ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
- Date: Wed, 21 Jan 2015 18:59:13 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Es ist erst mal ein vereinfachtes ein Modell, in dem diese Silberlinge einfach existieren, sagen wir, sie haben sie gefunden.Am 16.01.2015 um 19:05 schrieb Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>:
Am 16.01.2015 um 15:50 schrieb Christoph Mayer:Für mich macht es den Eindruck, als sei Erkenntnisstand und meist auch der Diskussionsstil jetzt geeignet, nochmal den Ursprungskern der Überlegungen zu erläutern, wie Kreditschöpfung wirkt und wie das transformiert werden kann:Der Knackpunkt ist immer wieder: wo kommen die her und unter welchen
• Reduzieren wir die Wirtschaft mal auf ihre einfachste Form: 10 Haushalte, die arbeiten und konsumieren, keine Bank, kein Staat.
• Das Dorf hat z.B. 1000 Silberlinge als Geld.
Das ist in diesem Modell nicht existent, kommt erst später dazu!• Egal wieviel die Menschen arbeiten, das Geldvermögen kann nicht steigen. Das gilt auch heute: Durch Arbeit kann Geld nicht entstehen sondern nur verteilt werden.Das, was wir heute als BSP messen, kann sehr wohl gesteigert werden.
Einen schnelleren "Umlauf" klammere ich dabei einmal aus. Jemand kann
mit einem Versprechen auf zukünftige Leistungserbringung *jetzt*
Waren/Dienstleistungen konsumieren. "Bezahlt" bzw. Leistung erbracht
wird später. Diese Art der (Neu-)"Verschuldung" ist der Grundstein des
modernen Geldsystems. Man hat mit der Bank eine Stelle geschaffen, die
das ganze ausführt und dokumentiert. Die Verschuldung/das Versprechen
wird verbrieft und bei Erfüllung wieder getilgt/vernichtet.
Bei einer existenten Geldmenge X kann kein Geldvermögen ausgeweitet werden! Das geht nur mit einer Quelle von Geld.
Menschen fischen, bauen Häuser und Handwagen. Die Warenmenge steigt ständig, stärker als der Verfall von Gütern. solange es einen Austausch gibt, durch Geld oder Tausch.• Die geschaffenen Güter, Immobilien, … wachsen aber ständig.Wie kann mehr Output erzeugt werden, wenn zur Entlohnung immer nur
derselbe Betrag zur Verfügung steht? Produktivitätszuwachs schön und
gut, aber wer konsumiert das "Mehr"? Wo ist der Anreiz, überhaupt mehr
zu schaffen? Ganz schön vertrackt.
In einem System mit Silberlingen ist es Hortung. In einem System mit Buchgeld ist es „sparen“, was faktisch Geld aus dem Kreislauf nimmt.Das bedeutet, der gleichen Menge Geld steht immer mehr erwerbbares gegenüber. Die Folge ist eine Geldaufwertung oder Deflation."Gelagert" ist in dem Moment nur eine Umschreibung für "gespart". Die
• Eine Geldaufwertung bietet Anreiz für Geldhortung und führt zu einer Kontraktion der realwirtschaftlichen Geldmenge.
• Die Kontraktion der Geldmenge führt zur Behinderung des realwirtschaftlichen Austausches.
Fügt man in dieses System eine Bank ein und das vorhandene Geld hat eine Schuldentsprechung (also Kreditschöpfung), fließen automatisch 50 der 1000 Silberlinge jährlich zur Bank. Das führt zu einer verstärkten Kontraktion in der Realwirtschaft. Über das Kreditwesen wird nun ein Teil des Geldes als Ausgaben zurück fließen. Ein Teil wird nicht zurückfließen und „gelagert“ bleiben.
Bank hat Ausgaben, ihre Mitarbeiter geben ihr Einkommen wieder aus, usw.
Ist so lange alles gut, bis einer anfängt und Geld zurückhält. Man kann
das "horten" nennen oder "lagern", aber der allgemein gültige Begriff
dafür ist sparen.
Das Geld, das in Wiederanlage geht, fehlt bei der Nachfrage, also im BIP.
Die Nachfrage nach Geld steigt mit dem Mangel an Geld. Das Angebot an Geld sinkt mit dem Zinssatz und dem Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer.Dieser muss gegen Zinszahlung ausgelöst werden. Der Zins ist um so höher, je mehr Mangel in der Realwirtschaft herrscht.Den einzigen Zusammenhang, der in diese Richtung geht, wäre steigendes
Kreditausfallrisiko, da vermehrt Kredite ausfallen (da das Geld nicht
zum Ursprung der Entstehung zwecks Tilgung zurückfließt).
