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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab
- Date: Sat, 17 May 2014 19:04:48 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hi Thomas,
Ja. Aber ist das die Regel bei kleinen und mittleren Betrieben (der
Mehrzahl der Betriebe)? Oder eher bei Großbetrieben? Auch beim
staatlichen Bailout geht es ja v.a. um Großbetriebe, nach dem Motto "too
big to fail". Die haben dann enorme Macht über die Regierung.
Genau darum geht es bei der Kontroverse um den Eigentumsbegriff.
Darum geht es DIR ... mir ging es um etwas ganz anderes. Mißverständnis.
Wenn nun der demokratische Prozess aber gerade wegen Eigentumskonzentration (Ungleichverteilung) zu Gunsten des Eigentums (und damit auch zugunsten des Arbeitgebers) durch die Vermögenden beeinflusst wird, dann wird dieser Ausgleich nicht oder nicht mehr vollständig herbeigeführt. Das führt in einen Zustand, wo der Staat de facto nicht mehr die Rechte aller Bürger garantiert. Diese "Outlaws" werden in Folge dessen die Beziehung zum Staat aufkündigen, ihn bekämpfen und beseitigen wollen (politischer Extremismus).
Ja, völlig klar.
Ich finde lustig, welche Begriffe Du da benutzt. "Arbeitnehmer" sind ja produktionsmittellose "Nicht-Eigentümer", eben Lohnarbeiter. Der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital ist der Grundwiderspruch des Kapitalismus, und ökonomische Ideologien drehen sich immer um die Macht der Lohnarbeiterklasse und Gewerkschaften: Neoliberalismus will diese brechen, Marxismus und (gewerkschaftlich funktionisierter) Keynesianismus will sie stärken.
Adam Smith sagt auch völlig klar:
/„Civil government, so far as it is instituted for the security of property, is in reality instituted for the defence of the rich against the poor, or of those who have some property against those who have none at all.“ (An Inquiry into the Wealth of Nations, Book V, Chapter 1, Part II, http://www.econlib.org/library/Smith/smWN20.html#anchor_j26) /
MIr ging es aber um etwas völlig anderes, nämlich die Rolle von Eigentum (samt Vermögenshaftung damit) und Vertragsfreiheit für die Innovativität der gesamtwirtschaftlichen Produktion, weil das die Ausdifferenzierung arbeitsteiliger Strukturen durch Entrepreneure ermöglicht. Aber sei's drum - müßte ich wahrscheinlich genauer erklären, damit es irgendwer nachvollziehen kann.
Aus diesem Grund ist der Eigentumsbegriff dem politischen Prozess
unterzuordnen, denn wie das BVerfG feststellt, ist die Bundesrepublik
eine Demokratie mit Volkssouveränität. D.h. das Volk kann kraft seiner
Beteiligungsmöglichkeiten der Umverteilung Grenzen setzen und Eigentum
explizit verpflichten.
Ja, ähnlich wie nach WK II die soziale Marktwirtschaft - ein zeitweiliger Klassenkompromiß, der in einer Übermacht der Arbeiterklasse mündete und dann die neoliberale Konterrevolution provozierte.
Mir geht es auch nicht um den Bankrott, sondern um die Motivstruktur, die seine Möglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen schafft. Das Bankrottrisiko kann im Kapitalismus höher oder niedriger sein, es schafft aber ein Motiv für betriebswirtschaftliche Effizienz und v.a.
für Kundenfreundlichkeit und Kundenservice: die Kunden als Halter des
knappen Geldes müssen umworben werden. Man freut sich über sie, weil sie
knapp sind - man kann es sich nicht leisten, sie Schlangestehen zu
lassen. Das sind "Käufermärkte" mit "Kunden" als "Königen".
In der DDR gab es schlicht kein Bankrottrisiko für die Betriebe. Oder
siehst Du das anders?
Letztlich ist der Grund, warum ein Unternehmen funktioniert und
erfolgreich ist in der Leistung seiner Mitarbeiter*innen und der
Integration dieser Leistungen (Leitung) begründet. Die Angst vor dem
Bankrott spielt da nur eine perifere Rolle. Die eigentliche Motivation
des Einzelnen ist eine sehr tiefgehende Fragestellung der Psychologie,
die hier jeden Rahmen sprengen würde.
Wieder hab ich mich offensichtlich nicht klar ausgedrückt, mir ging es um etwas völlig anderes.
Der gesellschaftliche "Kitt", wie Buschbeck sagt, der DDR war eine
Vision. Jede Staatsform bedarf einer Rechtfertigung, in der DDR war es
eine Vision, die Ideologie wurde, die Wahn wurde und sich selbst in die
Tiefe zog. Der gesellschaftliche Kitt unserer Gesellschaft ist die
individuelle Freiheit. Wir müssen aufpassen, nicht in die selbe
(Ideologie-Wahn-)Falle zu tappen.
Relativer Wohlstand und Konsumfreiheit für die Arbeiterklasse war der "Kitt", mit der die Arbeiterklasse temporär "befriedet" wurde. Nachdem sie daraufhin zu mächtig wurde, haben die Vermögenden eine ideologische Konterrevolution gestartet - und die Arbeiterköpfe über Kampagnen etc. massivst neoliberal ideologisiert.
Der Klassenkampf wird in einer Demokratie über den ideologischen Kampf um die Köpfe geführt, und ökonomische "Theorien" werden dafür als Mittel benutzt.
Ich wollte aber auf einen völlig anderen Punkt hinaus: der reale Sozialismus hat die Irrationalitäten des Kapitalismus nicht etwa beseitigt, sondern sozusagen in negativer, spiegelbildlicher Form reproduziert: während im Kapitalismus die Läden voll sind und die Leute nie genügend Geld haben, alles leerkaufen zu können (Käufermärkte), also als Kunden von den Anbietern umworbene "Könige" sind, war es im Sozialismus mit regelmäßigem Schlangestehen mit vorhandenen, aber wertlosen Aluchips gerade umgekehrt (wie im Kapitalismus Verkäufermärkte), und Kornai hat schön herausgearbeitet, warum das so war/ist.
Kapitalismus: "relative Überproduktion", Sozialismus: relativ das Gegenteil (weil dort nicht Geld gehortet wird, sondern Güter - siehe Kornai).
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 16.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, moneymind, 16.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 16.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 16.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] DDR und Sozialismus, was: Soros: Europas Zukunft ..., moneymind, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] DDR und Sozialismus, was: Soros: Europas Zukunft ..., Ex-SystemPirat, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, moneymind, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] DDR und Sozialismus, was: Soros: Europas Zukunft ..., Rudi, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] kein Bashing, nur Plädoyer für Systemvergleich, moneymind, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] DDR und Sozialismus, was: Soros: Europas Zukunft ..., thomas, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, moneymind, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 17.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, moneymind, 18.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 18.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, moneymind, 18.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, Rudi, 19.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab, thomas, 19.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Systemvergleich, wasGeorge Soros: Europas Zukunft ..., moneymind, 18.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Systemvergleich, wasGeorge Soros: Europas Zukunft ..., Marco Schmidt, 18.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Systemvergleich, wasGeorge Soros: Europas Zukunft ..., Ex-SystemPirat, 19.05.2014
- Re: [AG-GOuFP] Systemvergleich, wasGeorge Soros: Europas Zukunft ..., thomas, 19.05.2014
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