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Betreff: AG Gesundheit
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Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag)
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- From: Morgan le Fay <comte_de_tenebres AT arcor.de>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag)
- Date: Tue, 23 Oct 2012 14:47:55 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Vielen Dank Thomas für die argumentative Unterstützung.
Allerdings muss auch was bei den Apotheken passieren. Ihr lebt von den (womöglich noch rabattierten) 8,10 Euro +3% vom nicht frei verhandelbaren EK pro verschreibungspflichtigen Medikament und ansonsten von den "Randsortimenten" in Euren Apotheken.
In Bruchsal (42.000 Einwohner) gibt es derzeit 16 (in Worten: sechzehn!!) Apotheken. Und jede jammert, weil die 8,10 Euro nicht mehr ausreichen würden. Brauchen täten wir nur 8 Apotheken. .....wenn überhaupt!
Auch die Apotheker neigen dazu, dem Versicherten in die Tasche greifen zu wollen. Deshalb bin ich durchaus für Wettbewerb unter den Apothekern unter Gewährleistung der heutigen Qualitätsstandards. Freilich würde das bedeuten, dass jeder seine Preise selbst kalkulieren muss.
Aber nur dann sehe ich eine Zukunft für stationäre Apotheken. Ansonsten geht es Euch wie uns Optikern, dass immer mehr Anteil vom Kuchen an den e-Commerce verloren gehen oder in grenznahen Gebieten im Ausland gekauft wird.
Aber damit wir hier nicht vom Hölzchen auf das Stöckchen kommen, vertiefe ich das jetzt nicht. Nur - auch das Apothekenproblem wird noch ein Thema werden müssen.
Gruß
Harry
Am 23.10.2012 13:31, schrieb Thomas Luft:
Hallo zusammen,
nachdem ich eine Weile mitgelesen habe, möchte ich mich als
"Leistungserbringer" (Apotheker) in die Diskussion einbringen. Ich
hoffe, ich habe Harrys Zitate (>>) korrekt gesetzt:
Am 23. Oktober 2012 12:28 schrieb Wolfgang Gerstenhöfer
<wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>:
Wenn man dies konsequent zu Ende denkt, dann stellt sich doch die Frage,Die Bezahlung ist doch gar nicht das Problem. Das Problem ist die
wann man alle Preise oder zumindest die Preise für Waren und
Dienstleistungen, die die Grundbedürfnisse decken sollen, einkommensabhängig
gestaltet?
???? Eine Entfernung des gereizten Blinddarms ist doch kein PutenschnitzelGesundheit ist keine Ware! Das sehe ich auch so. Um Gesundheit zu erhalten
!!! Gesundheit ist keine Ware! Es ist ein Anspruch, der sogar in den
Menschenrechten verankert ist !!
Sorry, aber bei sowas geht mir der Hut 3m weit hoch!
oder wiederherzustellen, werden aber von Menschen, die davon leben wollen,
Sach- und Dienstleistungen erbracht und die müssen irgendwie und von
irgendwen bezahlt werden.
Aus den Menschenrechten ergibt sich auch, daß niemand verhungern und
verdursten darf und jeder menschenwürdig leben soll. Da sind wir dann wieder
bei den Grundbedürfnissen.
Festlegung eines "gerechten" Preises. Und hier ist eben das Problem,
z.B. beim Arzneimittelpreis, bei dem sich ja auch einige Piraten und
SPDler eine freie Kalkulation wünschen: ist es sozial gerecht, dass
ein derzeit knappes Gut wie Grippeimpfstoff dann eben den "Marktpreis"
-also z.B. das doppelte als normal- kostet? Was passiert hier mit den
Kosten für die GKV? Wie erstattet die PKV diesen Preis? Kann man das
als Versicherung (egal ob PKV oder GKV) überhaupt kalkulieren?
Eben hier ist doch der Knackpunkt: jeder Bürger soll sich eine
vernünftige Krankenversicherung leisten können. Wenn aber der freie
Markt durch freie Preise eine Achterbahnfahrt der Kosten mit sich
bringt, kann das kein gutes Modell für die "Ware" Gesundheit sein.
Deshalb plädiere ich dafür, daß jeder Mensch die Möglichkeit bekommt, sich[...]
privat mindestens auf dem heutigen Leistungsniveau der gesetzlichen
Krankenversicherung bei einem Anbieter seiner Wahl zu versichern - und zwar
zu Marktpreisen, also zu Beiträgen, die alle Faktoren berücksichtigen, die
sich auf das Risiko Krankheit auswirken.
Marktpreise??? Was für ein Markt?Es würden die Kalkulationsvorschriften gelten, wie sie heute bei der
privaten Krankenversicherung angewendet werden. Dazu habe ich hier schon
mehrfach Ausführungen gemacht. Bei Bedarf kann ich das gern wiederholen.
Dieser Versicherungsschutz kann dann auch nicht mehr einseitig durch die
Politik eingeschränkt werden, wie wir das in der gesetzlichen
Krankenversicherung dank der diversen Kostendämpfungsgesetze seit über zwei
Jahrzehnten ständig erleben.
Auf gar keinen Fall! Der Patient oder eine Patientenvertretung ist stets inDer Staat, die Politiker legen die Preise fest, die die Erbringer der
einer schlechteren Verhandlungsposition gegenüber Kassen und den
Leistungserbringern, deshalb muss der Staat auch hier die Hoheit behalten.
medizinischen Leistungen bekommen dürfen. Das Ende der Tarifautonomie? Da
möchte ich nicht im Gesundheitswesen arbeiten. Dann werden wir bald noch
weniger Ärzte und andere Gesundheitsberufe mehr in Deutschland haben.