Kredit ist im Prinzip unendlich verfügbar, weil die Einlagen gesamtwirtschaftlich mit jedem Kredit mitteilen.Ist dann der Mangel noch größer, sinkt der Zinssatz weil sonst alle in Konkurs gingen (Stand heute).Mit "Mangel" ist wie vorhin auch die Sparrate v.a. der vermögenden
Haushalte gemeint. Warum sollen jetzt plötzlich Angebot und Nachfrage
nicht mehr gelten? Das Sinken geschieht nicht aus einer Not heraus,
sondern ist zum überwiegenden Teil nachfrageinduziert. Und wo keine ist,
kann an nicht vergebenen Krediten auch nichts verdient werden. Man kann
das "lagern", "horten", "sparen" auch umgehen, indem man neue Kredite
aufnimmt - und die sind gerade günstig wie nie :-) Das war die Lösung
in der Vergangenheit, die Netto-Neuverschuldung entsprach mehr oder
weniger der Sparrate. Sind die Kreditzinsen aber einmal niedrig, braucht
man ungeheuer viel an Neukrediten, um dieselben Sparzinsen wie gewohnt
zahlen zu können - an den Vermögen hat sich ja erstmal nichts geändert.
Die logische Konsequenz: der Zinssatz sinkt.
In der Gegenrichtung sorgt eine zunehmende Netto-Neu Kreditaufnahme für
ein Einnahmen-Plus, was als höherer Zins an die Sparer weitergegeben
werden kann. Da das ein sich selbst verstärkender Effekt ist, kommt nach
dem Boom eben auch der Bust. Außer man erzeugt anderweitig / exogen
weitere Blasen…
Nachfrage nach Geld ist im Prinzip auch immer da. Nur die Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit nicht.
Die Gesamtmenge der Zinszahlungen steigt also in der Anfangsphase und bleibt dann auf einem hohen Niveau.Ich dachte, die Geldmengensteuerung sei ein alter Hut, längst als
Da die Gütermenge und das Dienstleistungsangebot ständig wächst, muss darüber hinaus neues Geld in Umlauf gebracht werden, damit die Geldvermögen mit dem Angebot steigen. Nach Keynes ist es sinnvoll, etwas mehr neues Geld zu erzeugen, damit eine leichte Inflation entsteht und der Geldanleger durch Hortung Geldwert verliert, dadurch einen Anreiz zum Ausgeben und Anlegen hat.
unwirksam abgetan. Die ZB kann nur die Reservekonten der GBn aufblasen,
in der Realwirtschaft braucht es aber frische, noch unverbrauchte
Kreditnehmer, die neue Kredite aufnehmen und damit Geld erzeugen.
Der Zusammenhang "Oh, es gibt ja jetzt mehr Güter und Dienstleistungen,
also nehme ich mal schnell noch etwas mehr an Kredit auf" ist nicht
vorhanden. Die ZB kann wie gesagt im Normalfall auch nicht in die
Realwirtschaft durchschieben. Also hängt es von den Nachfragern ab, ob
mehr Geld entsteht. Und neue Kredite nehmen die nur auf, wenn sie
positive Zukunftsaussichten haben (steigende Reallöhne als Beispiel).
Das ist m.E. als Erklärung dann "rund".
Dann gibt es Länder wie D, wo man der Meinung ist, dass man selbst keine
neuen Kredite braucht und trotzdem wachsen kann. Die Kehrseite hat
Flassbeck heute beschrieben:
http://www.flassbeck-economics.de/bravo-deutschland-15-prozent-wachstum-2014-mit-ueber-200-milliarden-euro-neuen-schulden/
Je höher die Wirtschaft verschuldet ist und je mehr anteilig an „Fremdkapital“ investiert ist, desto höher sind die Vermögenseinkommen.
Diese Kapitalkosten mindern den Gewinn und die Arbeitsentgelte. Und sie fehlen im volkswirtschaftlichen Kreislauf.
Deshalb sinkt damit die Möglichkeit, ohne Kredit zu finanzieren und die Erfolgsaussichten sinken ebenfalls, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dezimiert ist.
Das heißt, die Nachfrage hängt mit der Vermögensverteilung zusammen und mit dem volkswirtschaftlichen Finanzierungskonzept.
Wer glaubt, dass der Geldmarkt per Angebot und Nachfrage bestimmt ist, täuscht sich. In Wirklichkeit wird die Leistung der Volkswirtschaft durch den Geldmarkt künstlich limitiert!
Auch will ich damit keine Geldmengensteuerung erreichen sondern ein Decken von neuem Geld durch bereits geschaffenen Wertschöpfung. Das ersetzt erst mal eine Teilmenge des Kreditvolumens.
Dazu kommt noch:Die Schulden müssen nur in dem Maße weiter steigen wie zusätzlich
- Die Geldmenge kann um so stärker wachsen, je mehr die Personen arbeiten bzw. die Wirtschaft Output erzeugt.
