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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Fwd: Apotheken in der Piratenpolitik

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Fwd: Apotheken in der Piratenpolitik


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Luft <post AT luto.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Fwd: Apotheken in der Piratenpolitik
  • Date: Thu, 19 Apr 2012 10:11:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Am 17. April 2012 18:51 schrieb haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>:
> Das sind gute Fragen, die wir in der Tat bearbeiten sollten. Das wird
> vermutlich auch etwas zwiespältiger.
>
> Mal meine Antworten (nur für intern), aber das ist nur meine spontane
> Eingebung:
>
> 1) Werden die inhabergeführten Apotheken im Grundsatzprogramm der Piraten
> verankert?
>
> ich denke eher nicht. An sich halte ich es für sinnvoll, dass auch dieser
> Bereich änalog der MVZs geöffnet werden kann.

Wie Kpa schon angeführt hat, stellt sich die Frage, warum die Apotheke
derzeit "inhabergeführt" sein muss. Die derzeitige Begründung, dass
nur eine inhabergeführte Apotheke mit einem persönlich bis aufs letzte
Hemd haftenden Apotheker die nötige Arzneimittelsicherheit gewährt,
ist fadenscheinig. Allerdings stellt sich die Frage nach den
Alternativen. Was wir hoffentlich nicht wollen sind Ketten a la
Rhön-Klinikum, die dann nur noch profitorientiert arbeiten und sicher
nicht der Weisheit letzter Schluss sind, da dann die Versorgung auf
dem Land gefährdet sein könnte (ja, das ist spekulativ, aber z.B. in
Norwegen und GB so Fakt). Und billiger machen es die Ketten auch
nicht, denn niemand beutet sich mehr aus als ein Selbstständiger, der
auf keinen Fall in die Insolvenz gehen möchte...

Was meinst Du übrigens mit einer "Öffnung" der Apotheken analog den
MVZs? Derzeit darf in Deutschland jeder, der eine Approbation (oder
die entsprechende EU-Anerkennung) inne hat überall eine Apotheke
eröffnen. Anders als bei den Ärzten gibt es keinen Gebietsschutz und
keine KV, die irgendwelche Sitze regelt.

>
> 2) Bezugnehmend auf den Beschluss des Bundesrates interessiert uns, wie die
> Piraten sich zum Versand von Arzneimitteln positionieren (werden). Sie
> werden sicher selbst auch einfließen lassen, dass mit dem Aufkommen vor
> allem der Internetapotheken die Rate an Fälschungen deutlich zugenommen hat.
>
> Ich stehe Internetapotheken positiv gegenüber, insbesondere im Hinblick auf
> den demographischen Wandel (+ Landflucht). Die Geschichte mit den
> gefälschten DIMDI-Labels halte ich für nicht kritisch.

Mhh, ich stehe den Internetapotheken kritisch gegenüber. Natürlich
auch, weil ich eine Präsenzapotheke betreibe und sehe wie die
Kundschaft auf Grund der niedrigeren Preise in gewissen Bereichen zur
Online-Konkurrenz abwandert. Natürlich soll der Markt viel regeln, ob
das aber immer sinnvoll ist? Ich glaube nicht. Davon abgesehen
betreiben Internetapotheken Rosinenpickerei, weil sie nur den
lukrativen OTC-Markt beackern und die kostenintensiven Dinge wie
Rezeptur, Labor und Notdienst an die Präsenzapotheke "abdrücken".

Was den demographischen Wandel und die Landflucht angeht: was wollen
wir denn? Auf der einen Seite wird hier diskutiert wie wir die Ärzte
am besten aufs Land bekommen, auf der anderen Seite soll der Patient
seine Medis dann online bestellen und 3 Tage auf Akutmedikation
warten? Ich hoffe nicht!

Dann noch eins: wenn Internetapotheke, dann mit gleich langen Spießen!
Was uns als Präsenzapotheke an Anforderungen aufs Auge gedrückt wird
ist inzwischen recht kostentreibend. Derzeit ist sogar eine
Beratungspflicht in der neuen Apothekenbetriebsordnung vorgesehen und
da frage ich mich ernsthaft, warum das eine Vor-Ort-Apo leisten muss,
eine Versandapo aber nicht?! Wie sieht das Betreuungsverhältnis
Apotheker:Patienten bei Versandapotheken aus? Ist die Beratung hier
gewährleistet. Mit Verlaub, ich glaube nicht!

Dazu dann noch die Versender aus dem Ausland, die mit in Deutschland
verbotenen Rabatten auf verschreibungspflichtige Medikamente auf
Kundenfang gehen. Und wenn dann mal ein Gerichtsurteil da ist,
arbeitet man mit 1 Cent weniger Rabatt um ein neues Urteil zu
erstreiten. Sorry, auch hier sind die Spieße unterschiedlich lang.

> 3) Wie positionieren sich die Piraten in Bezug auf die umstrittenen
> Pick-Up-Stellen?
>
> Spricht meines Erachtens wenig gegen.

DAS Argument in ist in meinen Augen die fragwürdige Lagerung der
bestellten Medikamente. Davon abgesehen haben wir doch schon Präsenz-
und Versandapotheke. Warum noch eine dritte Versorgungsform, bei der
keine vernünftige Beratung gewährleistet ist?

Die Frage ist doch (auch wenn sie nicht gestellt wurde): was darf die
Versorgung mit Medikamenten kosten? Im Moment haben wir hier eine
recht preisgünstige, für jeden verfügbare Versorgung. Die Apotheken
kosten das System gerade mal 2,5% der GKV-Gesamtausgaben!

Beste Grüße

Thomas / Luto




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