ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums
- Date: Sun, 26 Oct 2014 11:52:22 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
>> gerhard:
>> 2. Die eigentliche 'Wachstumskomponente ist nur optional. Damit hier
>> realistisch ein positiver Wert modelliert werden kann, sind
>> gesamtwirtschaftlich Investitionen in Forschung und Entwicklung zu tätigen.
>>
>> kost:
>> Von welcher „Wachstumskomponente“ sprichst du? Wachstum im Sinne von
>> Kreditbeziehungen in größerem Volumen? Oder grundsätzlich mehr
>> Annehmlichkeiten (heute geht jeder in D auf ein WC und nicht mehr
>> hinters Haus, heute sind Whg. beheizt ohne dass die Luft stickig und
>> nach verbranntem Holz riecht, ...)
> Da kommt meine Kritik an der Wachstumsideologie mit herein. Von
> Politikern werden wir mit einem diffusen Wachstumsversprechen geködert,
> welches wie eine Heilslehre verkündet wird und ihre Grundlage in den
> naiven statischen Modellen der Ökonomie hat. Darin ist das Wachstum
> immer ein exponentielles Wachstum, was den Systemtheoretiker und Ökonom
> Kenneth Boulding zu der Aussage 'Anyone who believes that exponential
> growth can go on forever in a finite world is either a madman or an
> economist' varanlasste. In richtigen dynamischen Systemen können wir
> auch ein sog. logistisches Wachstum beobachten, bei dem ein
> Systemzustand (z.B. die Versorgung mit Gütern) im Zeitverlauf sich auf
> einem höheren Niveau einpendelt. Sich etwa alle drei Monate ein neues
> Auto zu kaufen, ist für die meisten von uns nicht nur faktisch unmöglich
> sondern auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht unsinnig. Die
> entwickelten Ökonomien auf diesem Planeten dürften einen solchen
> Sättigungszustand mittlerweile erreicht haben.
Dazu passt Axels Grafik:
http://www.axelgrimm.de/bilder/Wirtschaftswachstum_grafisch.pdf
Grün zeigt die Bestandsentwicklung (Wirtschaftsleistung), rot ist die
zeitliche Veränderliche (Wirtschaftswachstum). Mathematisch gesehen
ist das die Ableitung der Wirtschaftsleistung.
Genreith fordert ja im Grunde genommen nichts anderes, als dass sich
die (Mainstream-)Ökonomen von ihren statischen "Micky-Maus"-Modellen
lösen sollen und stattdessen mit dynamischen Modellen (mit den
schnuckeligen DGLn) arbeiten. Bei der Lösung von DGLn erhält man keine
statischen Werte, sondern eine Funktion. In seinem Beitrag ist das die
Spirale, in deren ersten Halbbogen wir uns befinden. Auch schön zu
sehen anhand der "Krisenschleifen", dass es mit den jetzigen Mitteln und
Wegen kein Entkommen gibt.
Steve Keen z.B. ist mit seinem "Minsky" Projekt dran, in die Richtung
ein dynamisches Wirtschaftsmodell auf die Beine zu stellen, den genauen
Stand kenne ich allerdings nicht.
Ein System wie "die Wirtschaft" mit unzähligen Rückkopplungen statisch
modellieren zu wollen, funktioniert nur, wenn man sich einredet, dass
sich automatisch ein Gleichgewichtszustand einstellen würde. Man
definiert dann einzelne Variablen einfach als rigide /"sticky". Das ist
nur alles andere als zeitgemäß.
Mit der simplen "Lösung" einfach mehr Kapital reinzupumpen, ist es
eben nicht mehr getan. Auch wenn ich es "ganz tief unten" reinpumpe
(über den Helikopter z.B.) und den Menschen am unteren Rand die
Möglichkeit gebe, aufzuholen, irgendwann ist wieder ein Punkt
erreicht, an dem sich weiteres "Wachstum" ohne neuen
Bevölkerungszuwachs / neuen Planeten nicht bewerkstelligen lässt.
Es sei denn man schafft es, den Wachstumspfad von der materiellen Ebene
abzukoppeln. Flassbeck und Wolfgang hier auf der Liste tendieren ja in
diese Richtung. Allein das Wie bleibt offen.
Auf Axels Grafik zurückzukommen: wenn der wirtschaftliche Ausstoß
absolut jedes Jahr um dieselbe Menge zunehmen soll, dann geht die
Wachstumsrate automatisch zurück (bis irgendwann auf nahe Null). Wer
den exponentiellen Charakter aufrecht erhalten will, braucht schon
gehörig Phantasie, wie er/sie das bewerkstelligen will.
Jemand, der "die Wirtschaft" modelliert, muss solche Randbedingungen
mit auf dem Schirm haben, ansonsten kommt wieder nur realitätsferner
Murks bei raus.
Grüße,
Marco
- [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Piratos, 12.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Rudi, 12.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 24.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 24.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 24.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Marco Schmidt, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Axel Grimm, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, moneymind, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Marco Schmidt, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Kos, 24.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 24.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, thomas, 12.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, thomas, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 21.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Thomas Weiß, 20.10.2014
- [AG-GOuFP] Ideengeschichte des Eigennutz: Mandeville-Paradoxon, thomas, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, moneymind, 26.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 23.10.2014
- [AG-GOuFP] Ideengeschichte des Eigennutz: Mandeville-Paradoxon, thomas, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, thomas, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Gerhard, 20.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Kind im Bade: zur Mathematik des Wachstums, Rudi, 12.10.2014
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