Lieber Wolfgang, genau so ist es doch bereits heute (zumindest imWer gestaltet die Preise? Es ist doch bei Deinem Konzept völlig offen, werDie Preise für die medizinischen Sach- und Dienstleistungen sind das
eigentlich die Preise macht!
Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Erbringern der medizinischen
Leistungen bzw. deren Verbände und den Trägern der Krankenversicherung und
den Patienten bzw. deren Verbänden.
Bereich der Apotheken): der Staat legt die Preise fest. Ist die
Kassenlage schlecht, gibt es weniger Geld. Und ich glaube, dass das
auch in anderen Bereichen so ist (Fallpauschale in den Kliniken,
Deckelung des Budgets). Natürlich sollte das die Selbstverwaltung
regeln. Aber weder bei den Ärzten durch die KVen noch bei uns durch
die Verhandlungen mit den Krankenkassen passiert das. Es ist nämlich
ganz einfach: die (gesetzlichen) Kassen haben eine enorme
Verhandlungsmacht und diktieren die Preise. Leistung lohnt sich nicht
mehr, alles muss nur noch billig sein. Und ich sehe nicht, dass sich
das ändert, wenn wir hier die PKV stärken. Dann sind es eben
multinationale Versicherungskonzerne, die noch mehr Macht haben. Heute
sind es immerhin "nur" die unter staatlicher Aufsicht, da Körperschaft
des öffentlichen Rechts, stehenden GKVs.
Die Beiträge werden nach den bewährten KalkulationsvorschriftenDas geht wie ich oben bereits geschildert habe kaum, wenn die Preise
versicherungsmathematisch berechnet. Sie berücksichtigen die zu erwartenden
Versicherungsleistungen und die Lebenserwartung. Die Kalkulation unterliegt
der Kontrolle einer Aufsichtsbehörde. Auch dazu habe ich hier schon mehrfach
detaillierte Ausführungen gemacht. Bei Bedarf wiederhole ich dies auch gern.
für die Leistungen komplett freigegeben werden. Ich sehe das wie
Harry, dass es für Gesundheit keinen freien Markt geben sollte.
Schließlich möchte ich nicht, dass nur wer sich eine notwendige OP
leisten kann, diese dann auch bekommt. Und wie schon gesagt glaube ich
nicht, dass freie Preise mit Versicherungsmathematik kalkulierbar
sind.
Der Wettbewerb sowohl auf der Seite der Anbieter desDas derzeit existierende Gesundheitsystem lebt mit dem
Krankenversicherungsschutzes als auch auf der Seite der Erbringer
medizinischer Leistungen sorgt für Kundenorientierung, Service und
Wirtschaftlichkeit.
Eben nicht. Heute jedenfalls argumentieren die Ärzte, dass echter WettbewerbDeshalb möchte ich einen Leistungs- und keinen Verdrängungswettbewerb. Du
unter den Niedergelassenen zulasten der Qualität bei der Patientenversorgung
ginge.
Warum sollte es bei Deinem Modell anders sein?
Außerdem würde echter Wettbewerb zwangsläufig den Fall der
Zulassungsbeschränkungen bedeuten und das Ende der Freiberuflichkeit es
Arztes.
hättest weiter lesen sollen. Ohne Wettbewerb gibt es bestenfalls Stillstand,
wahrscheinlich eher Rückschritte.
Verdrängungswettbewerb. Allerdings gibt es dafür derzeit nur einen
Parameter: den Preis. Nur billig ist gut. Ein Wettbewerb durch
Leistung wird immer wieder gewünscht, scheinbar wollen die
Leistungserbringer das aber nicht, denn Preis ist viel einfacher als
Qualität. Im Moment wird von den Leistungserbringern erwartet, dass
sie Top-Qualität zu sehr kleinem Preis anbieten. Ich weiß nicht, ob
ein komplett privat finanziertes Gesundheitssystem das ändern kann,
wage das aber zu bezweifeln.
So gut die Argumente für die Einführung einer PKV für alle sein mögen,
ich persönlich glaube nicht, dass sowas funktioniert. Denn eines
möchte der private Versicherer doch immer: Geld verdienen. Und da sind
ihm die Versicherten dann herzlich egal. Deshalb bin ich der Meinung,
dass die Gesundheitsversorgung in staatliche Hand gehört. Ob das dann
ganz extrem werden muss (Leistungserbringer als Angestellte der
Kommunen o.ä.) sollte diskutiert werden. Zumindest halte ich es aber
für sinnvoll die Bürgerversicherung zu etablieren. Viele Probleme, die
wir heute haben, könnten dadurch gelöst werden: jeder muss sich
versichern, es gibt keine Ausnahmen für
Beamte/Selbstständige/Whatever. Damit würden auch die Besserverdiener,
die sich heute aus der GKV-Solidargemeinschaft ausgeklinkt haben,
wieder in die Pflicht genommen werden.
Ich bin gespannt wie wir uns einigen und freue mich auf weitere Diskussionen.
Beste Grüße
Thomas
- [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Wolfgang Gerstenhöfer, 22.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Manfred Wassmann, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Wolfgang Gerstenhöfer, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Thomas Luft, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Wolfgang Gerstenhöfer, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Thomas Luft, 23.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Jens, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Bernd Kasperidus, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Bernd Kasperidus, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Jens, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Wolfgang Gerstenhöfer, 25.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 25.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Bernd Kasperidus, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Morgan le Fay, 24.10.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Fw: [Aktive] Richtungsstreit bei den Piraten? (der Freitag), Wolfgang Gerstenhöfer, 23.10.2012
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