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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Mon, 05 Jan 2015 12:17:17 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Noch hierzu:

Marx schreibt:

/"Der unmittelbare Produzent, d*er Arbeiter, konnte erst dann über seine Person verfügen, nachdem er aufgehört hatte, an die Scholle gefesselt und einer andern Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet, mußte er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und hemmenden Arbeitsvorschriften entronnen sein. *Somit erscheint die geschichtliche Bewegung, die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert für unsre bürgerlichen Geschichtschreiber. "/

Nennt sich dann üblicherweise "Bauernbefreiung":
http://de.wikipedia.org/wiki/Bauernbefreiung

Wo wir schon dabei sind, wie in Deutschland "Kapitalismus" geschaffen wurde, um England industriell einzuholen und zu überholen: die preußischen Reformen waren hier der entscheidende Anstoß:
http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Reformen#Oktoberedikt_von_1807

*Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und _alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotnen Garantien ihrer Existenz geraubt_ sind. *Und die Geschichte dieser ihrer Expropriation ist in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer.

Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten, mußten ihrerseits nicht nur die zünftigen Handwerksmeister verdrängen, _sondern auch die im Besitz der Reichtumsquellen befindlichen Feudalherren_. Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden Vorrechte sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der freien Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt. Die Ritter von der Industrie brachten es jedoch nur fertig, die Ritter vom Degen zu verdrängen, dadurch, daß sie Ereignisse ausbeuteten, an denen sie ganz unschuldig waren. Sie haben sich emporgeschwungen durch Mittel, ebenso gemein wie die, wodurch der römische Freigelassene sich einst zum Herrn seines patronus gemacht hat.

Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der _*Verwandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation.*_" (MEW 23, S. 773 http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_741.htm)

"Güteranhäufungen" (Landbesitz) existierten auch im feudalen Mittelalter, bei den adligen Grundherren, die ihre Leibeigenen darauf arbeiten und Naturalabgaben leisten ließen. Das war KEIN Kapitalismus, sondern ein feudales Abgabensystem.

"Kapitalismus" existierte da nur auf kleinem Maßstab in den Städten, als Kaufmannskapitalismus - nicht als industrieller Lohnarbeiterkapitalismus - wie z.B. bei der Hanse (lübisches Recht), aber nicht als dominante, allgemeine Gesellschaftsform. Die dominierende Form der sozialen Beziehungen waren feudale Lehensverhältnisse, nicht zwischen freien Eigentümern geschlossene Verträge.

Aus der Sicht Deiner Definition war das Feudalsystem ebenso "Kapitalismus" wie der Realsozialismus. Aus meiner Sicht waren es ANDERE Herrschaftsformen. Anders: Gemeinsam haben alle drei Gesellschaftsformen (mittelalterliches Feudalsystem, moderner Realsozialismus, moderner Kapitalismus), Formen der Herrschaft und der Ausbeutung zu sein, in denen es ein "ungleiche" Güterverteilung und Güteranhäufungen gibt.

Sie unterscheiden sich aber in der Form der sozialen Beziehungen, innerhalb der die Ausbeutung stattfindet.

Nur, wenn die Ausbeutung über (formell, nicht real) "frei" geschlossene Verträge stattfindet, gibt es "Kapitalismus". So sieht das auch Marx (der allerdings in der griech. Antike (polis ab ca. 800 v.Chr.) keinen Kapitalismus zu erkennen vermag, den es aber de facto - samt privater Banken - gab).

Deine Definition von Kapitalismus verpaßt gerade die entscheidenden, Kapitalismus von anderen Formen der Herrschaft/Ausbeutung unterscheidenden Merkmale.




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