hb AT anubia.de>
  • To: LD Entscheidungs- und Diskussionsplattformen in der Piratenpartei <ag-liquid-democracy AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG Liquid Democracy] Wozu Delegationen?
  • Date: Thu, 08 Jul 2010 16:44:52 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-liquid-democracy>
  • List-id: LD Entscheidungs- und Diskussionsplattformen in der Piratenpartei <ag-liquid-democracy.lists.piratenpartei.de>

On 08.07.2010 15:46, Jörg Blank wrote:
Hallo zusammen,

Erfahrungen mit Organisationen zeigen immer wieder, dass 80-90% aller
Mitglieder passiv sind. Aus den genannten Gründen das ist so, und daran
wird sich nichts ändern.
Ack. Das wird sich auch grundsaetzlich nicht aendern (lassen).

Wenn ich also jetzt ein System installiere, das diese 80-90% dazu
verführt, seine Stimme auf global und auf unbestimmbare Zeit an Didi
Hallervorden zu delegieren, weil er so schön grinsen kann, oder an
Stefan Raab, weil er so schöne Zähne hat, oder an Veronika F., weil ...
dann machen die Hallervordens, Raabs und Veronikas das am Ende unter
sich aus. Und diejenigen unter den 'restlichen' Mitgliedern, die sich ja
eigentlich inhaltlich(!) mit Hirn und Rationalität in der Sache
engagieren wollten (was ich 'Partizipation' nenne), sind verarscht.
Seine Stimme jemandem zu delegieren ist wenigstens ein aktiver Prozess
und kann mit irgendwas begruended werden. Auch wenn es nur schoene
Zaehne sind. Wuerde man keine Delegation zulassen wuerden sich die
Gewichte auch auf diejenigen verteilen die Abstimmen. Das fuehrt doch
dann wieder dazu, dass dijenigen das groesste Gewicht haben die am
lautesten schreien.

Was ich geschrieben habe, bezieht sich auf *globale* und *zeitlich unbefristete* Delegationen.

Im Liquid Democracy Konzept des Direkten Parlamentarismus, das mehr partizipativ orientiert ist, sind z.B. auch Delegationen vorgesehen, aber nur innerhalb einzelner Politikfeldparlamente, d.h. auf der Basis einzelner Themen. Ausserdem ist vorgesehen, dass diese Delegationen 'rosten', falls sich jemand über längere Zeit nicht einloggt, d.h. keine Ahnung hat, wohin der Diskurs sich überhaupt entwickelt (hat).

Die Hürde sich ab und zu einzuloggen und sich die Entwicklung eines Themas anzusehen ist ja nun wirklich nicht hoch. Schreien ist anstrengender.

Das mit dem Schreien verbinde ich eher mit dem Phänomen Populismus, und das ist nicht anderes als die Erschwindelung emotionaler statt rationaler Delegationen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen. Das funktioniert dann, wenn die Empfänger nicht inhaltlich politisch partizipieren (dann würden sie die falschen Tatsachen erkennen), sondern rein emotional.

http://de.wikipedia.org/wiki/Populismus

<quote>
Populists want what they take to be the will of the majority - often as channeled through a charismatic populist leader - to prevail, and to do so with as little hindrance or delay as possible. For this reason, they have little patience with liberalism's emphasis on procedural niceties and protections for individual rights.
</quote>

Jegliche Ähnlichkeit dieses Szenarios mit existierenden Systemen ist
natürlich rein zufällig.
Wenn du befuerchtest dass dann viele Ihre Stimme auf Angela Merkel
delegieren, kann ja dann nur heissen, dass diejenigen irgendwie dem
zustimmen was die Frau macht. Dass wir (als Piraten) das vielleicht
nicht gut finden ist eine andere Sache. Das zu aender ist Politik und
nichts was man einem Wahl/Abstimmungs/Meinungsbildungs-Tool ueberlassen
kann.

Das ist richtig.

Aber LD soll ja auch ein Werkzeug und Raum sein für eine neue Ebene der politischen Meinungsbildung, die zu qualitativ besseren politischen Ergebnissen führt. Werkzeuge beeinflussen das Ergebnis, genauso etwa wie die Geschäftsordnung eines Parteitages Qualität und Ergebnis beeinflusst. Und Werkzeuge bringen eben auch immer Restriktionen mit sich, die Frage ist nicht ob, sondern welche.

Es geht bei LD nicht nur um eine Abstimmung zur Auswahl dessen, der die Wahrheit (tm) verkündet. Dafür reicht eine einfache Wahl.

Ich beobachte diese ganze Diskussion um emotionale vs rationale
Delegation doch mit einigem Erstaunen. Als Menschen sind wir nunmal im
Grunde tiefst emotionale Wesen. Und Personen die keine logisch gepraegte
Ausbildung haben faellt es auch sehr schwer dies abzulegen. Im Gegenteil
bin ich der Meinung, dass man in diesem Bereich auf jeden Fall ein
gesundes Mittelmass braucht. Alles andere waere auch unmenschlich. So
laesst sich jedes Zusammenleben zwar mit ueber den kategorischen
Imperativ regeln, doch im Alltag werden solch kritische Entscheidung
doch meist von simplen Mitgefuehl (oder dem Fehlen des selben) gepraegt.

Richtig.

Bisher stand es jedem frei sich auf unterschiedlichste Weise an der
Politik der PP oder in Deutschland zu beteiligen. Meistens sind die
Einstiegshuerden doch relativ hoch, ob man sich nun auf der Aktiven
Liste gegen Trolle wehren muss, oder in der Presse erstmal jemanden
finden muss der einen auch abdruckt.

Ziel des LD/LF muss es sein diese Huerden zu senken und ich denke das
erreicht man durchaus auch mit der Moeglichkeit der Delegation.

Das sehe ich auch so. Halte aber *globale* und *zeitlich unbefristete* Delegationen im Bereich der politischen Meinungsbildung für Beteiligungssimulation.

Wie hoch ist denn die Hürde sich einzuloggen und abzustimmen verglichen mit dem Besuch eines Parteitags?

Liquid Feedback erlaubt sogar nach Belieben bei einzelnen Themen per einfachem Login abzustimmen und Anregungen einzubringen, was z.B. bei einem Parteitag nur den wenigsten möglich ist, schon aus technischen Gründen. Per Twitter kann man auf Initiativen hingewiesen und erinnert werden. Da ist keine Hürde.

Gruesse,

Joerg Blank

Beste Grüsse

Hans





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