- bei einem System mit Geldmengenerhöhung bei der Bank bedeutet das im jetzigen System: je mehr man arbeitet, desto schneller wachsen die gesamtwirtsch. Schulden. Die vermeintliche Lösung führt also immer tiefer ins Schlamassel.
gespart wird. Durch die Konzentration bei Wenigen fehlt es am anderen
Ende der Fahnenstange. Das ist ein Verteilproblem.
Falsch. Wenn neue Werte geschaffen werden, muss die Geldmenge mitsteigen, damit es keinen Deflationseffekt gibt. Wenn die Geldmenge steigt, steigen automatisch die Schulden mit! Das Sparen ist überhaupt kein Problem, wenn die Geldvermögen an der richtigen Stelle und in Höhe der Wertschöpfung steigen. Das Aufschludung durch Sparen ist nur ein Folgeeffekt, der dadurch falsch läuft, dass die Geldmenge an der falschen Stelle wächst.
- nur wenn die Geldschöpfung bei den Wertschöpfenden erfolgt, wird dieser Automatismus aufgehoben. Dann wachsen die Vermögen mit der Wertschöpfung und dort, wo die realwirtschaftlichen Investitionen benötigt werden. Je mehr alle arbeiten, desto mehr Wohlstand entsteht, aber eben nicht mehr Schulden.Reale Arbeit bedeutet realer Aufwand. "Verschuldet" wird sich in der
einzigen Währung, die für alle gleichermaßen gilt: Zeit.
Schulden sind nicht mehr (und nicht weniger) als ein Ausdruck, um
zusätzlichen/zukünftigen Aufwand für den Kreditnehmer zu beziffern. Von
daher erachte ich den Terminus "schuldfreies Geld" als grobe
Irreführung. Unsere Gesellschaft hat es in gewisser Weise in über 100
Jahren verlernt, in welcher Form Aufwendungen gegeneinder aufgewogen und
verrechnet werden. Alles geschieht weitgehend anonym und abgeschottet,
dabei drehen sich unzählige kleine Rädchen, die allesamt miteinander
verbunden sind.
1. Zeit ist kein Maß für Wertschöpfung sondern es ist Umsatz - Vorleistungen.
2. reale Arbeit bedeutet realen Aufwand, richtig. Aber dieser Aufwand wird durch die Verkäufe des Unternehmens bezahlt. Warum soll man da fremde Wirtschaftsteilnehmer einbauen, die zusätzlich die Hand aufhalten?
Also, was, wenn die Geldmenge quasi direkt durch Arbeit steigen würde? Wenn das Geldvermögen der Personen genau um den Betrag steigen würde, den sie selbst an realem Wert in Form von Gütern und Dienstleistungsangebot geschaffen haben?Willkommen in der Werte-Diskussion.
Dann würde die Geldmenge stets dem entsprechen, was an Werten in der Gesellschaft vorhanden ist. Ein Bedarf an Kredit besteht im existierenden Kreislauf nicht. Und das ist die Grundidee vom Wertschöpfungsgeld. So ist die Bank nur noch für einen Ausgleich von Bedarf und Neugründungen zuständig, für den eigentlichen realwirtschaftlichen Prozess ist sie nicht mehr notwendig.Geldmengensteuerung halte ich wie gesagt nicht für zielführend, da es
das Kernproblem nur indirekt adressiert.
Es geht hier nirgendwo um die Steuerung der Geldmenge!
Es geht darum, sie nach der realen Wertschöpfung zu REGELN und damit erst mal den unnötigen Teil der Kreditmenge zu eliminieren.
Die Idee, Arbeit nach gerechteren Gesichtspunkten als bisher zu bezahlen
und damit "wert-lose" Tätigkeiten auszusortieren, erhält meine volle
Zustimmung. Man braucht dann nicht mal halt machen und kann sich
grundlegend über Lohnarbeit Gedanken machen, aber das führt an dieser
Stelle wohl zu weit... Im Kern sind das immer Verteilungsfragen.
Die Verteilung geschieht über Eigentum und allgemein Macht.
Und genau da muss man ansetzen.
Von da aus kann man jetzt den Blick weiten und die Zielrichtung verändern, z.B. Sachvermögensverteilung mit integrieren. Oder mit dieser Maßnahme auch gleich die Keynsche Inflation mitschaffen. Man kann den Detaillierungsgrad erhöhen: Was ist mit Wertverfall/ Abschreibungen, wie wird eine Fehlverwendung verhindert, wie sind die Interaktionen mit dem Ausland, was ist mit dem Staat usw. Das habe ich gemacht.
Christoph Ulrich Mayer
CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de
Augsburg, Germany
--
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- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 07.01.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 16.01.2015
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