ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
- Date: Fri, 13 Feb 2015 21:34:49 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 12.02.2015 um 19:40 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:
> Hi,
>
> Habe heute nochmal in Stützels "Paradoxa" gelesen, bis ca. S. 26.
>
> Mir leuchtet folgendes ein:
>
> Wenn Käufe und Verkäufe im Gleichschritt stattfinden, entsteht kein
> nennenswerter Kreditbedarf. Der Kreditbedarf ist also ein reines
> Vorsprungphänomen.
Unsinn! Käufe und Verkäufe müssen systematisch immer gleich groß sein, dann
wenn einer etwas verkauft, muss ein anderer genau dieses zu genau diesem
Preis kaufen?
Erklär mal, wie jemand etwas kauft, dass jemand anderes später erst verkauft
oder umgekehrt?
> Bedeutet das nicht im Umkehrschluß: wenn wir die gegenwärtige Situation als
> "Schuldenkrise" oder wahlweise auch "Guthabenkrise" wahrnehmen und die
> Ursachen im "Geldsystem" vermuten - übersehen wir dann nicht die sozusagen
> darunter verborgenen Kaufs-/Verkaufs-Ungleichgewichte, die sozusagen das
> Primärphänomen wären?
Nein, denn es kann systematisch kein Ungleichgewicht geben.
> Das scheint mir eine ganz essentielle Einsicht zu sein, die aber ja gerade
> bei den Leistungsbilanzungleichgewichten zwischen den verschiedenen Ländern
> offensichtlich ist - aber natürlich nicht nur dort gilt, sondern ganz
> generell.
Siehe oben. Das gilt generell NIE, weil schlicht unmöglich.
> Habt ihr das hier schon mal systematisch thematisiert? (Ich erinnere mich
> nicht daran, bin aber ja auch noch nicht so lange dabei)
Nein, weil unnötig.
> Das Thema eines Systems für den systematischen Ausgleich solcher
> Ungleichgewichte, die ja - laufen sie permanent in dieselbe Richtung weiter
> - zu wachsendem Kreditbedarf führen, und, werden sie nicht umgekehrt, zu
> Spannungen zwischen Gläubigern und Schuldnern führen, wäre damit ein
> absolut zentrales, von uns bisher gar nicht wirklich systematisch
> thematisiertes Thema.
Das ist unbestritten, dass wenn einer dem anderen permanent immer mehr
verkauft als umgekehrt, dann entsteht ein "Defizit". Dennoch müssen Käufe und
Verkäufe immer gleich hoch sein. Wie ich schon darlegte, ist das aber
fundamental vollkommen egal, weil es sich bei diesem "Ungleichgewicht" um
nichts anderes als ein "Papierphänomen" handelt - ähnlich den Target-Salden.
Ich erkläre es aber gerne noch einmal.
Stellen wir uns eine Insel vor, die einem König in Gänze gehört. Im Westen
befinden sich fruchtbare Felder, im Osten nicht. Weil aber der König den
Gebrauch der fruchtbaren Flächen maximieren will, beschränkt er die
Besiedlung dort auf das nötigste. Der Großteil der Bevölkerung siedelt also
im Osten der Insel und wird von den Bauern im Westen versorgt. Alle sind
glücklich, der Ertrag wurde maximiert, alle haben genug zu essen und sind
glücklich.
Nun stirbt eines Tages der König und die Insel wird geteilt.
Szenario 1: Die Grenze verläuft von Nord nach Süd
Plötzlich herrscht ein "Ungleichgewicht", weil ständig nur
landwirtschaftliche Produkte von West nach Ost fließen, aber nichts in
umgekehrter Richtung. Plötzlich ist ein "Problem" da, obwohl fundamental sich
an der Versorgungssituation der Bevölkerung NICHTS verändert hat.
Szenario 2: Die Grenze verläuft von West nach Ost
Alles wunderbar. Es findet kein Austausch zwischen Nord und Süd statt
("Gleichgewicht") und alles geht weiter wie bisher. Alles in Butter! Hier hat
sich ebenso fundamental NICHTS verändert.
FAZIT: Ob es ein "Ungleichgewicht" gibt oder nicht, ist lediglich eine Frage
des Grenzziehung - und daher faktisch vollkommen irrelevant. Wichtig ist wie
hoch der Gesamtbedarf ist, und ob er gedeckt werden kann. Die Forderung, dass
immer "Gleichgewicht" herrschen müsste, ist vollkommen unsinnig, wenn man die
einfach Tatsache akzeptiert, dass nicht alle Regionen gleich produktiv sein
können und es folglich faktisch komplett unmöglich ist, eine absolutes
Gleichgewicht herstellen zu wollen (sprich: "überall" gibt es ein
"Gleichgewicht").
> Umverteilung über Besteuerung wäre eine mögliche Form des Ausgleichs
> solcher Ungleichgewichte (und damit der Vermeidung von Spannungen zw.
> Gläubigern und Schuldnern), allerdings eine Form, die eine staatliche
> Autorität voraussetzt.
Welchen Sinn hätte in Szenario 1 eine Besteuerung? Du besteuerst jetzt die
Bauern, nur weil sie den "Fehler" machen, die Inselbewohner im Osten zu
versorgen? Was soll das? Dann produzieren sie eben nur noch für sich und die
Inselbewohner im Osten kratzen ab. Super Lösung - Hauptsache
"Gleichgewicht"....
> Eine weitere Form wäre eben Keynes' "international clearing union", oder -
> wie manche behaupten - frei floatierende Wechselkurse (was aber Christoph
> ja als Mechanismus beschrieben hat, das nicht wirklich zum Ausgleich von
> Ungleichgewichten dient, sondern letztlich dem Starkwährungsland nutzt und
> dem Schwachwährungsland schadet).
Ich wüsste nicht, was eine solche ICU an der fundamentalen Situation auf der
Insel ändern sollte.
> Ist es nicht auch so, daß ... wenn kein nennenswerter Kreditbedarf
> entsteht, den Banken ein Betätigungsfeld wegfällt, diese also eher ein
> Interesse an Ungleichgewichten haben müßten?
>
> Ich kann das aber noch nicht wirklich präzise formulieren, erstmal mehr
> vage als "Ahnung" mit weiterem Klärungsbedarf, also als ein Set wichtiger
> Fragen, die ich im Hinterkopf behalte und denen ich nachgehen werde.
>
> Was meint ihr dazu, wie seht Ihr das?
Ich denke, wir sollten man "back to roots" kommen, und uns wieder mit der
Realwirtschaft befassen. Es gilt:
1. Die Versorgungssituation der Bevölkerung ist umso besser, je mehr
(benötigte/gewollte) Güter hergestellt werden, und die Optimierung der
Versorgungssituation sollte das Ziel allen Wirtschaftens sein
2. Die Versorgungssituation der Bevölkerung ist umso besser, je genauer Güter
dort produziert werden, wo dies am produktivsten möglich ist
3. Wenn das zu Folge hat, dass in einigen Regionen (wesentlich) mehr
produziert wird als in anderen, dann ist das eben so. Das ist kein "Problem",
sondern einfach nur die Lösung einer Optimierungsaufgabe
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